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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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4) Velten Sternbecks, Baders allhier Söhnlein, Gottfried genannt,
ungefähr anno 1636, Oster-Kuchen gegeben. Wie das Kind mit dem
Kuchen zu Hause kommt, fanget es an zu schreien und klaget, der Bauch
thu ihm wehe. Wie die Mutter des Kindes erfahret, daß das Kind den
Kuchen von der Kramerin bekommen, gehet sie zu ihr und hält ihr vor,
daß ihr Mann schelte und sage, das Kind habe die Wehetage von ihrem
Kuchen bekommen. Darauf sie, die Krämerin, geantwortet, es wäre Honig
und Mandeln in dem Kuchen gewesen, das würde das Kind nicht vertra-
gen können, sie sollte ihm einen venedischen Theriack eingeben, es würde
wohl besser werden. Wie nun die Mutter vor einen Groschen Theriack von
der Krämerin gekauft und dem Kinde eingegeben, schlaget das Kind aus,
daß es so bunt auf dem Leibe wurde, wie eine Kröte.

5) eine Thabel, (d. i. Kober) so feste zugebunden gewesen, ihres Soh-
nes damaliger Braut gegeben, die sie mit nach Oderberg nehmen sollen;
selbigen Kober hat sie bei dem Bader eingesetzet und gebeten, weil sie noch
etwas zu bestellen hätte, sollte man unterdessen die Thabel zu Kahne tragen.
Wie man nun die Thabel zu Kahne tragen wollen, hat sie keiner von der
Stelle heben können, wie denn noch Leute am Leben, so es versuchet, also
daß auch das Strick zerrissen und die Thabel müßen stehn lassen. Da aber
ihres Sohnes Braut die Thabel angefasset, hat sie dieselbe können unterm
Arm nehmen, und dem Schiff zutragen.

6) Mit ihrem eigenen Sohne ohngefähr vor 6 oder 7 Jahren, dergestalt
wegen eines Ringes, so sie ihm verehrte und er ihr denselben sollte wieder-
geben, in Haß gelebet, daß sie nicht einmahl zu seinem Kinde, wie es so
sehr krank gewesen, daß es weder leben noch sterben können und er sie da-
rum gebeten, nicht Kommen wollen, er habe ihr denn den Ring wiederge-
geben und ist das Kind alsbald, wie sie bei ihm kommen, sanft abge-
schieden.

7) Auf einem Sonntag Anno 1640 an Herrn Michael Mielentzes
Pfarrers (so sich allhier aufgehalten) Thür, des Morgens gar früh, wider
ihre Gewohnheit -- da sie in großem Haß mit ihm gelebet und zu seiner
Thür niemals kommen -- etzliche mal angeklopfet und wie sie die Magd
ansichtig worden, gefraget, was sie (die Magd) ihrer Henne gethan hätte,
da sie nicht hätte legen können; sie hätte auch eine Ente, der es gleich
also ginge. Wie die Magd in der Stuben gangen zu der Ehefrau, so vorigen
Tages eines Söhnleins genesen und es ihr angesaget: daß die Kramerin
vor der Thür wäre und hätte nach solcher Sache gefraget, ist die Frau
erschrocken und wie sie ihre Schwester hinausgeschickt die Kramerin einzu-
lassen, ist die Kramerin schon etzliche Haus weit davon gewehsen und da
hinter ihr hergerufen worden, sich umgesehen und fortgangen. Darauf die
Kindesbetterin Nachmittag so unvermögend worden, also daß man keine
Vernunft bei ihr spüren können. So bald aber die Kramerin zu ihr kom-
men, sie an's Bein getastet und geflüstert, ist die Kindesbetterin still wor-

4) Velten Sternbecks, Baders allhier Söhnlein, Gottfried genannt,
ungefähr anno 1636, Oſter-Kuchen gegeben. Wie das Kind mit dem
Kuchen zu Hauſe kommt, fanget es an zu ſchreien und klaget, der Bauch
thu ihm wehe. Wie die Mutter des Kindes erfahret, daß das Kind den
Kuchen von der Kramerin bekommen, gehet ſie zu ihr und hält ihr vor,
daß ihr Mann ſchelte und ſage, das Kind habe die Wehetage von ihrem
Kuchen bekommen. Darauf ſie, die Krämerin, geantwortet, es wäre Honig
und Mandeln in dem Kuchen geweſen, das würde das Kind nicht vertra-
gen können, ſie ſollte ihm einen venediſchen Theriack eingeben, es würde
wohl beſſer werden. Wie nun die Mutter vor einen Groſchen Theriack von
der Krämerin gekauft und dem Kinde eingegeben, ſchlaget das Kind aus,
daß es ſo bunt auf dem Leibe wurde, wie eine Kröte.

5) eine Thabel, (d. i. Kober) ſo feſte zugebunden geweſen, ihres Soh-
nes damaliger Braut gegeben, die ſie mit nach Oderberg nehmen ſollen;
ſelbigen Kober hat ſie bei dem Bader eingeſetzet und gebeten, weil ſie noch
etwas zu beſtellen hätte, ſollte man unterdeſſen die Thabel zu Kahne tragen.
Wie man nun die Thabel zu Kahne tragen wollen, hat ſie keiner von der
Stelle heben können, wie denn noch Leute am Leben, ſo es verſuchet, alſo
daß auch das Strick zerriſſen und die Thabel müßen ſtehn laſſen. Da aber
ihres Sohnes Braut die Thabel angefaſſet, hat ſie dieſelbe können unterm
Arm nehmen, und dem Schiff zutragen.

