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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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führt hatten), so gut es die Eile gestattete, hergestellt worden. An
Comfort mochte Mangel sein und dieser Umstand trug gewiß das
Seine dazu bei, daß, zwei Jahre später, das Rheinsberger Schloß
gekauft und nachdem es hergerichtet war, zum entschieden bevor-
zugten Aufenthaltsort wurde.

Suchen wir nun festzustellen, wie der Kronprinz seine Rup-
piner Tage zubrachte.

Was ihn nachweisbar zuerst und zumeist in Anspruch nahm,
war die Ausbildung seines Regiments und die Verschö-
nerung der Stadt
. Die ernstliche Beschäftigung mit dem "Dienst"
fing an, ihm den Soldatenstand lieb zu machen. Er achtete auf
Kleines und Großes; nichts erschien seinem Interesse zu gering.
Standen Revuen vor dem Könige in Aussicht, so wurden beide
Bataillone in Ruppin zusammengezogen, um dem Regimente durch
gemeinschaftliche Manövres eine Haltung wie aus einem Guß zu
geben. Der Kronprinz sah seine Anstrengungen belohnt. Sein
Regiment bewährte sich gleich bei der ersten Revue so glänzend,
daß es durch Erscheinung und Exercitium allgemeine Bewunderung
erregte. Die neue Uniform, in der es erschien, war der von des
Königs Grenadier-Regimente ähnlich, aber mit silberner Stickerei
und carmoisin-farbenen Aufschlägen. *) Der strenge Vater war be-
friedigt.

Kaum minder als der "Dienst," beschäftigte ihn die Ver-
schönerung der Stadt. Daß Ruppin bis diesen Augenblick sich

*) Gleich nach seinem Eintreffen in Ruppin fand zu Ehren der
neuen Uniform (das Goltz'sche Regiment hatte bis dahin blau und Gold
getragen) folgende Scene statt. Der Kronprinz lud die Offiziere vor eins
der Thore, wo sie einen brennenden Holzstoß fanden. Erfrischungen wur-
den gereicht. Als alles guten Humores war, begann der Prinz: "Nun,
meine Herren, da wir hier alle versammelt sind, so dächte ich, wir erzeig-
ten der Goltzischen Uniform die letzte Ehre." Dabei zog er Rock und
Weste aus und warf sie in's Feuer. Die Offiziere thaten desgleichen.
Unter lautem Gelächter folgten schließlich auch die Beinkleider. In neuer
Uniform kehrte man in die Stadt zurück. Diese Scene ist charakteristisch
für den Ton, der herrschte.

führt hatten), ſo gut es die Eile geſtattete, hergeſtellt worden. An
Comfort mochte Mangel ſein und dieſer Umſtand trug gewiß das
Seine dazu bei, daß, zwei Jahre ſpäter, das Rheinsberger Schloß
gekauft und nachdem es hergerichtet war, zum entſchieden bevor-
zugten Aufenthaltsort wurde.

Suchen wir nun feſtzuſtellen, wie der Kronprinz ſeine Rup-
piner Tage zubrachte.

Was ihn nachweisbar zuerſt und zumeiſt in Anſpruch nahm,
war die Ausbildung ſeines Regiments und die Verſchö-
nerung der Stadt
. Die ernſtliche Beſchäftigung mit dem „Dienſt“
fing an, ihm den Soldatenſtand lieb zu machen. Er achtete auf
Kleines und Großes; nichts erſchien ſeinem Intereſſe zu gering.
Standen Revuen vor dem Könige in Ausſicht, ſo wurden beide
Bataillone in Ruppin zuſammengezogen, um dem Regimente durch
gemeinſchaftliche Manövres eine Haltung wie aus einem Guß zu
geben. Der Kronprinz ſah ſeine Anſtrengungen belohnt. Sein
Regiment bewährte ſich gleich bei der erſten Revue ſo glänzend,
daß es durch Erſcheinung und Exercitium allgemeine Bewunderung
erregte. Die neue Uniform, in der es erſchien, war der von des
Königs Grenadier-Regimente ähnlich, aber mit ſilberner Stickerei
und carmoiſin-farbenen Aufſchlägen. *) Der ſtrenge Vater war be-
friedigt.

