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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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4.
Die Colonisirung und die Colonisten.
Es fiel zu leicht euch in den Schooß,
"Zu glücklich sein" war euer Loos.
Wie heißt der Spruch im goldnen Buch?
"Reichthum ist Segen und Reichthum ist Fluch."

Die umfangreichen Arbeiten (Siehe S. 199), die unter Friedrich dem
Großen von 1746 bis 53 ausgeführt wurden, kamen dem ge-
sammten Oderbruche zu statten; in besonderem Maaße aber doch
nur einem Theil desselben, dem Niederbruch. Dies war auch
Zweck. Das Oberbruch zwischen Frankfurt und Cüstrin war
längst unter Cultur *); das sumpfige Niederbruch, zwischen
Cüstrin und Freienwalde, war der Cultur erst zu erobern.

Diese Eroberung des Niederbruchs, mit dem wir uns hier,
wie schon im vorigen Kapitel angedeutet, ausschließlich beschäftigen,

*) Zum Oberbruch (auch das hohe Bruch genannt) gehörten schon
damals folgende Ortschaften: Gusow, Kienitz, Platkow, Quappendorf,
Quilitz (jetzt Neu-Hardenberg), Rathstock, Sachsendorf, Tucheband, Mansch-
now, Gorgast, Golzow, Zechin, Werbig, Letschin, Genschmar, Langsow,
Hathenow, Sietzing, Wuschewir, Friedland, Metzdorf, Kunersdorf, Blies-
dorf, Ortwig, Neuendorf, Hacknow, Werder, Wollup (berühmt durch Koppe,
der es 30 Jahre lang bewirthschaftete). Diese Ortschaften sind seitdem an
Reichthum und Bedeutung gewachsen (Letschin allein hat gegen 4000 Ein-
wohner), aber ihre Zahl hat sich, ein paar Ausnahmen abgerechnet, nicht
erweitert. Die vorhandenen Dörfer wuchsen in sich, aber es kamen nicht
neue hinzu.
4.
Die Coloniſirung und die Coloniſten.
Es fiel zu leicht euch in den Schooß,
Zu glücklich ſein“ war euer Loos.
Wie heißt der Spruch im goldnen Buch?
„Reichthum iſt Segen und Reichthum iſt Fluch.“

Die umfangreichen Arbeiten (Siehe S. 199), die unter Friedrich dem
Großen von 1746 bis 53 ausgeführt wurden, kamen dem ge-
ſammten Oderbruche zu ſtatten; in beſonderem Maaße aber doch
nur einem Theil deſſelben, dem Niederbruch. Dies war auch
Zweck. Das Oberbruch zwiſchen Frankfurt und Cüſtrin war
längſt unter Cultur *); das ſumpfige Niederbruch, zwiſchen
Cüſtrin und Freienwalde, war der Cultur erſt zu erobern.

Dieſe Eroberung des Niederbruchs, mit dem wir uns hier,
wie ſchon im vorigen Kapitel angedeutet, ausſchließlich beſchäftigen,

*) Zum Oberbruch (auch das hohe Bruch genannt) gehörten ſchon
damals folgende Ortſchaften: Guſow, Kienitz, Platkow, Quappendorf,
Quilitz (jetzt Neu-Hardenberg), Rathſtock, Sachſendorf, Tucheband, Manſch-
now, Gorgaſt, Golzow, Zechin, Werbig, Letſchin, Genſchmar, Langſow,
Hathenow, Sietzing, Wuſchewir, Friedland, Metzdorf, Kunersdorf, Blies-
dorf, Ortwig, Neuendorf, Hacknow, Werder, Wollup (berühmt durch Koppe,
der es 30 Jahre lang bewirthſchaftete). Dieſe Ortſchaften ſind ſeitdem an
Reichthum und Bedeutung gewachſen (Letſchin allein hat gegen 4000 Ein-
wohner), aber ihre Zahl hat ſich, ein paar Ausnahmen abgerechnet, nicht
erweitert. Die vorhandenen Dörfer wuchſen in ſich, aber es kamen nicht
neue hinzu.
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[[215]/0227] 4. Die Coloniſirung und die Coloniſten. Es fiel zu leicht euch in den Schooß, „Zu glücklich ſein“ war euer Loos. Wie heißt der Spruch im goldnen Buch? „Reichthum iſt Segen und Reichthum iſt Fluch.“ Die umfangreichen Arbeiten (Siehe S. 199), die unter Friedrich dem Großen von 1746 bis 53 ausgeführt wurden, kamen dem ge- ſammten Oderbruche zu ſtatten; in beſonderem Maaße aber doch nur einem Theil deſſelben, dem Niederbruch. Dies war auch Zweck. Das Oberbruch zwiſchen Frankfurt und Cüſtrin war längſt unter Cultur *); das ſumpfige Niederbruch, zwiſchen Cüſtrin und Freienwalde, war der Cultur erſt zu erobern. Dieſe Eroberung des Niederbruchs, mit dem wir uns hier, wie ſchon im vorigen Kapitel angedeutet, ausſchließlich beſchäftigen, *) Zum Oberbruch (auch das hohe Bruch genannt) gehörten ſchon damals folgende Ortſchaften: Guſow, Kienitz, Platkow, Quappendorf, Quilitz (jetzt Neu-Hardenberg), Rathſtock, Sachſendorf, Tucheband, Manſch- now, Gorgaſt, Golzow, Zechin, Werbig, Letſchin, Genſchmar, Langſow, Hathenow, Sietzing, Wuſchewir, Friedland, Metzdorf, Kunersdorf, Blies- dorf, Ortwig, Neuendorf, Hacknow, Werder, Wollup (berühmt durch Koppe, der es 30 Jahre lang bewirthſchaftete). Dieſe Ortſchaften ſind ſeitdem an Reichthum und Bedeutung gewachſen (Letſchin allein hat gegen 4000 Ein- wohner), aber ihre Zahl hat ſich, ein paar Ausnahmen abgerechnet, nicht erweitert. Die vorhandenen Dörfer wuchſen in ſich, aber es kamen nicht neue hinzu.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [215]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/227>, abgerufen am 26.11.2024.