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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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Willig huldigten Euch Napoleons menschliche Fürsten;
Aber der Tugend Gewinn, die sie verehrten, ward uns.
Nie ermüdetet Ihr im redlichen Eifer für's Ganze,
Der, vergessend sich selbst, Brüdern nur denket und lebt.
So erkannte Euch stets der Hülf' erflehende Bürger;
So erleichtertet Ihr, selbst Euch vergessend die Last.
O, geläng' mir ein Lied vom braven Manne, wie Bürger
Deutschlands Barde es sang, fröhlich ertönte dies Lied,
Und vom Munde zu Mund' ertönete fröhlich es wieder,
Guter Knesebeck, Dir! Freundlicher Beiersdorf, Dir!
Aber sie wird nur gefühlt, sie wird nicht gesungen die Liebe,
Die für den lindernden Freund dankbare Herzen erfüllt.
Schmecket reichlich den Lohn der selbstvergeltenden Tugend,
Einzig würdigen Lohn, wie ihn die Gottheit genießt.
An der göttlichen Gluth Eurer Bürgertreue und Liebe
Werde das kältere Herz engen Alleinseins erwärmt.
Heil Dir, gefeiertes Paar! Heil ihnen und ähnlichen Männern!
Heil dann, Vaterland, dir! Heil dir, König und Volk!

Bolte.

Sehen wir von einzelnen Wendungen ab, die man jetzt vielleicht als
"Zopfigkeiten" bezeichnen würde, so müssen wir nicht ohne Beschämung
zugestehn, daß wir in den 50 Jahren, die seitdem vergangen sind, schwer-
lich Fortschritte gemacht haben und daß die kleinen Städte sich heute
muthmaßlich zählen lassen, in denen man noch im Stande ist, zwei be-
währt gefundene Männer in gleich guten Versen zu feiern. Auch bei
feierlicheren Gelegenheiten wird jetzt schlechter gedichtet. Exempla sunt
odiosa.



Schloß Beuthen.
Benutzt: Fidicin und Berghaus. Aufsätze von Hesekiel und
L. Schneider. Mittheilungen aus dem v. d. Marwitz-
schen Familien-Archiv in Friedersdorf. Mündliches.

(Generallieutenant Joachim Ernst von Goertzke,) der
"Paladin" des großen Kurfürsten, kaufte Friedersdorff (im Lande Lebus,
in der Nähe von Gusow), und besaß es bis zu seinem Tode 1682.

In Schloß und Kirche daselbst befinden sich Bilder von ihm.

Sein Oelportrait in der Halle des Schlosses (seit über 150 Jahren
v. d. Marwitzscher Besitz) ist fast überlebensgroß. Ganz geharnischt, den
Commandostab in der Rechten, die leichte Feldbinde um den Hals, so
steht er da. Der Helm ruht neben ihm auf einem Felsenvorsprung, und
sein langes Haar fällt dunkel und beinah lockig herab. Finsterer Ernst

Willig huldigten Euch Napoleons menſchliche Fürſten;
Aber der Tugend Gewinn, die ſie verehrten, ward uns.
Nie ermüdetet Ihr im redlichen Eifer für’s Ganze,
Der, vergeſſend ſich ſelbſt, Brüdern nur denket und lebt.
So erkannte Euch ſtets der Hülf’ erflehende Bürger;
So erleichtertet Ihr, ſelbſt Euch vergeſſend die Laſt.
O, geläng’ mir ein Lied vom braven Manne, wie Bürger
Deutſchlands Barde es ſang, fröhlich ertönte dies Lied,
Und vom Munde zu Mund’ ertönete fröhlich es wieder,
Guter Kneſebeck, Dir! Freundlicher Beiersdorf, Dir!
Aber ſie wird nur gefühlt, ſie wird nicht geſungen die Liebe,
Die für den lindernden Freund dankbare Herzen erfüllt.
Schmecket reichlich den Lohn der ſelbſtvergeltenden Tugend,
Einzig würdigen Lohn, wie ihn die Gottheit genießt.
An der göttlichen Gluth Eurer Bürgertreue und Liebe
Werde das kältere Herz engen Alleinſeins erwärmt.
Heil Dir, gefeiertes Paar! Heil ihnen und ähnlichen Männern!
Heil dann, Vaterland, dir! Heil dir, König und Volk!

Bolte.