6) Mit ihrem eigenen Sohne ohngefähr vor 6 oder 7 Jahren, dergeſtalt
wegen eines Ringes, ſo ſie ihm verehrte und er ihr denſelben ſollte wieder-
geben, in Haß gelebet, daß ſie nicht einmahl zu ſeinem Kinde, wie es ſo
ſehr krank geweſen, daß es weder leben noch ſterben können und er ſie da-
rum gebeten, nicht Kommen wollen, er habe ihr denn den Ring wiederge-
geben und iſt das Kind alsbald, wie ſie bei ihm kommen, ſanft abge-
ſchieden.

7) Auf einem Sonntag Anno 1640 an Herrn Michael Mielentzes
Pfarrers (ſo ſich allhier aufgehalten) Thür, des Morgens gar früh, wider
ihre Gewohnheit — da ſie in großem Haß mit ihm gelebet und zu ſeiner
Thür niemals kommen — etzliche mal angeklopfet und wie ſie die Magd
anſichtig worden, gefraget, was ſie (die Magd) ihrer Henne gethan hätte,
da ſie nicht hätte legen können; ſie hätte auch eine Ente, der es gleich
alſo ginge. Wie die Magd in der Stuben gangen zu der Ehefrau, ſo vorigen
Tages eines Söhnleins geneſen und es ihr angeſaget: daß die Kramerin
vor der Thür wäre und hätte nach ſolcher Sache gefraget, iſt die Frau
erſchrocken und wie ſie ihre Schweſter hinausgeſchickt die Kramerin einzu-
laſſen, iſt die Kramerin ſchon etzliche Haus weit davon gewehſen und da
hinter ihr hergerufen worden, ſich umgeſehen und fortgangen. Darauf die
Kindesbetterin Nachmittag ſo unvermögend worden, alſo daß man keine
Vernunft bei ihr ſpüren können. So bald aber die Kramerin zu ihr kom-
men, ſie an’s Bein getaſtet und geflüſtert, iſt die Kindesbetterin ſtill wor-

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[535/0547] 4) Velten Sternbecks, Baders allhier Söhnlein, Gottfried genannt, ungefähr anno 1636, Oſter-Kuchen gegeben. Wie das Kind mit dem Kuchen zu Hauſe kommt, fanget es an zu ſchreien und klaget, der Bauch thu ihm wehe. Wie die Mutter des Kindes erfahret, daß das Kind den Kuchen von der Kramerin bekommen, gehet ſie zu ihr und hält ihr vor, daß ihr Mann ſchelte und ſage, das Kind habe die Wehetage von ihrem Kuchen bekommen. Darauf ſie, die Krämerin, geantwortet, es wäre Honig und Mandeln in dem Kuchen geweſen, das würde das Kind nicht vertra- gen können, ſie ſollte ihm einen venediſchen Theriack eingeben, es würde wohl beſſer werden. Wie nun die Mutter vor einen Groſchen Theriack von der Krämerin gekauft und dem Kinde eingegeben, ſchlaget das Kind aus, daß es ſo bunt auf dem Leibe wurde, wie eine Kröte. 5) eine Thabel, (d. i. Kober) ſo feſte zugebunden geweſen, ihres Soh- nes damaliger Braut gegeben, die ſie mit nach Oderberg nehmen ſollen; ſelbigen Kober hat ſie bei dem Bader eingeſetzet und gebeten, weil ſie noch etwas zu beſtellen hätte, ſollte man unterdeſſen die Thabel zu Kahne tragen. Wie man nun die Thabel zu Kahne tragen wollen, hat ſie keiner von der Stelle heben können, wie denn noch Leute am Leben, ſo es verſuchet, alſo daß auch das Strick zerriſſen und die Thabel müßen ſtehn laſſen. Da aber ihres Sohnes Braut die Thabel angefaſſet, hat ſie dieſelbe können unterm Arm nehmen, und dem Schiff zutragen. 6) Mit ihrem eigenen Sohne ohngefähr vor 6 oder 7 Jahren, dergeſtalt wegen eines Ringes, ſo ſie ihm verehrte und er ihr denſelben ſollte wieder- geben, in Haß gelebet, daß ſie nicht einmahl zu ſeinem Kinde, wie es ſo ſehr krank geweſen, daß es weder leben noch ſterben können und er ſie da- rum gebeten, nicht Kommen wollen, er habe ihr denn den Ring wiederge- geben und iſt das Kind alsbald, wie ſie bei ihm kommen, ſanft abge- ſchieden. 7) Auf einem Sonntag Anno 1640 an Herrn Michael Mielentzes Pfarrers (ſo ſich allhier aufgehalten) Thür, des Morgens gar früh, wider ihre Gewohnheit — da ſie in großem Haß mit ihm gelebet und zu ſeiner Thür niemals kommen — etzliche mal angeklopfet und wie ſie die Magd anſichtig worden, gefraget, was ſie (die Magd) ihrer Henne gethan hätte, da ſie nicht hätte legen können; ſie hätte auch eine Ente, der es gleich alſo ginge. Wie die Magd in der Stuben gangen zu der Ehefrau, ſo vorigen Tages eines Söhnleins geneſen und es ihr angeſaget: daß die Kramerin vor der Thür wäre und hätte nach ſolcher Sache gefraget, iſt die Frau erſchrocken und wie ſie ihre Schweſter hinausgeſchickt die Kramerin einzu- laſſen, iſt die Kramerin ſchon etzliche Haus weit davon gewehſen und da hinter ihr hergerufen worden, ſich umgeſehen und fortgangen. Darauf die Kindesbetterin Nachmittag ſo unvermögend worden, alſo daß man keine Vernunft bei ihr ſpüren können. So bald aber die Kramerin zu ihr kom- men, ſie an’s Bein getaſtet und geflüſtert, iſt die Kindesbetterin ſtill wor-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/547>, abgerufen am 22.11.2024.