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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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dern es kam darauf an, durch eine Reihenfolge kleiner in einander
greifender Scenen eine Situation zu schaffen. Dazu war Graf
Christoph Dohna der Mann. Er begann folgendes Meisterspiel.
Er wußte sich eine Medaille zu verschaffen, die Eberhard Danckel-
mann -- so hieß es wenigstens -- sich und seiner Familie zu
Ehren hatte schlagen lassen. Sie versinnbildlichte den Ruhm der
Danckelmanns. Gewölk hing über Berlin, durch das Gewölk hin-
durch aber leuchteten die sieben Sterne Eberhard Danckelmanns
und seiner sechs Brüder; das Ganze trug die Inschrift: "Inta-
minatis fulget honoribus."
Christoph Dohna, der die Vorliebe
des Kurfürsten für Münzen und Medaillen kannte, wußte es ein-
zurichten, daß sich im Vorzimmer des Kurfürsten ein Streit um
diese Medaille entspann. Als der Kurfürst heraustrat, um nach der
Ursache des Lärms zu forschen, erzählte ihm Dohna, in erkün-
stelter Verlegenheit, daß es sich um eine Medaille handle. "Ich
wünsche sie zu sehen." -- "Eure Kurfürstliche Durchlaucht wer-
den die Medaille kennen."

Mit diesen Worten überreichte Dohna das Gewünschte. Der
Kurfürst betrachtete die sieben Sterne, biß sich (eifersüchtig wie
er war) auf die Lippe und reichte sie mit den Worten zurück:
"Ich weiß nichts davon." An dieser Scene ging Danckelmann zu
Grunde. Ist es wahr, daß Danckelmann selbst von dieser Medaille
nichts wußte, und daß sie vielmehr hinter seinem Rücken, auf An-
stiften seiner Gegner, geprägt wurde, so haben wir es hier mit
einer ziemlich unwählerisch eingefädelten, aber von Anfang bis
Ende klug durchgeführten Intrigue zu thun, mit einer Intrigue,
die in ihrem glücklichen Ausgang alle Ehren auf unsern Feld-
marschall ausschüttete, aber von dem Glückskinde, das die Ehren
einheimste, weder jemals hätte erdacht noch durchgespielt werden
können.

Wenn wir zum Schlusse nun Hans Albrecht von Barfus
mit den hervorragenderen jener brandenburgisch preußischen Kriegs-
leute vergleichen, die ihm seitdem gefolgt sind, so zeigt er mit kei-
nem eine größere Verwandtschaft, als mit dem "alten York." Die-

dern es kam darauf an, durch eine Reihenfolge kleiner in einander
greifender Scenen eine Situation zu ſchaffen. Dazu war Graf
Chriſtoph Dohna der Mann. Er begann folgendes Meiſterſpiel.
Er wußte ſich eine Medaille zu verſchaffen, die Eberhard Danckel-
mann — ſo hieß es wenigſtens — ſich und ſeiner Familie zu
Ehren hatte ſchlagen laſſen. Sie verſinnbildlichte den Ruhm der
Danckelmanns. Gewölk hing über Berlin, durch das Gewölk hin-
durch aber leuchteten die ſieben Sterne Eberhard Danckelmanns
und ſeiner ſechs Brüder; das Ganze trug die Inſchrift: „Inta-
minatis fulget honoribus.“
Chriſtoph Dohna, der die Vorliebe
des Kurfürſten für Münzen und Medaillen kannte, wußte es ein-
zurichten, daß ſich im Vorzimmer des Kurfürſten ein Streit um
dieſe Medaille entſpann. Als der Kurfürſt heraustrat, um nach der
Urſache des Lärms zu forſchen, erzählte ihm Dohna, in erkün-
ſtelter Verlegenheit, daß es ſich um eine Medaille handle. „Ich
wünſche ſie zu ſehen.“ — „Eure Kurfürſtliche Durchlaucht wer-
den die Medaille kennen.“

