erreichen, eben so heiter in seiner baulichen Anlage, wie in dem Blick, den es uns auf die duftige Bruch-Fläche gönnt, ist die Carlsburg der bevorzugte Platz der Falkenberger Sommergäste, namentlich um die Mittagsstunde. Hier versammelt man sich zu gemeinschaftlichem Mahl, hier in Front des Hauses, unter dem säulengetragenen, geisblattumrankten Vorbau, klingen bei festlichen Gelegenheiten (die sich ja immer finden) die Gläser zusammen, und die bereit stehenden Böller donnern dazwischen und wecken das Echo in den Bergen.
Noch schöner ist die Ida's-Eiche. Der Blick in's Bruch ist derselbe wie von der Carlsburg aus, der Blick in die Berge aber umfaßt den ganzen Inhalt des zu Füßen liegenden Kesselthals; Berglehnen und geschlungene Wege, Laubholzwald, Häuser und Hütten. Man kann hier von einem Avers und Revers der Land- schaft sprechen; nach beiden Seiten hin ein gleich gewinnendes Bild. Was dieser Ida's-Eiche indessen die besten Freunde wirbt, ist ein gewisses genrehaftes Beiwerk, dessen sie sich erfreut. Eine breite Treppe windet sich spiralförmig um den alten Stamm der Eiche und mündet oben in einen Rund-Tisch oder poetischer in eine "Tafel-Runde" aus. Die höchste Krone des Baumes spannt sich als Schirm über dieser gitterumfaßten Plattform und schafft hier einen beneidenswerthen Aufenthalt, zumal um die Zeit des Sonnenuntergangs. -- Wenn der Carlsburg, nach altem Her- kommen, der helle Mittag gehört, so gehört der Ida's-Eiche die Dämmerstunde, der Abend, wo
auf am Himmelsbogen die goldnen Sterne zogen.
Dann ist diese Plattform ein Balkon, wie ich hierlandes auf kei- nem schöneren gesessen. Aus dem Dunkel des Waldes blinken ein- zelne Lichter herauf, am Horizont (jenseits des Bruches) ziehen lichtweiße Streifen, und verschwinden wieder, -- nichts ist wach als der Abendwind, der die Eiche, die uns trägt, in leises Schwan- ken bringt. Einlullend, wie mit magnetischer Hand, berührt uns
erreichen, eben ſo heiter in ſeiner baulichen Anlage, wie in dem Blick, den es uns auf die duftige Bruch-Fläche gönnt, iſt die Carlsburg der bevorzugte Platz der Falkenberger Sommergäſte, namentlich um die Mittagsſtunde. Hier verſammelt man ſich zu gemeinſchaftlichem Mahl, hier in Front des Hauſes, unter dem ſäulengetragenen, geisblattumrankten Vorbau, klingen bei feſtlichen Gelegenheiten (die ſich ja immer finden) die Gläſer zuſammen, und die bereit ſtehenden Böller donnern dazwiſchen und wecken das Echo in den Bergen.
Noch ſchöner iſt die Ida’s-Eiche. Der Blick in’s Bruch iſt derſelbe wie von der Carlsburg aus, der Blick in die Berge aber umfaßt den ganzen Inhalt des zu Füßen liegenden Keſſelthals; Berglehnen und geſchlungene Wege, Laubholzwald, Häuſer und Hütten. Man kann hier von einem Avers und Revers der Land- ſchaft ſprechen; nach beiden Seiten hin ein gleich gewinnendes Bild. Was dieſer Ida’s-Eiche indeſſen die beſten Freunde wirbt, iſt ein gewiſſes genrehaftes Beiwerk, deſſen ſie ſich erfreut. Eine breite Treppe windet ſich ſpiralförmig um den alten Stamm der Eiche und mündet oben in einen Rund-Tiſch oder poetiſcher in eine „Tafel-Runde“ aus. Die höchſte Krone des Baumes ſpannt ſich als Schirm über dieſer gitterumfaßten Plattform und ſchafft hier einen beneidenswerthen Aufenthalt, zumal um die Zeit des Sonnenuntergangs. — Wenn der Carlsburg, nach altem Her- kommen, der helle Mittag gehört, ſo gehört der Ida’s-Eiche die Dämmerſtunde, der Abend, wo
auf am Himmelsbogen die goldnen Sterne zogen.
Dann iſt dieſe Plattform ein Balkon, wie ich hierlandes auf kei- nem ſchöneren geſeſſen. Aus dem Dunkel des Waldes blinken ein- zelne Lichter herauf, am Horizont (jenſeits des Bruches) ziehen lichtweiße Streifen, und verſchwinden wieder, — nichts iſt wach als der Abendwind, der die Eiche, die uns trägt, in leiſes Schwan- ken bringt. Einlullend, wie mit magnetiſcher Hand, berührt uns
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erreichen, eben ſo heiter in ſeiner baulichen Anlage, wie in dem
Blick, den es uns auf die duftige Bruch-Fläche gönnt, iſt die
Carlsburg der bevorzugte Platz der Falkenberger Sommergäſte,
namentlich um die Mittagsſtunde. Hier verſammelt man ſich zu
gemeinſchaftlichem Mahl, hier in Front des Hauſes, unter dem
ſäulengetragenen, geisblattumrankten Vorbau, klingen bei feſtlichen
Gelegenheiten (die ſich ja immer finden) die Gläſer zuſammen,
und die bereit ſtehenden Böller donnern dazwiſchen und wecken
das Echo in den Bergen.
Noch ſchöner iſt die Ida’s-Eiche. Der Blick in’s Bruch iſt
derſelbe wie von der Carlsburg aus, der Blick in die Berge aber
umfaßt den ganzen Inhalt des zu Füßen liegenden Keſſelthals;
Berglehnen und geſchlungene Wege, Laubholzwald, Häuſer und
Hütten. Man kann hier von einem Avers und Revers der Land-
ſchaft ſprechen; nach beiden Seiten hin ein gleich gewinnendes
Bild. Was dieſer Ida’s-Eiche indeſſen die beſten Freunde wirbt,
iſt ein gewiſſes genrehaftes Beiwerk, deſſen ſie ſich erfreut. Eine
breite Treppe windet ſich ſpiralförmig um den alten Stamm der
Eiche und mündet oben in einen Rund-Tiſch oder poetiſcher in
eine „Tafel-Runde“ aus. Die höchſte Krone des Baumes ſpannt
ſich als Schirm über dieſer gitterumfaßten Plattform und ſchafft
hier einen beneidenswerthen Aufenthalt, zumal um die Zeit des
Sonnenuntergangs. — Wenn der Carlsburg, nach altem Her-
kommen, der helle Mittag gehört, ſo gehört der Ida’s-Eiche die
Dämmerſtunde, der Abend, wo
auf am Himmelsbogen
die goldnen Sterne zogen.
Dann iſt dieſe Plattform ein Balkon, wie ich hierlandes auf kei-
nem ſchöneren geſeſſen. Aus dem Dunkel des Waldes blinken ein-
zelne Lichter herauf, am Horizont (jenſeits des Bruches) ziehen
lichtweiße Streifen, und verſchwinden wieder, — nichts iſt wach
als der Abendwind, der die Eiche, die uns trägt, in leiſes Schwan-
ken bringt. Einlullend, wie mit magnetiſcher Hand, berührt uns
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/280>, abgerufen am 22.11.2024.
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