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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Neues, Schärferes, Zutreffenderes kann nur von denen gesagt
werden, die im Vollbesitz des Materials sind und zu voller Ein-
sicht
in den Charakter, auch einen wirklichen direkten Einblick
in alles Geschehene, in die Dinge und ihre Motive mitbringen.
Eine solche Charakteristik des Fürsten gehört der Zukunft an. Eines
aber möge hier, wie ein nicht abzuweisendes Bekenntniß, seinen
Ausdruck finden, die Ueberzeugung, daß, soweit menschliches Wissen
und Erkennen reicht, Hardenberg ein auserwählter Mann war, ein
Mann, dem nach dem Rath und Willen Gottes die Aufgabe zu-
fiel, die Rettung unseres Vaterlandes glücklich durchzuführen.
Selbst seine Schwächen leisteten dieser Aufgabe Vor-
schub
. Ein bloßer sans peur et sans reproche (etwa wie
Stein oder Marwitz, zu denen wir freilich freudiger und geho-
bener aufblicken) hätte es muthmaßlich nicht vermocht. Der Fürst
war kein sans reproche; seine Fehler liegen zu Tage. "Man
braucht kein moralischer Herrschel zu sein (wie sein Biograph sich
ausdrückt), um diese Fehler mühlos zu entdecken." Aber diese Mi-
schung von Edlem und minder Edlem, von Schlauheit und Offen-
heit, von Nachgiebigkeit und Festigkeit, war genau das, was die
Situation erheischte. Eigensinn und Prinzipienreiterei hätten uns
verdorben. Sein Leben (Vorbild oder nicht) hat uns gerettet; wie
er selber in Bescheidenheit hinzusetzen würde: durch die Gnade
Gottes
.



Neues, Schärferes, Zutreffenderes kann nur von denen geſagt
werden, die im Vollbeſitz des Materials ſind und zu voller Ein-
ſicht
in den Charakter, auch einen wirklichen direkten Einblick
in alles Geſchehene, in die Dinge und ihre Motive mitbringen.
Eine ſolche Charakteriſtik des Fürſten gehört der Zukunft an. Eines
aber möge hier, wie ein nicht abzuweiſendes Bekenntniß, ſeinen
Ausdruck finden, die Ueberzeugung, daß, ſoweit menſchliches Wiſſen
und Erkennen reicht, Hardenberg ein auserwählter Mann war, ein
Mann, dem nach dem Rath und Willen Gottes die Aufgabe zu-
fiel, die Rettung unſeres Vaterlandes glücklich durchzuführen.
Selbſt ſeine Schwächen leiſteten dieſer Aufgabe Vor-
ſchub
. Ein bloßer sans peur et sans reproche (etwa wie
Stein oder Marwitz, zu denen wir freilich freudiger und geho-
bener aufblicken) hätte es muthmaßlich nicht vermocht. Der Fürſt
war kein sans reproche; ſeine Fehler liegen zu Tage. „Man
braucht kein moraliſcher Herrſchel zu ſein (wie ſein Biograph ſich
ausdrückt), um dieſe Fehler mühlos zu entdecken.“ Aber dieſe Mi-
ſchung von Edlem und minder Edlem, von Schlauheit und Offen-
heit, von Nachgiebigkeit und Feſtigkeit, war genau das, was die
Situation erheiſchte. Eigenſinn und Prinzipienreiterei hätten uns
verdorben. Sein Leben (Vorbild oder nicht) hat uns gerettet; wie
er ſelber in Beſcheidenheit hinzuſetzen würde: durch die Gnade
Gottes
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[436/0448] Neues, Schärferes, Zutreffenderes kann nur von denen geſagt werden, die im Vollbeſitz des Materials ſind und zu voller Ein- ſicht in den Charakter, auch einen wirklichen direkten Einblick in alles Geſchehene, in die Dinge und ihre Motive mitbringen. Eine ſolche Charakteriſtik des Fürſten gehört der Zukunft an. Eines aber möge hier, wie ein nicht abzuweiſendes Bekenntniß, ſeinen Ausdruck finden, die Ueberzeugung, daß, ſoweit menſchliches Wiſſen und Erkennen reicht, Hardenberg ein auserwählter Mann war, ein Mann, dem nach dem Rath und Willen Gottes die Aufgabe zu- fiel, die Rettung unſeres Vaterlandes glücklich durchzuführen. Selbſt ſeine Schwächen leiſteten dieſer Aufgabe Vor- ſchub. Ein bloßer sans peur et sans reproche (etwa wie Stein oder Marwitz, zu denen wir freilich freudiger und geho- bener aufblicken) hätte es muthmaßlich nicht vermocht. Der Fürſt war kein sans reproche; ſeine Fehler liegen zu Tage. „Man braucht kein moraliſcher Herrſchel zu ſein (wie ſein Biograph ſich ausdrückt), um dieſe Fehler mühlos zu entdecken.“ Aber dieſe Mi- ſchung von Edlem und minder Edlem, von Schlauheit und Offen- heit, von Nachgiebigkeit und Feſtigkeit, war genau das, was die Situation erheiſchte. Eigenſinn und Prinzipienreiterei hätten uns verdorben. Sein Leben (Vorbild oder nicht) hat uns gerettet; wie er ſelber in Beſcheidenheit hinzuſetzen würde: durch die Gnade Gottes.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/448>, abgerufen am 22.11.2024.