Mit dieſen Worten überreichte Dohna das Gewünſchte. Der
Kurfürſt betrachtete die ſieben Sterne, biß ſich (eiferſüchtig wie
er war) auf die Lippe und reichte ſie mit den Worten zurück:
„Ich weiß nichts davon.“ An dieſer Scene ging Danckelmann zu
Grunde. Iſt es wahr, daß Danckelmann ſelbſt von dieſer Medaille
nichts wußte, und daß ſie vielmehr hinter ſeinem Rücken, auf An-
ſtiften ſeiner Gegner, geprägt wurde, ſo haben wir es hier mit
einer ziemlich unwähleriſch eingefädelten, aber von Anfang bis
Ende klug durchgeführten Intrigue zu thun, mit einer Intrigue,
die in ihrem glücklichen Ausgang alle Ehren auf unſern Feld-
marſchall ausſchüttete, aber von dem Glückskinde, das die Ehren
einheimste, weder jemals hätte erdacht noch durchgeſpielt werden
können.

Wenn wir zum Schluſſe nun Hans Albrecht von Barfus
mit den hervorragenderen jener brandenburgiſch preußiſchen Kriegs-
leute vergleichen, die ihm ſeitdem gefolgt ſind, ſo zeigt er mit kei-
nem eine größere Verwandtſchaft, als mit dem „alten York.“ Die-

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[98/0110] dern es kam darauf an, durch eine Reihenfolge kleiner in einander greifender Scenen eine Situation zu ſchaffen. Dazu war Graf Chriſtoph Dohna der Mann. Er begann folgendes Meiſterſpiel. Er wußte ſich eine Medaille zu verſchaffen, die Eberhard Danckel- mann — ſo hieß es wenigſtens — ſich und ſeiner Familie zu Ehren hatte ſchlagen laſſen. Sie verſinnbildlichte den Ruhm der Danckelmanns. Gewölk hing über Berlin, durch das Gewölk hin- durch aber leuchteten die ſieben Sterne Eberhard Danckelmanns und ſeiner ſechs Brüder; das Ganze trug die Inſchrift: „Inta- minatis fulget honoribus.“ Chriſtoph Dohna, der die Vorliebe des Kurfürſten für Münzen und Medaillen kannte, wußte es ein- zurichten, daß ſich im Vorzimmer des Kurfürſten ein Streit um dieſe Medaille entſpann. Als der Kurfürſt heraustrat, um nach der Urſache des Lärms zu forſchen, erzählte ihm Dohna, in erkün- ſtelter Verlegenheit, daß es ſich um eine Medaille handle. „Ich wünſche ſie zu ſehen.“ — „Eure Kurfürſtliche Durchlaucht wer- den die Medaille kennen.“ Mit dieſen Worten überreichte Dohna das Gewünſchte. Der Kurfürſt betrachtete die ſieben Sterne, biß ſich (eiferſüchtig wie er war) auf die Lippe und reichte ſie mit den Worten zurück: „Ich weiß nichts davon.“ An dieſer Scene ging Danckelmann zu Grunde. Iſt es wahr, daß Danckelmann ſelbſt von dieſer Medaille nichts wußte, und daß ſie vielmehr hinter ſeinem Rücken, auf An- ſtiften ſeiner Gegner, geprägt wurde, ſo haben wir es hier mit einer ziemlich unwähleriſch eingefädelten, aber von Anfang bis Ende klug durchgeführten Intrigue zu thun, mit einer Intrigue, die in ihrem glücklichen Ausgang alle Ehren auf unſern Feld- marſchall ausſchüttete, aber von dem Glückskinde, das die Ehren einheimste, weder jemals hätte erdacht noch durchgeſpielt werden können. Wenn wir zum Schluſſe nun Hans Albrecht von Barfus mit den hervorragenderen jener brandenburgiſch preußiſchen Kriegs- leute vergleichen, die ihm ſeitdem gefolgt ſind, ſo zeigt er mit kei- nem eine größere Verwandtſchaft, als mit dem „alten York.“ Die-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/110>, abgerufen am 24.11.2024.