Kesseltreiben haben müsse. Die Fischer, wohl vertraut mit dem Terrain des See's, fegen gleichsam den Zander mittelst weitge- spannter Netze in bekannte Kesselvertiefungen hinein, umstellen ihn hier und schöpfen ihn dann, etwa wie man Goldfische aus einem Bassin schöpft, mit Leichtigkeit aus der fischgefüllten Tiefe heraus.
Inzwischen erfuhr ich, daß das Boot bereit läge, das mich laut Verabredung auf dem See umherfahren sollte. Ich trat auf den Marktplatz hinaus und passirte einen schmalen Gang, der, unmittelbar neben dem "goldenen Stern" gelegen, in leiser Schrä- gung dem See zuführte. Rechts und links standen Hof- und Gar- tenzäune, und zwar in jenen seltsamen Biegungen und Wellen- linien, die altes Zaunwerk im Lauf der Jahre anzunehmen pflegt. Ueber die Zäune hinweg wuchsen vielfach die Kronen der Bäume zu einem Laubengange zusammen, was sich zu Ende der Gasse in der Nähe des Wassers am malerischsten ausnahm, wo bereits der See bis hinauf zwischen das Plankenwerk vordrang, und mal höher, mal tiefer mit gelblichem Schaum seine Grenzmarke zog.
Hier lag das Boot, in das ich leidlich trocknen Fußes hin- eingelangte. Ein Fischermädchen vom Ufer gegenüber stand aufrecht im Kahn, und während ihr weißes Kopftuch im Winde flatterte, stießen wir ab.
Der Teupitz-See ist fast eine Meile lang und eine Viertel- meile breit, an einigen Stellen, wo er sich buchtet, auch breiter. Das Wasser des See's ist hellgrün, frisch und leichtflüssig; Hü- gel mit Feldern und Hecken fassen ihn ein, und außer der schma- len Halbinsel, die das "Schloß" trägt und sich bis mitten in den See hinein erstreckt, schwimmen große und kleine Inseln auf der schönen Wasserfläche umher. Die kleinen Inseln sind mit Rohr bestanden; die größeren aber (auch Werder geheißen) sind bebaut und tragen die Namen der beiden Seedörfer, Egsdorf und Schwe- rin, denen sie zunächst gelegen sind. Also der Egsdorfer und der Schweriner Werder.
Wir fuhren von Insel zu Insel, von Ufer zu Ufer; abwech- selnd mit Ruder und Segel ging es auf und ab, planlos, ziellos.
Keſſeltreiben haben müſſe. Die Fiſcher, wohl vertraut mit dem Terrain des See’s, fegen gleichſam den Zander mittelſt weitge- ſpannter Netze in bekannte Keſſelvertiefungen hinein, umſtellen ihn hier und ſchöpfen ihn dann, etwa wie man Goldfiſche aus einem Baſſin ſchöpft, mit Leichtigkeit aus der fiſchgefüllten Tiefe heraus.
Inzwiſchen erfuhr ich, daß das Boot bereit läge, das mich laut Verabredung auf dem See umherfahren ſollte. Ich trat auf den Marktplatz hinaus und paſſirte einen ſchmalen Gang, der, unmittelbar neben dem „goldenen Stern“ gelegen, in leiſer Schrä- gung dem See zuführte. Rechts und links ſtanden Hof- und Gar- tenzäune, und zwar in jenen ſeltſamen Biegungen und Wellen- linien, die altes Zaunwerk im Lauf der Jahre anzunehmen pflegt. Ueber die Zäune hinweg wuchſen vielfach die Kronen der Bäume zu einem Laubengange zuſammen, was ſich zu Ende der Gaſſe in der Nähe des Waſſers am maleriſchſten ausnahm, wo bereits der See bis hinauf zwiſchen das Plankenwerk vordrang, und mal höher, mal tiefer mit gelblichem Schaum ſeine Grenzmarke zog.