Sehen wir von einzelnen Wendungen ab, die man jetzt vielleicht als
„Zopfigkeiten“ bezeichnen würde, ſo müſſen wir nicht ohne Beſchämung
zugeſtehn, daß wir in den 50 Jahren, die ſeitdem vergangen ſind, ſchwer-
lich Fortſchritte gemacht haben und daß die kleinen Städte ſich heute
muthmaßlich zählen laſſen, in denen man noch im Stande iſt, zwei be-
währt gefundene Männer in gleich guten Verſen zu feiern. Auch bei
feierlicheren Gelegenheiten wird jetzt ſchlechter gedichtet. Exempla sunt
odiosa.



Schloß Beuthen.
Benutzt: Fidicin und Berghaus. Aufſätze von Heſekiel und
L. Schneider. Mittheilungen aus dem v. d. Marwitz-
ſchen Familien-Archiv in Friedersdorf. Mündliches.

(Generallieutenant Joachim Ernſt von Goertzke,) der
„Paladin“ des großen Kurfürſten, kaufte Friedersdorff (im Lande Lebus,
in der Nähe von Guſow), und beſaß es bis zu ſeinem Tode 1682.

In Schloß und Kirche daſelbſt befinden ſich Bilder von ihm.

Sein Oelportrait in der Halle des Schloſſes (ſeit über 150 Jahren
v. d. Marwitzſcher Beſitz) iſt faſt überlebensgroß. Ganz geharniſcht, den
Commandoſtab in der Rechten, die leichte Feldbinde um den Hals, ſo
ſteht er da. Der Helm ruht neben ihm auf einem Felſenvorſprung, und
ſein langes Haar fällt dunkel und beinah lockig herab. Finſterer Ernſt

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[472/0490] Willig huldigten Euch Napoleons menſchliche Fürſten; Aber der Tugend Gewinn, die ſie verehrten, ward uns. Nie ermüdetet Ihr im redlichen Eifer für’s Ganze, Der, vergeſſend ſich ſelbſt, Brüdern nur denket und lebt. So erkannte Euch ſtets der Hülf’ erflehende Bürger; So erleichtertet Ihr, ſelbſt Euch vergeſſend die Laſt. O, geläng’ mir ein Lied vom braven Manne, wie Bürger Deutſchlands Barde es ſang, fröhlich ertönte dies Lied, Und vom Munde zu Mund’ ertönete fröhlich es wieder, Guter Kneſebeck, Dir! Freundlicher Beiersdorf, Dir! Aber ſie wird nur gefühlt, ſie wird nicht geſungen die Liebe, Die für den lindernden Freund dankbare Herzen erfüllt. Schmecket reichlich den Lohn der ſelbſtvergeltenden Tugend, Einzig würdigen Lohn, wie ihn die Gottheit genießt. An der göttlichen Gluth Eurer Bürgertreue und Liebe Werde das kältere Herz engen Alleinſeins erwärmt. Heil Dir, gefeiertes Paar! Heil ihnen und ähnlichen Männern! Heil dann, Vaterland, dir! Heil dir, König und Volk! Bolte. Sehen wir von einzelnen Wendungen ab, die man jetzt vielleicht als „Zopfigkeiten“ bezeichnen würde, ſo müſſen wir nicht ohne Beſchämung zugeſtehn, daß wir in den 50 Jahren, die ſeitdem vergangen ſind, ſchwer- lich Fortſchritte gemacht haben und daß die kleinen Städte ſich heute muthmaßlich zählen laſſen, in denen man noch im Stande iſt, zwei be- währt gefundene Männer in gleich guten Verſen zu feiern. Auch bei feierlicheren Gelegenheiten wird jetzt ſchlechter gedichtet. Exempla sunt odiosa. Schloß Beuthen. Benutzt: Fidicin und Berghaus. Aufſätze von Heſekiel und L. Schneider. Mittheilungen aus dem v. d. Marwitz- ſchen Familien-Archiv in Friedersdorf. Mündliches. (Generallieutenant Joachim Ernſt von Goertzke,) der „Paladin“ des großen Kurfürſten, kaufte Friedersdorff (im Lande Lebus, in der Nähe von Guſow), und beſaß es bis zu ſeinem Tode 1682. In Schloß und Kirche daſelbſt befinden ſich Bilder von ihm. Sein Oelportrait in der Halle des Schloſſes (ſeit über 150 Jahren v. d. Marwitzſcher Beſitz) iſt faſt überlebensgroß. Ganz geharniſcht, den Commandoſtab in der Rechten, die leichte Feldbinde um den Hals, ſo ſteht er da. Der Helm ruht neben ihm auf einem Felſenvorſprung, und ſein langes Haar fällt dunkel und beinah lockig herab. Finſterer Ernſt

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/490>, abgerufen am 23.11.2024.