zogen hat. Aber gewiß mit Unrecht. Aeußere und innere Gründe sprechen dafür. Der Stein hat ganz die Form eines Grabsteins; außerdem ging der König, der auf der obersten Terrasse von Sanssouci nicht nur sein Pferd und seine Lieblings-Windspiele be- graben ließ, sondern auch inmitten derselben begraben sein wollte, seinen Generalen mit dem entsprechenden Beispiel voran. Man liebte damals dergleichen.
Ebenfalls im Park, dem Gartensalon gegenüber, und eine Wand dunkler Bäume als Hintergrund, erhebt sich malerisch das Marmor-Denkmal, das Prittwitz im Jahre 1792 dem Andenken des großen Königs errichten ließ. Die Zeichnung zu diesem Denk- mal wurde von Johann Meil, dem damaligen Vice-Direktor der Berliner Akademie der Künste entworfen, die Ausführung in car- rarischem Marmor aber einem Bildhauer in Lucca, Namens Jo- seph Martini, anvertraut. Die Worte, die dieser an der linken Seite des Denkmals eingravirt hat, lauten: Joseph Martini Lucensis inventor faciebat 1792; also etwa: Joseph Martini von Lucca hat es erfunden und ausgeführt (oder erdacht und gemacht) im Jahre 1792. Das Wort inventor muß hier über- raschen, wenn man es mit der (der Schadow'schen Autobiographie entlehnten) Notiz zusammenhält, daß Meil den Entwurf gemacht habe, also mit anderen Worten der Inventor gewesen sei. Die Composition ist etwas steif, etwas herkömmlich und in vielen Stücken angreifbar, aber dennoch eine gute Durchschnitts-Arbeit. Damals, wenigstens hier zu Lande, war sie unzweifelhaft ein Mei- sterstück. Ein Säulenstumpf trägt das Reliefbild des großen Kö- nigs; ein trauernder Mars, knieend, umklammert von der einen Seite her die abgebrochene Säule, während eine aufrecht stehende Minerva sich von der andern Seite her an den Säulenstumpf lehnt. Das Hauptinteresse, das diese Gruppe einflößt, ist das, daß es das erste Denkmal ist, das dem Andenken des großen Kö- nigs errichtet wurde. Schadow's Friedrichsstatue auf dem Stetti- ner Exercierplatz ist erst das zweite Monument. Allerhand kleine Anekdoten knüpfen noch an dies Denkmal an. So heißt es, daß
zogen hat. Aber gewiß mit Unrecht. Aeußere und innere Gründe ſprechen dafür. Der Stein hat ganz die Form eines Grabſteins; außerdem ging der König, der auf der oberſten Terraſſe von Sansſouci nicht nur ſein Pferd und ſeine Lieblings-Windſpiele be- graben ließ, ſondern auch inmitten derſelben begraben ſein wollte, ſeinen Generalen mit dem entſprechenden Beiſpiel voran. Man liebte damals dergleichen.
