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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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in der Schlacht bei Preußisch-Eylau berühmt; Günther aber glänzte,
zumal während des polnischen Feldzuges von 1794, durch seine
organisatorischen Talente und verdient in gewissem Sinne ein
Vor-Scharnhorst genannt zu werden.

Boyen stellt den Hergang minder poetisch dar. Darnach war
es kein "berühmtes Husaren-Regiment", in das unser Günther zu-
nächst eintrat, sondern das "Kommissariat," eine wichtige, aber
doch immerhin ziemlich prosaische Sache. Er gab diese unkriegerische
Stellung aber in Bälde auf, focht zunächst in dem Frei-Bataillon
von Angelelly, dann im sogenannten Trümbach'schen Corps und
kam erst nach dem Schluß des Krieges als Stabs-Rittmeister zum
Kürassier-Regiment Vasold. Während des Krieges war er mehr-
fach verwundet worden. Die Beförderungen gingen jetzt langsamer
denn je, und zwanzig Jahre verflossen, bevor er vom Stabs-
rittmeister bis zum Oberstlieutenant avancirte. Als solcher erhielt
er 1783 das Commando über die schwarzen Husaren. Zwei Jahre
später avancirte er zum Obersten und 1788 ernannte ihn König
Friedrich Wilhelm II. zum Chef des Bosniaken-Regiments.

Diese 25 Friedensjahre -- der baierische Erbfolgekrieg war
kaum als ein Krieg zu rechnen -- hatten unserm Günther wenig
Gelegenheit gegeben, nach außen hin zu zeigen, von welchem Metall
er war. Nur in einem allerengsten Kreise wußte man schon damals,
was man an ihm besaß. In kleinen Garnisonstädten vergingen
ihm die Jahre; 1789 ward er General-Major. An dem Cham-
pagne-Feldzug und der Rheincampagne nahmen die Truppen, bei
denen Günther stand, nicht Theil und auch die letzten 10 Jahre
seines Lebens würden muthmaßlich ohne kriegerische Lorbeern für
ihn geblieben sein, wenn nicht Kosciuszko's Auftreten und der un-
provocirte Angriff Madalinski's auf eine kleine süd-preußische Land-
stadt (am 15. März 1794) das Signal zu einem kurzen, aber
erbitterten Kampfe an den Ufern der Weichsel und des Narew
gegeben hätte. Die nun folgenden Sommermonate waren es, die
unsrem Günther Gelegenheit boten, sich als einen Partheigänger
und Avant-Garden-Führer von ungewöhnlicher Begabung zu zeigen,

in der Schlacht bei Preußiſch-Eylau berühmt; Günther aber glänzte,
zumal während des polniſchen Feldzuges von 1794, durch ſeine
organiſatoriſchen Talente und verdient in gewiſſem Sinne ein
Vor-Scharnhorſt genannt zu werden.

Boyen ſtellt den Hergang minder poëtiſch dar. Darnach war
es kein „berühmtes Huſaren-Regiment“, in das unſer Günther zu-
nächſt eintrat, ſondern das „Kommiſſariat,“ eine wichtige, aber
doch immerhin ziemlich proſaiſche Sache. Er gab dieſe unkriegeriſche
Stellung aber in Bälde auf, focht zunächſt in dem Frei-Bataillon
von Angelelly, dann im ſogenannten Trümbach’ſchen Corps und
kam erſt nach dem Schluß des Krieges als Stabs-Rittmeiſter zum
Küraſſier-Regiment Vaſold. Während des Krieges war er mehr-
fach verwundet worden. Die Beförderungen gingen jetzt langſamer
denn je, und zwanzig Jahre verfloſſen, bevor er vom Stabs-
rittmeiſter bis zum Oberſtlieutenant avancirte. Als ſolcher erhielt
er 1783 das Commando über die ſchwarzen Huſaren. Zwei Jahre
ſpäter avancirte er zum Oberſten und 1788 ernannte ihn König
Friedrich Wilhelm II. zum Chef des Bosniaken-Regiments.

