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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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gezogen durch den feinen und geistreichen Ton seiner zweiten Ge-
mahlin, einer geborenen von der Goltz. Das Weihnachtsfest führte
die Familie auf kurze Zeit nach Friedersdorf zurück, bis mit dem
herannahenden Carneval der Läufer und die sechs Hengste wieder
aus dem Stall mußten.

Das waren die Zeiten August Gebhardts. Die kommenden
Jahre trugen von allen Seiten her Verwüstung in das Land und
zerstörten die Wohlhabenheit, die die gesunde Basis dieses patri-
archalischen Lebens war. August Gebhardt starb 1753. Er hinter-
ließ drei Söhne, von denen wir jedem einzelnen zunächst ein be-
zeichnendes Beiwort (statt der Verwirrung stiftenden Vornamen)
geben wollen. So nennen wir denn den ältesten den Huberts-
burg
-Marwitz, den zweiten den Hochkirch-Marwitz, den dritten
aber, der nicht Gelegenheit fand im Kriege sich auszuzeichnen, ein-
fach nach seinem Titel, den Kammerherrn Marwitz. Von jedem
mögen hier ein paar Worte stehen.

Der Hubertsburg-Marwitz (Johann Friedrich Adolf) war
1723 geboren. Er trat in das Regiment Gendarmes und avancirte
von Stufe zu Stufe. Er war ein sehr braver und in großer
Achtung istehender Soldat, ein feiner und gebildeter Weltmann,
ein Freund der Literatur und der Kunst. Der große König schätzte
ihn hoch, besonders auch, weil er das Regiment Gendarmes fast
den ganzen siebenjährigen Krieg hindurch, statt des eigentlichen
Commandeurs Grafen von Schwerin, mit dem größten Succeß
geführt hatte. Bei Zorndorf war er mit unter den besten gewesen.

So kam das Jahr 1760. Der König hatte nicht vergessen,
daß es sächsische Truppen gewesen waren, die das Jahr vorher
Schloß Charlottenburg geplündert hatten, und voll Begier nach
Revanche gab er beim Einrücken in Sachsen sofort Befehl, Schloß
Hubertsburg (dasselbe, das später durch den Friedensschluß be-
rühmt wurde), als Repressalie zu zerstören; das Mobiliar des
Schlosses sollte dem plündernden Offizier zufallen. Der Befehl zur
Ausführung traf unsern Marwitz, der damals Oberst war. Dieser
schüttelte den Kopf. Nach einigen Tagen fragte ihn der König bei

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gezogen durch den feinen und geiſtreichen Ton ſeiner zweiten Ge-
mahlin, einer geborenen von der Goltz. Das Weihnachtsfeſt führte
die Familie auf kurze Zeit nach Friedersdorf zurück, bis mit dem
herannahenden Carneval der Läufer und die ſechs Hengſte wieder
aus dem Stall mußten.

Das waren die Zeiten Auguſt Gebhardts. Die kommenden
Jahre trugen von allen Seiten her Verwüſtung in das Land und
zerſtörten die Wohlhabenheit, die die geſunde Baſis dieſes patri-
archaliſchen Lebens war. Auguſt Gebhardt ſtarb 1753. Er hinter-
ließ drei Söhne, von denen wir jedem einzelnen zunächſt ein be-
zeichnendes Beiwort (ſtatt der Verwirrung ſtiftenden Vornamen)
geben wollen. So nennen wir denn den älteſten den Huberts-
burg
-Marwitz, den zweiten den Hochkirch-Marwitz, den dritten
aber, der nicht Gelegenheit fand im Kriege ſich auszuzeichnen, ein-
fach nach ſeinem Titel, den Kammerherrn Marwitz. Von jedem
mögen hier ein paar Worte ſtehen.

