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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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nach dieser Seite hin) die Frage einwarf: wem denn eigentlich
der See gehöre, was er Pacht trage und wer ihn gepachtet habe?

"Der See gehört zum Gut. Zum Gut gehören 32 Seen,
große und kleine, aber der Teupitz-See ist der größte. Der Fisch-
großhändler in Berlin, der ihn vom Gut gepachtet hat, zahlt
800 Thaler, und die Teupitzer Fischer, die hier fischen und die
Fische zu Markte bringen, sind nichts als die Dienstleute und
Tagelöhner des reichen Händlers in Berlin. Meiner Mutter Bru-
der ...."

"Achthundert Thaler," unterbrach ich, "ist eine große Summe;
ich kenne Seen, halb so groß wie der Teupitz-See, die nur vier
Thaler Pacht bezahlen; ist der Teupitz-See so reich an Fischen?"

"Ob er's ist; die Stadt führt nicht umsonst einen Karpfen
im Wappen. Unser See hat viel Fische und schöne Fische, freilich
wenn der Zander-Zug fehlschlägt --"

"Der Zander-Zug?" fragte ich, komisch betroffen durch den
an hohe Dinge der Kunst anklingenden Namen.

"Ja, der Zander-Zug. Er ist nur einmal im Jahr und von
seinem Ausfall hängt Alles ab. In der Regel bringt er 600, oft
1500 Thaler; dann und wann gar nichts. Dann muß das nächste
Jahr den Schaden decken. Aber weil es unsicher ist, was der Zan-
derzug bringen wird, deshalb können unsere Fischer den See nicht
pachten."

"Wann ist der Zug?"

"Im Januar und Februar; immer im Winter, denn die
Netze werden unterm Eis gespannt und gezogen. Es ist jedesmal
ein Festtag für Teupitz."

Die Sternwirthin begann nun mit vieler Lebhaftigkeit mir
die verschiedenen Phasen des Zander-Zuges zu beschreiben, unbe-
kümmert durch meine Fragen, die übrigens allen Ernstes darauf
aus waren, das ganze Verfahren nach Möglichkeit kennen zu ler-
nen. Die Handgriffe beim Spannen und Ziehen der Netze aber
blieben mir unklar; so viel nur sah ich, daß das ganze Verfahren
die größte Aehnlichkeit mit einer Treibjagd und zwar mit einem

nach dieſer Seite hin) die Frage einwarf: wem denn eigentlich
der See gehöre, was er Pacht trage und wer ihn gepachtet habe?

„Der See gehört zum Gut. Zum Gut gehören 32 Seen,
große und kleine, aber der Teupitz-See iſt der größte. Der Fiſch-
großhändler in Berlin, der ihn vom Gut gepachtet hat, zahlt
800 Thaler, und die Teupitzer Fiſcher, die hier fiſchen und die
Fiſche zu Markte bringen, ſind nichts als die Dienſtleute und
Tagelöhner des reichen Händlers in Berlin. Meiner Mutter Bru-
der ....“

„Achthundert Thaler,“ unterbrach ich, „iſt eine große Summe;
ich kenne Seen, halb ſo groß wie der Teupitz-See, die nur vier
Thaler Pacht bezahlen; iſt der Teupitz-See ſo reich an Fiſchen?“

„Ob er’s iſt; die Stadt führt nicht umſonſt einen Karpfen
im Wappen. Unſer See hat viel Fiſche und ſchöne Fiſche, freilich
wenn der Zander-Zug fehlſchlägt —“

„Der Zander-Zug?“ fragte ich, komiſch betroffen durch den
an hohe Dinge der Kunſt anklingenden Namen.

„Ja, der Zander-Zug. Er iſt nur einmal im Jahr und von
ſeinem Ausfall hängt Alles ab. In der Regel bringt er 600, oft
1500 Thaler; dann und wann gar nichts. Dann muß das nächſte
Jahr den Schaden decken. Aber weil es unſicher iſt, was der Zan-
derzug bringen wird, deshalb können unſere Fiſcher den See nicht
pachten.“

„Wann iſt der Zug?“

„Im Januar und Februar; immer im Winter, denn die
Netze werden unterm Eis geſpannt und gezogen. Es iſt jedesmal
ein Feſttag für Teupitz.“

Die Sternwirthin begann nun mit vieler Lebhaftigkeit mir
die verſchiedenen Phaſen des Zander-Zuges zu beſchreiben, unbe-
kümmert durch meine Fragen, die übrigens allen Ernſtes darauf
aus waren, das ganze Verfahren nach Möglichkeit kennen zu ler-
nen. Die Handgriffe beim Spannen und Ziehen der Netze aber
blieben mir unklar; ſo viel nur ſah ich, daß das ganze Verfahren
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[135/0147] nach dieſer Seite hin) die Frage einwarf: wem denn eigentlich der See gehöre, was er Pacht trage und wer ihn gepachtet habe? „Der See gehört zum Gut. Zum Gut gehören 32 Seen, große und kleine, aber der Teupitz-See iſt der größte. Der Fiſch- großhändler in Berlin, der ihn vom Gut gepachtet hat, zahlt 800 Thaler, und die Teupitzer Fiſcher, die hier fiſchen und die Fiſche zu Markte bringen, ſind nichts als die Dienſtleute und Tagelöhner des reichen Händlers in Berlin. Meiner Mutter Bru- der ....“ „Achthundert Thaler,“ unterbrach ich, „iſt eine große Summe; ich kenne Seen, halb ſo groß wie der Teupitz-See, die nur vier Thaler Pacht bezahlen; iſt der Teupitz-See ſo reich an Fiſchen?“ „Ob er’s iſt; die Stadt führt nicht umſonſt einen Karpfen im Wappen. Unſer See hat viel Fiſche und ſchöne Fiſche, freilich wenn der Zander-Zug fehlſchlägt —“ „Der Zander-Zug?“ fragte ich, komiſch betroffen durch den an hohe Dinge der Kunſt anklingenden Namen. „Ja, der Zander-Zug. Er iſt nur einmal im Jahr und von ſeinem Ausfall hängt Alles ab. In der Regel bringt er 600, oft 1500 Thaler; dann und wann gar nichts. Dann muß das nächſte Jahr den Schaden decken. Aber weil es unſicher iſt, was der Zan- derzug bringen wird, deshalb können unſere Fiſcher den See nicht pachten.“ „Wann iſt der Zug?“ „Im Januar und Februar; immer im Winter, denn die Netze werden unterm Eis geſpannt und gezogen. Es iſt jedesmal ein Feſttag für Teupitz.“ Die Sternwirthin begann nun mit vieler Lebhaftigkeit mir die verſchiedenen Phaſen des Zander-Zuges zu beſchreiben, unbe- kümmert durch meine Fragen, die übrigens allen Ernſtes darauf aus waren, das ganze Verfahren nach Möglichkeit kennen zu ler- nen. Die Handgriffe beim Spannen und Ziehen der Netze aber blieben mir unklar; ſo viel nur ſah ich, daß das ganze Verfahren die größte Aehnlichkeit mit einer Treibjagd und zwar mit einem

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/147>, abgerufen am 23.11.2024.