Dieſe 25 Friedensjahre — der baieriſche Erbfolgekrieg war
kaum als ein Krieg zu rechnen — hatten unſerm Günther wenig
Gelegenheit gegeben, nach außen hin zu zeigen, von welchem Metall
er war. Nur in einem allerengſten Kreiſe wußte man ſchon damals,
was man an ihm beſaß. In kleinen Garniſonſtädten vergingen
ihm die Jahre; 1789 ward er General-Major. An dem Cham-
pagne-Feldzug und der Rheincampagne nahmen die Truppen, bei
denen Günther ſtand, nicht Theil und auch die letzten 10 Jahre
ſeines Lebens würden muthmaßlich ohne kriegeriſche Lorbeern für
ihn geblieben ſein, wenn nicht Kosciuszko’s Auftreten und der un-
provocirte Angriff Madalinski’s auf eine kleine ſüd-preußiſche Land-
ſtadt (am 15. März 1794) das Signal zu einem kurzen, aber
erbitterten Kampfe an den Ufern der Weichſel und des Narew
gegeben hätte. Die nun folgenden Sommermonate waren es, die
unſrem Günther Gelegenheit boten, ſich als einen Partheigänger
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[55/0073] in der Schlacht bei Preußiſch-Eylau berühmt; Günther aber glänzte, zumal während des polniſchen Feldzuges von 1794, durch ſeine organiſatoriſchen Talente und verdient in gewiſſem Sinne ein Vor-Scharnhorſt genannt zu werden. Boyen ſtellt den Hergang minder poëtiſch dar. Darnach war es kein „berühmtes Huſaren-Regiment“, in das unſer Günther zu- nächſt eintrat, ſondern das „Kommiſſariat,“ eine wichtige, aber doch immerhin ziemlich proſaiſche Sache. Er gab dieſe unkriegeriſche Stellung aber in Bälde auf, focht zunächſt in dem Frei-Bataillon von Angelelly, dann im ſogenannten Trümbach’ſchen Corps und kam erſt nach dem Schluß des Krieges als Stabs-Rittmeiſter zum Küraſſier-Regiment Vaſold. Während des Krieges war er mehr- fach verwundet worden. Die Beförderungen gingen jetzt langſamer denn je, und zwanzig Jahre verfloſſen, bevor er vom Stabs- rittmeiſter bis zum Oberſtlieutenant avancirte. Als ſolcher erhielt er 1783 das Commando über die ſchwarzen Huſaren. Zwei Jahre ſpäter avancirte er zum Oberſten und 1788 ernannte ihn König Friedrich Wilhelm II. zum Chef des Bosniaken-Regiments. Dieſe 25 Friedensjahre — der baieriſche Erbfolgekrieg war kaum als ein Krieg zu rechnen — hatten unſerm Günther wenig Gelegenheit gegeben, nach außen hin zu zeigen, von welchem Metall er war. Nur in einem allerengſten Kreiſe wußte man ſchon damals, was man an ihm beſaß. In kleinen Garniſonſtädten vergingen ihm die Jahre; 1789 ward er General-Major. An dem Cham- pagne-Feldzug und der Rheincampagne nahmen die Truppen, bei denen Günther ſtand, nicht Theil und auch die letzten 10 Jahre ſeines Lebens würden muthmaßlich ohne kriegeriſche Lorbeern für ihn geblieben ſein, wenn nicht Kosciuszko’s Auftreten und der un- provocirte Angriff Madalinski’s auf eine kleine ſüd-preußiſche Land- ſtadt (am 15. März 1794) das Signal zu einem kurzen, aber erbitterten Kampfe an den Ufern der Weichſel und des Narew gegeben hätte. Die nun folgenden Sommermonate waren es, die unſrem Günther Gelegenheit boten, ſich als einen Partheigänger und Avant-Garden-Führer von ungewöhnlicher Begabung zu zeigen,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/73>, abgerufen am 24.11.2024.