Denkmal. Degen, Flinte, Streitaxt, Lanze, Sponton, Lochaber- Axt, Morgenstern, Keule, Streitkolben, Pauke, Trommel etc. bilden eine Art Trophaee, die wie die Strahlen einer Kriegsglorie das leidlich gemalte Portraitbild des alten Wulffen umzirken. Die In- schrift, die mit den Worten anhebt: "Tugend hat ihr eigen Licht", schließt verbindlich genug mit den Reimzeilen:
Hier ruhet nun der Leib, die Seel hat Gottes Hand, "O daß er lebte noch" spricht, wer ihn hat gekannt;
ein Wunsch, in den, wenn auch sonst ganz Steinhöfel, die Familie des Dudelsackpfeifers (wenn solche je existirte) schwerlich eingestimmt haben wird.
Steinhöfel blieb Wulffen'scher Besitz bis 1774; dann nach einem kurzen Interregnum, während dessen der Minister Graf Blumenthal das schöne Gut besaß, ging es durch Kauf, an den Obermarschall von Massow, den jüngsten und einzig überlebenden Sohn des Staatsministers von Massow (Staatsminister unter Friedrich II.) über. Die vier ältren Brüder des Obermarschalls waren sämmtlich in den Schlachten des siebenjährigen Krieges geblieben.
Der Obermarschall besaß Steinhöfel von 1790--1817 und in diese Zeit -- trotzdem es die Kriegsjahre waren -- fallen zum guten Theil die Anlagen und Neuerungen, die das Gut, auch in seiner Erscheinung, zu einem so ansprechenden Besitze gemacht ha- ben. Das Schloß -- kleinere Erweiterungen abgerechnet -- blieb allerdings zunächst noch dasselbe, wie es zur Wulffen'schen oder doch zur Blumenthal'schen Zeit gewesen war, der Park aber (da- mals kaum mehr als ein eichenbestandenes Stück Bruchland) wurde im Wesentlichen zu dem gemacht, als was wir ihn jetzt er- blicken. Er zählt zu den schönsten, die wir in der Provinz besitzen, was ihm indessen, fast noch über die Schönheit seiner Linien und Details hinaus, ein besonderes Interesse leiht, das ist der Umstand, daß er der erste Park hierlandes war, dessen Anlage nach Prin- zipien erfolgte, die seitdem in der Park- und Gartenkunde, die
Denkmal. Degen, Flinte, Streitaxt, Lanze, Sponton, Lochaber- Axt, Morgenſtern, Keule, Streitkolben, Pauke, Trommel ꝛc. bilden eine Art Trophaee, die wie die Strahlen einer Kriegsglorie das leidlich gemalte Portraitbild des alten Wulffen umzirken. Die In- ſchrift, die mit den Worten anhebt: „Tugend hat ihr eigen Licht“, ſchließt verbindlich genug mit den Reimzeilen:
Hier ruhet nun der Leib, die Seel hat Gottes Hand, „O daß er lebte noch“ ſpricht, wer ihn hat gekannt;
ein Wunſch, in den, wenn auch ſonſt ganz Steinhöfel, die Familie des Dudelſackpfeifers (wenn ſolche je exiſtirte) ſchwerlich eingeſtimmt haben wird.
Steinhöfel blieb Wulffen’ſcher Beſitz bis 1774; dann nach einem kurzen Interregnum, während deſſen der Miniſter Graf Blumenthal das ſchöne Gut beſaß, ging es durch Kauf, an den Obermarſchall von Maſſow, den jüngſten und einzig überlebenden Sohn des Staatsminiſters von Maſſow (Staatsminiſter unter Friedrich II.) über. Die vier ältren Brüder des Obermarſchalls waren ſämmtlich in den Schlachten des ſiebenjährigen Krieges geblieben.
Der Obermarſchall beſaß Steinhöfel von 1790—1817 und in dieſe Zeit — trotzdem es die Kriegsjahre waren — fallen zum guten Theil die Anlagen und Neuerungen, die das Gut, auch in ſeiner Erſcheinung, zu einem ſo anſprechenden Beſitze gemacht ha- ben. Das Schloß — kleinere Erweiterungen abgerechnet — blieb allerdings zunächſt noch daſſelbe, wie es zur Wulffen’ſchen oder doch zur Blumenthal’ſchen Zeit geweſen war, der Park aber (da- mals kaum mehr als ein eichenbeſtandenes Stück Bruchland) wurde im Weſentlichen zu dem gemacht, als was wir ihn jetzt er- blicken. Er zählt zu den ſchönſten, die wir in der Provinz beſitzen, was ihm indeſſen, faſt noch über die Schönheit ſeiner Linien und Details hinaus, ein beſonderes Intereſſe leiht, das iſt der Umſtand, daß er der erſte Park hierlandes war, deſſen Anlage nach Prin- zipien erfolgte, die ſeitdem in der Park- und Gartenkunde, die
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Axt, Morgenſtern, Keule, Streitkolben, Pauke, Trommel ꝛc. bilden
eine Art Trophaee, die wie die Strahlen einer Kriegsglorie das
leidlich gemalte Portraitbild des alten Wulffen umzirken. Die In-
ſchrift, die mit den Worten anhebt: „Tugend hat ihr eigen Licht“,
ſchließt verbindlich genug mit den Reimzeilen:
Hier ruhet nun der Leib, die Seel hat Gottes Hand,
„O daß er lebte noch“ ſpricht, wer ihn hat gekannt;
ein Wunſch, in den, wenn auch ſonſt ganz Steinhöfel, die Familie
des Dudelſackpfeifers (wenn ſolche je exiſtirte) ſchwerlich eingeſtimmt
haben wird.
Steinhöfel blieb Wulffen’ſcher Beſitz bis 1774; dann nach
einem kurzen Interregnum, während deſſen der Miniſter Graf
Blumenthal das ſchöne Gut beſaß, ging es durch Kauf, an den
Obermarſchall von Maſſow, den jüngſten und einzig überlebenden
Sohn des Staatsminiſters von Maſſow (Staatsminiſter unter
Friedrich II.) über. Die vier ältren Brüder des Obermarſchalls
waren ſämmtlich in den Schlachten des ſiebenjährigen Krieges
geblieben.
Der Obermarſchall beſaß Steinhöfel von 1790—1817 und
in dieſe Zeit — trotzdem es die Kriegsjahre waren — fallen zum
guten Theil die Anlagen und Neuerungen, die das Gut, auch in
ſeiner Erſcheinung, zu einem ſo anſprechenden Beſitze gemacht ha-
ben. Das Schloß — kleinere Erweiterungen abgerechnet — blieb
allerdings zunächſt noch daſſelbe, wie es zur Wulffen’ſchen oder
doch zur Blumenthal’ſchen Zeit geweſen war, der Park aber (da-
mals kaum mehr als ein eichenbeſtandenes Stück Bruchland)
wurde im Weſentlichen zu dem gemacht, als was wir ihn jetzt er-
blicken. Er zählt zu den ſchönſten, die wir in der Provinz beſitzen,
was ihm indeſſen, faſt noch über die Schönheit ſeiner Linien und
Details hinaus, ein beſonderes Intereſſe leiht, das iſt der Umſtand,
daß er der erſte Park hierlandes war, deſſen Anlage nach Prin-
zipien erfolgte, die ſeitdem in der Park- und Gartenkunde, die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/172>, abgerufen am 23.11.2024.
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