Ebenfalls im Park, dem Gartenſalon gegenüber, und eine Wand dunkler Bäume als Hintergrund, erhebt ſich maleriſch das Marmor-Denkmal, das Prittwitz im Jahre 1792 dem Andenken des großen Königs errichten ließ. Die Zeichnung zu dieſem Denk- mal wurde von Johann Meil, dem damaligen Vice-Direktor der Berliner Akademie der Künſte entworfen, die Ausführung in car- rariſchem Marmor aber einem Bildhauer in Lucca, Namens Jo- ſeph Martini, anvertraut. Die Worte, die dieſer an der linken Seite des Denkmals eingravirt hat, lauten: Joseph Martini Lucensis inventor faciebat 1792; alſo etwa: Joſeph Martini von Lucca hat es erfunden und ausgeführt (oder erdacht und gemacht) im Jahre 1792. Das Wort inventor muß hier über- raſchen, wenn man es mit der (der Schadow’ſchen Autobiographie entlehnten) Notiz zuſammenhält, daß Meil den Entwurf gemacht habe, alſo mit anderen Worten der Inventor geweſen ſei. Die Compoſition iſt etwas ſteif, etwas herkömmlich und in vielen Stücken angreifbar, aber dennoch eine gute Durchſchnitts-Arbeit. Damals, wenigſtens hier zu Lande, war ſie unzweifelhaft ein Mei- ſterſtück. Ein Säulenſtumpf trägt das Reliefbild des großen Kö- nigs; ein trauernder Mars, knieend, umklammert von der einen Seite her die abgebrochene Säule, während eine aufrecht ſtehende Minerva ſich von der andern Seite her an den Säulenſtumpf lehnt. Das Hauptintereſſe, das dieſe Gruppe einflößt, iſt das, daß es das erſte Denkmal iſt, das dem Andenken des großen Kö- nigs errichtet wurde. Schadow’s Friedrichsſtatue auf dem Stetti- ner Exercierplatz iſt erſt das zweite Monument. Allerhand kleine Anekdoten knüpfen noch an dies Denkmal an. So heißt es, daß
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zogen hat. Aber gewiß mit Unrecht. Aeußere und innere Gründe
ſprechen dafür. Der Stein hat ganz die Form eines Grabſteins;
außerdem ging der König, der auf der oberſten Terraſſe von
Sansſouci nicht nur ſein Pferd und ſeine Lieblings-Windſpiele be-
graben ließ, ſondern auch inmitten derſelben begraben ſein wollte,
ſeinen Generalen mit dem entſprechenden Beiſpiel voran. Man
liebte damals dergleichen.
Ebenfalls im Park, dem Gartenſalon gegenüber, und eine
Wand dunkler Bäume als Hintergrund, erhebt ſich maleriſch das
Marmor-Denkmal, das Prittwitz im Jahre 1792 dem Andenken
des großen Königs errichten ließ. Die Zeichnung zu dieſem Denk-
mal wurde von Johann Meil, dem damaligen Vice-Direktor der
Berliner Akademie der Künſte entworfen, die Ausführung in car-
rariſchem Marmor aber einem Bildhauer in Lucca, Namens Jo-
ſeph Martini, anvertraut. Die Worte, die dieſer an der linken
Seite des Denkmals eingravirt hat, lauten: Joseph Martini
Lucensis inventor faciebat 1792; alſo etwa: Joſeph Martini
von Lucca hat es erfunden und ausgeführt (oder erdacht und
gemacht) im Jahre 1792. Das Wort inventor muß hier über-
raſchen, wenn man es mit der (der Schadow’ſchen Autobiographie
entlehnten) Notiz zuſammenhält, daß Meil den Entwurf gemacht
habe, alſo mit anderen Worten der Inventor geweſen ſei. Die
Compoſition iſt etwas ſteif, etwas herkömmlich und in vielen
Stücken angreifbar, aber dennoch eine gute Durchſchnitts-Arbeit.
Damals, wenigſtens hier zu Lande, war ſie unzweifelhaft ein Mei-
ſterſtück. Ein Säulenſtumpf trägt das Reliefbild des großen Kö-
nigs; ein trauernder Mars, knieend, umklammert von der einen
Seite her die abgebrochene Säule, während eine aufrecht ſtehende
Minerva ſich von der andern Seite her an den Säulenſtumpf
lehnt. Das Hauptintereſſe, das dieſe Gruppe einflößt, iſt das, daß
es das erſte Denkmal iſt, das dem Andenken des großen Kö-
nigs errichtet wurde. Schadow’s Friedrichsſtatue auf dem Stetti-
ner Exercierplatz iſt erſt das zweite Monument. Allerhand kleine
Anekdoten knüpfen noch an dies Denkmal an. So heißt es, daß
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/433>, abgerufen am 21.11.2024.
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