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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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und schönste) zeigt, statt der Namen, drei sauber einradirte Ma-
rienbilder, nach Stellen aus der Offenbarung und abwechselnd
mit diesen drei Radirungen, drei kleine Goldskulpturen, hautrelief-
artig auf den Fuß des Kelches aufgelöthet. Diese kleine Gold-
figürchen stellen "Maria und Johannes zu beiden Seiten des Ge-
kreuzigten", ferner "St. Georg, den Drachen tödtend" und schließ-
lich noch ein Drittes dar, dessen Entzifferung mir nicht gelun-
gen ist.

Diese Kelche beweisen zur Genüge (und mehr als alles an-
dere, was vom Kloster übrig geblieben ist), daß Kloster Friedland
zu den reicheren Stiftungen des Landes gehörte. Es darf auch
nicht wundern: zählten doch die Barfus, die Pfuels, die
Krummensee und Ilows, deren Töchtern wir, wie mehrfach
hervorgehoben, vorzugsweise im Kloster Friedland begegnen, zu
den begütertsten und angesehensten Familien des Landes. Ueber
den Ort, wo die Kelche herstammen, ist Nichts bekannt. Man
denkt natürlich zuerst an Augsburg oder Nürnberg; doch sind sie,
neben der Sauberkeit und Sorglichkeit der Ausführung, auch na-
mentlich von solcher Grazie der Form, daß ich annehmen möchte,
ihre Heimath liege noch weiter südlich.

Wir hoben schon hervor, daß die Geschichte "Kloster Fried-
lands" mit dem Eingehen des Klosters nicht ihre Endschaft er-
reichte. Die Roebels und der Markgraf Karl von Schwedt folg-
ten im Besitz; aber keiner von ihnen hat nachträglich dem alten
stillen Klosterdorf einen veränderten Charakter aufzudrücken ver-
mocht. Es konnte auch kaum anders sein. Die Roebels lebten in
Buch (bei Berlin), das ihnen schon, um der Nähe der Hauptstadt
willen, lieber sein mußte und scheinen in Friedland niemals dau-
ernd Wohnung genommen zu haben. Der Markgraf war aller-
dings von Zeit zu Zeit hier anzutreffen; aber seine Besuche wa-
ren doch zu flüchtig und zu selten, als daß der Wunsch in ihm
hätte lebendig werden können, ein Schloß an dieser Stelle auf-
führen zu lassen. Ein einfaches Wohnhaus genügte dem Bedürf-
niß. Dies Wohnhaus existirt noch und in ihm, als ein einziges

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und ſchönſte) zeigt, ſtatt der Namen, drei ſauber einradirte Ma-
rienbilder, nach Stellen aus der Offenbarung und abwechſelnd
mit dieſen drei Radirungen, drei kleine Goldſkulpturen, hautrelief-
artig auf den Fuß des Kelches aufgelöthet. Dieſe kleine Gold-
figürchen ſtellen „Maria und Johannes zu beiden Seiten des Ge-
kreuzigten“, ferner „St. Georg, den Drachen tödtend“ und ſchließ-
lich noch ein Drittes dar, deſſen Entzifferung mir nicht gelun-
gen iſt.

Dieſe Kelche beweiſen zur Genüge (und mehr als alles an-
dere, was vom Kloſter übrig geblieben iſt), daß Kloſter Friedland
zu den reicheren Stiftungen des Landes gehörte. Es darf auch
nicht wundern: zählten doch die Barfus, die Pfuels, die
Krummenſee und Ilows, deren Töchtern wir, wie mehrfach
hervorgehoben, vorzugsweiſe im Kloſter Friedland begegnen, zu
den begütertſten und angeſehenſten Familien des Landes. Ueber
den Ort, wo die Kelche herſtammen, iſt Nichts bekannt. Man
denkt natürlich zuerſt an Augsburg oder Nürnberg; doch ſind ſie,
neben der Sauberkeit und Sorglichkeit der Ausführung, auch na-
mentlich von ſolcher Grazie der Form, daß ich annehmen möchte,
ihre Heimath liege noch weiter ſüdlich.