Hier lag das Boot, in das ich leidlich trocknen Fußes hin- eingelangte. Ein Fiſchermädchen vom Ufer gegenüber ſtand aufrecht im Kahn, und während ihr weißes Kopftuch im Winde flatterte, ſtießen wir ab.
Der Teupitz-See iſt faſt eine Meile lang und eine Viertel- meile breit, an einigen Stellen, wo er ſich buchtet, auch breiter. Das Waſſer des See’s iſt hellgrün, friſch und leichtflüſſig; Hü- gel mit Feldern und Hecken faſſen ihn ein, und außer der ſchma- len Halbinſel, die das „Schloß“ trägt und ſich bis mitten in den See hinein erſtreckt, ſchwimmen große und kleine Inſeln auf der ſchönen Waſſerfläche umher. Die kleinen Inſeln ſind mit Rohr beſtanden; die größeren aber (auch Werder geheißen) ſind bebaut und tragen die Namen der beiden Seedörfer, Egsdorf und Schwe- rin, denen ſie zunächſt gelegen ſind. Alſo der Egsdorfer und der Schweriner Werder.
Wir fuhren von Inſel zu Inſel, von Ufer zu Ufer; abwech- ſelnd mit Ruder und Segel ging es auf und ab, planlos, ziellos.
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Keſſeltreiben haben müſſe. Die Fiſcher, wohl vertraut mit dem
Terrain des See’s, fegen gleichſam den Zander mittelſt weitge-
ſpannter Netze in bekannte Keſſelvertiefungen hinein, umſtellen ihn
hier und ſchöpfen ihn dann, etwa wie man Goldfiſche aus einem
Baſſin ſchöpft, mit Leichtigkeit aus der fiſchgefüllten Tiefe heraus.
Inzwiſchen erfuhr ich, daß das Boot bereit läge, das mich
laut Verabredung auf dem See umherfahren ſollte. Ich trat auf
den Marktplatz hinaus und paſſirte einen ſchmalen Gang, der,
unmittelbar neben dem „goldenen Stern“ gelegen, in leiſer Schrä-
gung dem See zuführte. Rechts und links ſtanden Hof- und Gar-
tenzäune, und zwar in jenen ſeltſamen Biegungen und Wellen-
linien, die altes Zaunwerk im Lauf der Jahre anzunehmen pflegt.
Ueber die Zäune hinweg wuchſen vielfach die Kronen der Bäume
zu einem Laubengange zuſammen, was ſich zu Ende der Gaſſe in
der Nähe des Waſſers am maleriſchſten ausnahm, wo bereits der
See bis hinauf zwiſchen das Plankenwerk vordrang, und mal
höher, mal tiefer mit gelblichem Schaum ſeine Grenzmarke zog.
Hier lag das Boot, in das ich leidlich trocknen Fußes hin-
eingelangte. Ein Fiſchermädchen vom Ufer gegenüber ſtand aufrecht
im Kahn, und während ihr weißes Kopftuch im Winde flatterte,
ſtießen wir ab.
Der Teupitz-See iſt faſt eine Meile lang und eine Viertel-
meile breit, an einigen Stellen, wo er ſich buchtet, auch breiter.
Das Waſſer des See’s iſt hellgrün, friſch und leichtflüſſig; Hü-
gel mit Feldern und Hecken faſſen ihn ein, und außer der ſchma-
len Halbinſel, die das „Schloß“ trägt und ſich bis mitten in den
See hinein erſtreckt, ſchwimmen große und kleine Inſeln auf der
ſchönen Waſſerfläche umher. Die kleinen Inſeln ſind mit Rohr
beſtanden; die größeren aber (auch Werder geheißen) ſind bebaut
und tragen die Namen der beiden Seedörfer, Egsdorf und Schwe-
rin, denen ſie zunächſt gelegen ſind. Alſo der Egsdorfer und
der Schweriner Werder.
Wir fuhren von Inſel zu Inſel, von Ufer zu Ufer; abwech-
ſelnd mit Ruder und Segel ging es auf und ab, planlos, ziellos.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/148>, abgerufen am 23.11.2024.
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