Kaum minder als der „Dienſt,“ beſchäftigte ihn die Ver-
ſchönerung der Stadt. Daß Ruppin bis dieſen Augenblick ſich

*) Gleich nach ſeinem Eintreffen in Ruppin fand zu Ehren der
neuen Uniform (das Goltz’ſche Regiment hatte bis dahin blau und Gold
getragen) folgende Scene ſtatt. Der Kronprinz lud die Offiziere vor eins
der Thore, wo ſie einen brennenden Holzſtoß fanden. Erfriſchungen wur-
den gereicht. Als alles guten Humores war, begann der Prinz: „Nun,
meine Herren, da wir hier alle verſammelt ſind, ſo dächte ich, wir erzeig-
ten der Goltziſchen Uniform die letzte Ehre.“ Dabei zog er Rock und
Weſte aus und warf ſie in’s Feuer. Die Offiziere thaten desgleichen.
Unter lautem Gelächter folgten ſchließlich auch die Beinkleider. In neuer
Uniform kehrte man in die Stadt zurück. Dieſe Scene iſt charakteriſtiſch
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[43/0061] führt hatten), ſo gut es die Eile geſtattete, hergeſtellt worden. An Comfort mochte Mangel ſein und dieſer Umſtand trug gewiß das Seine dazu bei, daß, zwei Jahre ſpäter, das Rheinsberger Schloß gekauft und nachdem es hergerichtet war, zum entſchieden bevor- zugten Aufenthaltsort wurde. Suchen wir nun feſtzuſtellen, wie der Kronprinz ſeine Rup- piner Tage zubrachte. Was ihn nachweisbar zuerſt und zumeiſt in Anſpruch nahm, war die Ausbildung ſeines Regiments und die Verſchö- nerung der Stadt. Die ernſtliche Beſchäftigung mit dem „Dienſt“ fing an, ihm den Soldatenſtand lieb zu machen. Er achtete auf Kleines und Großes; nichts erſchien ſeinem Intereſſe zu gering. Standen Revuen vor dem Könige in Ausſicht, ſo wurden beide Bataillone in Ruppin zuſammengezogen, um dem Regimente durch gemeinſchaftliche Manövres eine Haltung wie aus einem Guß zu geben. Der Kronprinz ſah ſeine Anſtrengungen belohnt. Sein Regiment bewährte ſich gleich bei der erſten Revue ſo glänzend, daß es durch Erſcheinung und Exercitium allgemeine Bewunderung erregte. Die neue Uniform, in der es erſchien, war der von des Königs Grenadier-Regimente ähnlich, aber mit ſilberner Stickerei und carmoiſin-farbenen Aufſchlägen. *) Der ſtrenge Vater war be- friedigt. Kaum minder als der „Dienſt,“ beſchäftigte ihn die Ver- ſchönerung der Stadt. Daß Ruppin bis dieſen Augenblick ſich *) Gleich nach ſeinem Eintreffen in Ruppin fand zu Ehren der neuen Uniform (das Goltz’ſche Regiment hatte bis dahin blau und Gold getragen) folgende Scene ſtatt. Der Kronprinz lud die Offiziere vor eins der Thore, wo ſie einen brennenden Holzſtoß fanden. Erfriſchungen wur- den gereicht. Als alles guten Humores war, begann der Prinz: „Nun, meine Herren, da wir hier alle verſammelt ſind, ſo dächte ich, wir erzeig- ten der Goltziſchen Uniform die letzte Ehre.“ Dabei zog er Rock und Weſte aus und warf ſie in’s Feuer. Die Offiziere thaten desgleichen. Unter lautem Gelächter folgten ſchließlich auch die Beinkleider. In neuer Uniform kehrte man in die Stadt zurück. Dieſe Scene iſt charakteriſtiſch für den Ton, der herrſchte.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/61>, abgerufen am 24.11.2024.