Wir hoben ſchon hervor, daß die Geſchichte „Kloſter Fried-
lands“ mit dem Eingehen des Kloſters nicht ihre Endſchaft er-
reichte. Die Roebels und der Markgraf Karl von Schwedt folg-
ten im Beſitz; aber keiner von ihnen hat nachträglich dem alten
ſtillen Kloſterdorf einen veränderten Charakter aufzudrücken ver-
mocht. Es konnte auch kaum anders ſein. Die Roebels lebten in
Buch (bei Berlin), das ihnen ſchon, um der Nähe der Hauptſtadt
willen, lieber ſein mußte und ſcheinen in Friedland niemals dau-
ernd Wohnung genommen zu haben. Der Markgraf war aller-
dings von Zeit zu Zeit hier anzutreffen; aber ſeine Beſuche wa-
ren doch zu flüchtig und zu ſelten, als daß der Wunſch in ihm
hätte lebendig werden können, ein Schloß an dieſer Stelle auf-
führen zu laſſen. Ein einfaches Wohnhaus genügte dem Bedürf-
niß. Dies Wohnhaus exiſtirt noch und in ihm, als ein einziges

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[449/0461] und ſchönſte) zeigt, ſtatt der Namen, drei ſauber einradirte Ma- rienbilder, nach Stellen aus der Offenbarung und abwechſelnd mit dieſen drei Radirungen, drei kleine Goldſkulpturen, hautrelief- artig auf den Fuß des Kelches aufgelöthet. Dieſe kleine Gold- figürchen ſtellen „Maria und Johannes zu beiden Seiten des Ge- kreuzigten“, ferner „St. Georg, den Drachen tödtend“ und ſchließ- lich noch ein Drittes dar, deſſen Entzifferung mir nicht gelun- gen iſt. Dieſe Kelche beweiſen zur Genüge (und mehr als alles an- dere, was vom Kloſter übrig geblieben iſt), daß Kloſter Friedland zu den reicheren Stiftungen des Landes gehörte. Es darf auch nicht wundern: zählten doch die Barfus, die Pfuels, die Krummenſee und Ilows, deren Töchtern wir, wie mehrfach hervorgehoben, vorzugsweiſe im Kloſter Friedland begegnen, zu den begütertſten und angeſehenſten Familien des Landes. Ueber den Ort, wo die Kelche herſtammen, iſt Nichts bekannt. Man denkt natürlich zuerſt an Augsburg oder Nürnberg; doch ſind ſie, neben der Sauberkeit und Sorglichkeit der Ausführung, auch na- mentlich von ſolcher Grazie der Form, daß ich annehmen möchte, ihre Heimath liege noch weiter ſüdlich. Wir hoben ſchon hervor, daß die Geſchichte „Kloſter Fried- lands“ mit dem Eingehen des Kloſters nicht ihre Endſchaft er- reichte. Die Roebels und der Markgraf Karl von Schwedt folg- ten im Beſitz; aber keiner von ihnen hat nachträglich dem alten ſtillen Kloſterdorf einen veränderten Charakter aufzudrücken ver- mocht. Es konnte auch kaum anders ſein. Die Roebels lebten in Buch (bei Berlin), das ihnen ſchon, um der Nähe der Hauptſtadt willen, lieber ſein mußte und ſcheinen in Friedland niemals dau- ernd Wohnung genommen zu haben. Der Markgraf war aller- dings von Zeit zu Zeit hier anzutreffen; aber ſeine Beſuche wa- ren doch zu flüchtig und zu ſelten, als daß der Wunſch in ihm hätte lebendig werden können, ein Schloß an dieſer Stelle auf- führen zu laſſen. Ein einfaches Wohnhaus genügte dem Bedürf- niß. Dies Wohnhaus exiſtirt noch und in ihm, als ein einziges 29

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/461>, abgerufen am 23.11.2024.