genossen Friedrich Wilhelms I. Beide Portraits, namentlich das erstere, sind von vorzüglichem Kunstwerth.
Einzelne kleinere Bilder, sämmtlich Aquarelle, von denen zwei von Schinkel, fünf von Fr. Gilly herrühren, mögen indessen schon hier eine eingehendere Besprechung finden. Es sind Steinhöfler Landschaften, die theils als Arbeiten jener hervorragenden Künstler, theils aber auch dadurch unser Interesse erwecken, daß sie uns, wie schon angedeutet, Schloß und Park von Steinhöfel in jener Ge- stalt zeigen, wie beide vor 50 oder 60 Jahren waren. Alle sieben Bilder weisen keine Jahreszahl auf, doch ist es sehr wahrscheinlich, daß die beiden Schinkelschen Bilder unmittelbar nach seiner Rück- kehr aus Italien (1805), die Gillyschen (Fr. Gilly starb schon 1800) Ausgangs des vorigen Jahrhunderts gemalt wurden.
Die zwei Schinkelschen Bilder sind folgende:
1. La Maison du Vigneron, et Vendange a Stein- hoeffel. Es ist Spät-Nachmittags-Beleuchtung; eine Gruppe rechts sitzt im Schatten der Bäume; auf das laubumrankte Winzerhaus aber, so wie auf den freien Platz davor, fällt ein mildes, heitres Sonnenlicht. Winzer und Bäuerinnen tanzen einen Rund- und Ringelreihn; in der weinumrankten Vorhalle des Winzerhauses, und auf der Treppe, die zu dieser Vorhalle hinaufführt, stehen plaudernde Paare und ein Paar Fiedler, die zum Tanze spielen. Ein reizendes Bild; in seiner derb heitren Stimmung nieder- ländisch, in Beleuchtung und Farbenton italienisch und in so fern allerdings wohl einer gewissen realistischen Wahrheit entbehrend.
2. La Vigne de Steinhoeffel.
Dies Bild ist ruhiger als das erste, aber vielleicht noch hübscher und anziehender. Es ist dasselbe Haus, nur mit dem Un- terschied, daß man mehr die Giebel- als die Frontseite sieht. Die Sonne geht eben unter und ein rothbrauner Ton liegt über dem Ganzen. Zwei Bäuerinnen kehren mit Fruchtkörben heim; an der sonnenbeschienenen, rothbraunen Gartenmauer steht eine kurzgeschürzte Winzerin in grünem Friesrock und rothem Mieder und reicht einem Winzer, der oben auf der niedrigen Mauer steht, die abge-
genoſſen Friedrich Wilhelms I. Beide Portraits, namentlich das erſtere, ſind von vorzüglichem Kunſtwerth.
Einzelne kleinere Bilder, ſämmtlich Aquarelle, von denen zwei von Schinkel, fünf von Fr. Gilly herrühren, mögen indeſſen ſchon hier eine eingehendere Beſprechung finden. Es ſind Steinhöfler Landſchaften, die theils als Arbeiten jener hervorragenden Künſtler, theils aber auch dadurch unſer Intereſſe erwecken, daß ſie uns, wie ſchon angedeutet, Schloß und Park von Steinhöfel in jener Ge- ſtalt zeigen, wie beide vor 50 oder 60 Jahren waren. Alle ſieben Bilder weiſen keine Jahreszahl auf, doch iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß die beiden Schinkelſchen Bilder unmittelbar nach ſeiner Rück- kehr aus Italien (1805), die Gillyſchen (Fr. Gilly ſtarb ſchon 1800) Ausgangs des vorigen Jahrhunderts gemalt wurden.