Der Hubertsburg-Marwitz (Johann Friedrich Adolf) war
1723 geboren. Er trat in das Regiment Gendarmes und avancirte
von Stufe zu Stufe. Er war ein ſehr braver und in großer
Achtung iſtehender Soldat, ein feiner und gebildeter Weltmann,
ein Freund der Literatur und der Kunſt. Der große König ſchätzte
ihn hoch, beſonders auch, weil er das Regiment Gendarmes faſt
den ganzen ſiebenjährigen Krieg hindurch, ſtatt des eigentlichen
Commandeurs Grafen von Schwerin, mit dem größten Succeß
geführt hatte. Bei Zorndorf war er mit unter den beſten geweſen.

So kam das Jahr 1760. Der König hatte nicht vergeſſen,
daß es ſächſiſche Truppen geweſen waren, die das Jahr vorher
Schloß Charlottenburg geplündert hatten, und voll Begier nach
Revanche gab er beim Einrücken in Sachſen ſofort Befehl, Schloß
Hubertsburg (daſſelbe, das ſpäter durch den Friedensſchluß be-
rühmt wurde), als Repreſſalie zu zerſtören; das Mobiliar des
Schloſſes ſollte dem plündernden Offizier zufallen. Der Befehl zur
Ausführung traf unſern Marwitz, der damals Oberſt war. Dieſer
ſchüttelte den Kopf. Nach einigen Tagen fragte ihn der König bei

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[353/0365] gezogen durch den feinen und geiſtreichen Ton ſeiner zweiten Ge- mahlin, einer geborenen von der Goltz. Das Weihnachtsfeſt führte die Familie auf kurze Zeit nach Friedersdorf zurück, bis mit dem herannahenden Carneval der Läufer und die ſechs Hengſte wieder aus dem Stall mußten. Das waren die Zeiten Auguſt Gebhardts. Die kommenden Jahre trugen von allen Seiten her Verwüſtung in das Land und zerſtörten die Wohlhabenheit, die die geſunde Baſis dieſes patri- archaliſchen Lebens war. Auguſt Gebhardt ſtarb 1753. Er hinter- ließ drei Söhne, von denen wir jedem einzelnen zunächſt ein be- zeichnendes Beiwort (ſtatt der Verwirrung ſtiftenden Vornamen) geben wollen. So nennen wir denn den älteſten den Huberts- burg-Marwitz, den zweiten den Hochkirch-Marwitz, den dritten aber, der nicht Gelegenheit fand im Kriege ſich auszuzeichnen, ein- fach nach ſeinem Titel, den Kammerherrn Marwitz. Von jedem mögen hier ein paar Worte ſtehen. Der Hubertsburg-Marwitz (Johann Friedrich Adolf) war 1723 geboren. Er trat in das Regiment Gendarmes und avancirte von Stufe zu Stufe. Er war ein ſehr braver und in großer Achtung iſtehender Soldat, ein feiner und gebildeter Weltmann, ein Freund der Literatur und der Kunſt. Der große König ſchätzte ihn hoch, beſonders auch, weil er das Regiment Gendarmes faſt den ganzen ſiebenjährigen Krieg hindurch, ſtatt des eigentlichen Commandeurs Grafen von Schwerin, mit dem größten Succeß geführt hatte. Bei Zorndorf war er mit unter den beſten geweſen. So kam das Jahr 1760. Der König hatte nicht vergeſſen, daß es ſächſiſche Truppen geweſen waren, die das Jahr vorher Schloß Charlottenburg geplündert hatten, und voll Begier nach Revanche gab er beim Einrücken in Sachſen ſofort Befehl, Schloß Hubertsburg (daſſelbe, das ſpäter durch den Friedensſchluß be- rühmt wurde), als Repreſſalie zu zerſtören; das Mobiliar des Schloſſes ſollte dem plündernden Offizier zufallen. Der Befehl zur Ausführung traf unſern Marwitz, der damals Oberſt war. Dieſer ſchüttelte den Kopf. Nach einigen Tagen fragte ihn der König bei 23

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/365>, abgerufen am 22.11.2024.