geschah, wie ich in dem Kapitel "Die Verwallung" (S. 197 bis 204) gezeigt habe a) durch das neue Oderbett, b) durch die Ein- deichung, c) durch Abzugscanäle.
Das Niederbruch, vor Ausführung dieser Arbeiten, war ein 3 bis 4 #Meilen großes Stück Sumpfland, auf dessen wenigen, höher gelegenen Sandstellen 8 kümmerliche Dörfer lagen. Diese 8 Dörfer waren:
Reetz, Meetz,
Lebbin, Trebbin,
Großbaaren, Kleinbaaren,
Wustrow und Alt-Wriezen.
So, wie hier aufgeführt, wurden diese 8 Dörfer früher geschrieben. Die Rechtschreibung der Namen ist seitdem zum Theil eine andre geworden: Meetz ist Medewitz, Lebbin ist Lewin, Großbaaren und Kleinbaaren ist Groß- und Klein-Barnim. In der Volks- sprache aber leben die alten Namen oder richtiger vielleicht lebt die alte Aussprache noch fort. Man sagt noch Meetz, Lebbin und jedenfalls Groß- und Klein-Baaren.
Diesen acht kümmerlichen Fischerdörfern zu liebe, war nun natürlich, seitens des großen Königs, die Entwässerung von 3 oder 4 Quadratmeilen Sumpfland nicht vorgenommen worden, um so weniger als der König wohl wußte, daß die Reetzer und Meetzer Fischer, wenn er ihnen auch das ganze entwässerte Land mühlos zu Füßen gelegt hätte, doch nach Art solcher Leute, nur über den Verlust ihrer alten Erwerbsquellen (Heumaht und Fischerei) geklagt haben würden. Diese 8 Fischerdörfer kamen also nicht in Betracht, weder mit ihren Klagen, die nicht ausblieben, noch etwa mit ihren Ansprüchen.
Der König hatte durch seine Mittel das Land gewonnen und vertheilte das Gewonnene daher nach seinem Belieben. Einen wesentlichen Theil behielt er selbst (Königlicher Antheil), den Rest erhielten die angrenzenden Städte und Rittergüter, Einiges auch die alten Bauerndörfer. Das gewonnene Land betrug im Ganzen etwa 130,000 Morgen, auf welches nun, wie man sonst Bäume
geſchah, wie ich in dem Kapitel „Die Verwallung“ (S. 197 bis 204) gezeigt habe a) durch das neue Oderbett, b) durch die Ein- deichung, c) durch Abzugscanäle.
Das Niederbruch, vor Ausführung dieſer Arbeiten, war ein 3 bis 4 □Meilen großes Stück Sumpfland, auf deſſen wenigen, höher gelegenen Sandſtellen 8 kümmerliche Dörfer lagen. Dieſe 8 Dörfer waren:
Reetz, Meetz,
Lebbin, Trebbin,
Großbaaren, Kleinbaaren,
Wuſtrow und Alt-Wriezen.
So, wie hier aufgeführt, wurden dieſe 8 Dörfer früher geſchrieben. Die Rechtſchreibung der Namen iſt ſeitdem zum Theil eine andre geworden: Meetz iſt Medewitz, Lebbin iſt Lewin, Großbaaren und Kleinbaaren iſt Groß- und Klein-Barnim. In der Volks- ſprache aber leben die alten Namen oder richtiger vielleicht lebt die alte Ausſprache noch fort. Man ſagt noch Meetz, Lebbin und jedenfalls Groß- und Klein-Baaren.
Dieſen acht kümmerlichen Fiſcherdörfern zu liebe, war nun natürlich, ſeitens des großen Königs, die Entwäſſerung von 3 oder 4 Quadratmeilen Sumpfland nicht vorgenommen worden, um ſo weniger als der König wohl wußte, daß die Reetzer und Meetzer Fiſcher, wenn er ihnen auch das ganze entwäſſerte Land mühlos zu Füßen gelegt hätte, doch nach Art ſolcher Leute, nur über den Verluſt ihrer alten Erwerbsquellen (Heumaht und Fiſcherei) geklagt haben würden. Dieſe 8 Fiſcherdörfer kamen alſo nicht in Betracht, weder mit ihren Klagen, die nicht ausblieben, noch etwa mit ihren Anſprüchen.
Der König hatte durch ſeine Mittel das Land gewonnen und vertheilte das Gewonnene daher nach ſeinem Belieben. Einen weſentlichen Theil behielt er ſelbſt (Königlicher Antheil), den Reſt erhielten die angrenzenden Städte und Rittergüter, Einiges auch die alten Bauerndörfer. Das gewonnene Land betrug im Ganzen etwa 130,000 Morgen, auf welches nun, wie man ſonſt Bäume
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geſchah, wie ich in dem Kapitel „Die Verwallung“ (S. 197 bis
204) gezeigt habe a) durch das neue Oderbett, b) durch die Ein-
deichung, c) durch Abzugscanäle.
Das Niederbruch, vor Ausführung dieſer Arbeiten, war
ein 3 bis 4 □Meilen großes Stück Sumpfland, auf deſſen
wenigen, höher gelegenen Sandſtellen 8 kümmerliche Dörfer lagen.
Dieſe 8 Dörfer waren:
Reetz, Meetz,
Lebbin, Trebbin,
Großbaaren, Kleinbaaren,
Wuſtrow und Alt-Wriezen.
So, wie hier aufgeführt, wurden dieſe 8 Dörfer früher geſchrieben.
Die Rechtſchreibung der Namen iſt ſeitdem zum Theil eine andre
geworden: Meetz iſt Medewitz, Lebbin iſt Lewin, Großbaaren
und Kleinbaaren iſt Groß- und Klein-Barnim. In der Volks-
ſprache aber leben die alten Namen oder richtiger vielleicht lebt die
alte Ausſprache noch fort. Man ſagt noch Meetz, Lebbin und
jedenfalls Groß- und Klein-Baaren.
Dieſen acht kümmerlichen Fiſcherdörfern zu liebe, war nun
natürlich, ſeitens des großen Königs, die Entwäſſerung von 3 oder
4 Quadratmeilen Sumpfland nicht vorgenommen worden, um ſo
weniger als der König wohl wußte, daß die Reetzer und Meetzer
Fiſcher, wenn er ihnen auch das ganze entwäſſerte Land mühlos
zu Füßen gelegt hätte, doch nach Art ſolcher Leute, nur über den
Verluſt ihrer alten Erwerbsquellen (Heumaht und Fiſcherei) geklagt
haben würden. Dieſe 8 Fiſcherdörfer kamen alſo nicht in Betracht,
weder mit ihren Klagen, die nicht ausblieben, noch etwa mit ihren
Anſprüchen.
Der König hatte durch ſeine Mittel das Land gewonnen
und vertheilte das Gewonnene daher nach ſeinem Belieben. Einen
weſentlichen Theil behielt er ſelbſt (Königlicher Antheil), den Reſt
erhielten die angrenzenden Städte und Rittergüter, Einiges auch
die alten Bauerndörfer. Das gewonnene Land betrug im Ganzen
etwa 130,000 Morgen, auf welches nun, wie man ſonſt Bäume
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/228>, abgerufen am 26.11.2024.
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