Die zwei Schinkelſchen Bilder ſind folgende:
1. La Maison du Vigneron, et Vendange à Stein- hoeffel. Es iſt Spät-Nachmittags-Beleuchtung; eine Gruppe rechts ſitzt im Schatten der Bäume; auf das laubumrankte Winzerhaus aber, ſo wie auf den freien Platz davor, fällt ein mildes, heitres Sonnenlicht. Winzer und Bäuerinnen tanzen einen Rund- und Ringelreihn; in der weinumrankten Vorhalle des Winzerhauſes, und auf der Treppe, die zu dieſer Vorhalle hinaufführt, ſtehen plaudernde Paare und ein Paar Fiedler, die zum Tanze ſpielen. Ein reizendes Bild; in ſeiner derb heitren Stimmung nieder- ländiſch, in Beleuchtung und Farbenton italieniſch und in ſo fern allerdings wohl einer gewiſſen realiſtiſchen Wahrheit entbehrend.
2. La Vigne de Steinhoeffel.
Dies Bild iſt ruhiger als das erſte, aber vielleicht noch hübſcher und anziehender. Es iſt daſſelbe Haus, nur mit dem Un- terſchied, daß man mehr die Giebel- als die Frontſeite ſieht. Die Sonne geht eben unter und ein rothbrauner Ton liegt über dem Ganzen. Zwei Bäuerinnen kehren mit Fruchtkörben heim; an der ſonnenbeſchienenen, rothbraunen Gartenmauer ſteht eine kurzgeſchürzte Winzerin in grünem Friesrock und rothem Mieder und reicht einem Winzer, der oben auf der niedrigen Mauer ſteht, die abge-
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genoſſen Friedrich Wilhelms I. Beide Portraits, namentlich das
erſtere, ſind von vorzüglichem Kunſtwerth.
Einzelne kleinere Bilder, ſämmtlich Aquarelle, von denen zwei
von Schinkel, fünf von Fr. Gilly herrühren, mögen indeſſen ſchon
hier eine eingehendere Beſprechung finden. Es ſind Steinhöfler
Landſchaften, die theils als Arbeiten jener hervorragenden Künſtler,
theils aber auch dadurch unſer Intereſſe erwecken, daß ſie uns, wie
ſchon angedeutet, Schloß und Park von Steinhöfel in jener Ge-
ſtalt zeigen, wie beide vor 50 oder 60 Jahren waren. Alle ſieben
Bilder weiſen keine Jahreszahl auf, doch iſt es ſehr wahrſcheinlich,
daß die beiden Schinkelſchen Bilder unmittelbar nach ſeiner Rück-
kehr aus Italien (1805), die Gillyſchen (Fr. Gilly ſtarb ſchon 1800)
Ausgangs des vorigen Jahrhunderts gemalt wurden.
Die zwei Schinkelſchen Bilder ſind folgende:
1. La Maison du Vigneron, et Vendange à Stein-
hoeffel. Es iſt Spät-Nachmittags-Beleuchtung; eine Gruppe rechts
ſitzt im Schatten der Bäume; auf das laubumrankte Winzerhaus
aber, ſo wie auf den freien Platz davor, fällt ein mildes, heitres
Sonnenlicht. Winzer und Bäuerinnen tanzen einen Rund- und
Ringelreihn; in der weinumrankten Vorhalle des Winzerhauſes,
und auf der Treppe, die zu dieſer Vorhalle hinaufführt, ſtehen
plaudernde Paare und ein Paar Fiedler, die zum Tanze ſpielen.
Ein reizendes Bild; in ſeiner derb heitren Stimmung nieder-
ländiſch, in Beleuchtung und Farbenton italieniſch und in ſo
fern allerdings wohl einer gewiſſen realiſtiſchen Wahrheit entbehrend.
2. La Vigne de Steinhoeffel.
Dies Bild iſt ruhiger als das erſte, aber vielleicht noch
hübſcher und anziehender. Es iſt daſſelbe Haus, nur mit dem Un-
terſchied, daß man mehr die Giebel- als die Frontſeite ſieht. Die
Sonne geht eben unter und ein rothbrauner Ton liegt über dem
Ganzen. Zwei Bäuerinnen kehren mit Fruchtkörben heim; an der
ſonnenbeſchienenen, rothbraunen Gartenmauer ſteht eine kurzgeſchürzte
Winzerin in grünem Friesrock und rothem Mieder und reicht
einem Winzer, der oben auf der niedrigen Mauer ſteht, die abge-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/178>, abgerufen am 23.11.2024.
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