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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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an diesem Tage gab freilich das Fußvolk. Es traf sich glücklich für
unsern Marwitz, der an diesem Tage die Reserve commandirte,
daß er mit seinen drei Bataillonen die schon verlorene Schlacht
zum Stehen bringen und endlich siegreich hinausführen konnte.
Den entscheidenden Stoß that sein Lebuser Bataillon (Frieders-
dorf liegt im Lande Lebus), was zu der Freude, die er an die-
sem Tage über die tapfere Haltung seiner ganzen Brigade em-
pfand, auch noch eine gewisse lokalpatriotische Befriedigung fügte.
Die Verluste seines Truppentheils waren nicht unbedeutend gewe-
sen, er selbst kam gesund heraus und erhielt nur, ähnlich wie bei
Jena, wo sein Hut mehrfach durchlöchert worden war, eine Kugel
durch den Mantel.

Das Gefecht von Hagelsberg war während des Feldzugs von
1813 und 14 das einzige, wo es, wenn wir von einer Reihe
glücklich ausgeführter Streifzüge absehen, Marwitz vergönnt war,
sich persönlich und in mehr oder minder entscheidender Weise her-
vorzuthun. Die Einschließung Magdeburgs, wozu auch seine Bri-
gade verwendet wurde, hielt ihn vom großen Kriegsschauplatz fern.
1815 war er bei der Blücherschen Armee und focht mit Auszeich-
nung bei Ligny und Wavre. Bei Wavre, wo so viel auf dem
Spiele stand, hielt er mit dem achten Uhlanenregiment während
des ganzen 19. Juni den exponirtesten Posten. Er hatte das
Seine gethan; an mäßige oder zögernde Anerkennung war er
gewöhnt.

Der Friede kam und in Marwitz, der inzwischen zum Ober-
sten (1817 zum General) aufgestiegen war, entstand die Frage:
bleiben oder gehen. Die Neigung seines Herzens zog ihn zurück
in die ländliche Stille, aber andere Erwägungen -- "das schlech-
teste aller Motive, das Geld," wie er sich selbst ausdrückt -- hiel-
ten ihn bei der Armee. Während der Kriegsjahre war daheim
alles rückwärts gegangen, der Wohlstand zerstört, die Erträge des
Guts auf ein Minimum reducirt; so blieb er denn, weil er sich gegen
Frau und Kinder verpflichtet hielt, seinen Generalsgehalt nicht ohne
Nöthigung aufzugeben. Möglich, daß er doch darauf verzichtet hätte,

an dieſem Tage gab freilich das Fußvolk. Es traf ſich glücklich für
unſern Marwitz, der an dieſem Tage die Reſerve commandirte,
daß er mit ſeinen drei Bataillonen die ſchon verlorene Schlacht
zum Stehen bringen und endlich ſiegreich hinausführen konnte.
Den entſcheidenden Stoß that ſein Lebuſer Bataillon (Frieders-
dorf liegt im Lande Lebus), was zu der Freude, die er an die-
ſem Tage über die tapfere Haltung ſeiner ganzen Brigade em-
pfand, auch noch eine gewiſſe lokalpatriotiſche Befriedigung fügte.
Die Verluſte ſeines Truppentheils waren nicht unbedeutend gewe-
ſen, er ſelbſt kam geſund heraus und erhielt nur, ähnlich wie bei
Jena, wo ſein Hut mehrfach durchlöchert worden war, eine Kugel
durch den Mantel.

Das Gefecht von Hagelsberg war während des Feldzugs von
1813 und 14 das einzige, wo es, wenn wir von einer Reihe
glücklich ausgeführter Streifzüge abſehen, Marwitz vergönnt war,
ſich perſönlich und in mehr oder minder entſcheidender Weiſe her-
vorzuthun. Die Einſchließung Magdeburgs, wozu auch ſeine Bri-
gade verwendet wurde, hielt ihn vom großen Kriegsſchauplatz fern.
1815 war er bei der Blücherſchen Armee und focht mit Auszeich-
nung bei Ligny und Wavre. Bei Wavre, wo ſo viel auf dem
Spiele ſtand, hielt er mit dem achten Uhlanenregiment während
des ganzen 19. Juni den exponirteſten Poſten. Er hatte das
Seine gethan; an mäßige oder zögernde Anerkennung war er
gewöhnt.

Der Friede kam und in Marwitz, der inzwiſchen zum Ober-
ſten (1817 zum General) aufgeſtiegen war, entſtand die Frage:
bleiben oder gehen. Die Neigung ſeines Herzens zog ihn zurück
in die ländliche Stille, aber andere Erwägungen — „das ſchlech-
teſte aller Motive, das Geld,“ wie er ſich ſelbſt ausdrückt — hiel-
ten ihn bei der Armee. Während der Kriegsjahre war daheim
alles rückwärts gegangen, der Wohlſtand zerſtört, die Erträge des
Guts auf ein Minimum reducirt; ſo blieb er denn, weil er ſich gegen
Frau und Kinder verpflichtet hielt, ſeinen Generalsgehalt nicht ohne
Nöthigung aufzugeben. Möglich, daß er doch darauf verzichtet hätte,

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[377/0389] an dieſem Tage gab freilich das Fußvolk. Es traf ſich glücklich für unſern Marwitz, der an dieſem Tage die Reſerve commandirte, daß er mit ſeinen drei Bataillonen die ſchon verlorene Schlacht zum Stehen bringen und endlich ſiegreich hinausführen konnte. Den entſcheidenden Stoß that ſein Lebuſer Bataillon (Frieders- dorf liegt im Lande Lebus), was zu der Freude, die er an die- ſem Tage über die tapfere Haltung ſeiner ganzen Brigade em- pfand, auch noch eine gewiſſe lokalpatriotiſche Befriedigung fügte. Die Verluſte ſeines Truppentheils waren nicht unbedeutend gewe- ſen, er ſelbſt kam geſund heraus und erhielt nur, ähnlich wie bei Jena, wo ſein Hut mehrfach durchlöchert worden war, eine Kugel durch den Mantel. Das Gefecht von Hagelsberg war während des Feldzugs von 1813 und 14 das einzige, wo es, wenn wir von einer Reihe glücklich ausgeführter Streifzüge abſehen, Marwitz vergönnt war, ſich perſönlich und in mehr oder minder entſcheidender Weiſe her- vorzuthun. Die Einſchließung Magdeburgs, wozu auch ſeine Bri- gade verwendet wurde, hielt ihn vom großen Kriegsſchauplatz fern. 1815 war er bei der Blücherſchen Armee und focht mit Auszeich- nung bei Ligny und Wavre. Bei Wavre, wo ſo viel auf dem Spiele ſtand, hielt er mit dem achten Uhlanenregiment während des ganzen 19. Juni den exponirteſten Poſten. Er hatte das Seine gethan; an mäßige oder zögernde Anerkennung war er gewöhnt. Der Friede kam und in Marwitz, der inzwiſchen zum Ober- ſten (1817 zum General) aufgeſtiegen war, entſtand die Frage: bleiben oder gehen. Die Neigung ſeines Herzens zog ihn zurück in die ländliche Stille, aber andere Erwägungen — „das ſchlech- teſte aller Motive, das Geld,“ wie er ſich ſelbſt ausdrückt — hiel- ten ihn bei der Armee. Während der Kriegsjahre war daheim alles rückwärts gegangen, der Wohlſtand zerſtört, die Erträge des Guts auf ein Minimum reducirt; ſo blieb er denn, weil er ſich gegen Frau und Kinder verpflichtet hielt, ſeinen Generalsgehalt nicht ohne Nöthigung aufzugeben. Möglich, daß er doch darauf verzichtet hätte,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/389>, abgerufen am 22.11.2024.