den, hat sich auch wieder vernehmen lassen, daß sie, die Kramerin, kommen könne, und ist hernach besser mit ihr worden. --
8) ohngefähr An. 1635 hat der Herr Amtsschreiber alhier, Johannes Nebentisch, ihr, der Kramerin, Flachs, den sie in der heißen Stuben dessel- bigen gehabt, nehmen und in die Amtstube bringen lassen; da springet aus dem Flachs ein lang Gewürmb, wie eine Blindschleiche, heraus, läuft in der Stuben herum und wie sie danach schlagen, kriecht es wieder in den Flachs; darauf ihr der Amtschreiber den Flachs wieder ins Haus bringen lassen und nichts mit ihr wollen zu thun haben, weil das Gerücht zu der Zeit so groß von ihr gewesen, daß sie des Sontags unter der Predigt einmahl einen schwarzen Bock vor dem Spinde gespeiset und eben auch sehr unruhige Zeit gewesen.
9) ohngefähr An. 1638, der damahligen Frau Amtschreiberin allhier, so noch lebet, eine Schüssel voll Mohn gebracht. Wie sie nun den Mohn, so in einem Reibenapf weggesetzet worden, besah, sitzet eine große Kröte im Mohn, welche mit einem spitzigen Stock durchstochen, aufgespießet und mit dem Stock hinter der Hütten aufgestecket worden. Nicht lange darnach wie sie wieder zum Mohn kommen, sitzet wieder eine große Kröte auf dem Mohn, darob sie sich verwundern und hingehn, zu sehn ob die aufgesteckte Kröte noch vorhanden. Und siehe, sie finden zwar den Stock noch stecken, aber die Kröte ist davon.
10) ohngefähr vor 4 Jahren des Nachts in ihrem Hause, da sie ganz allein darin gewesen, in die Hände geklopfet und gesungen: domica dondei, domica dondei, so sie etzliche Male wiederhohlet, und nicht anders von einer Magd und Weib (so hart an ihrer Schlafkammer, das nur ein klei- ner Gang dazwischen gewesen) angehöret worden, als wenn sie gesprungen und getanzet hätte.
11) Vor etzlichen Jahren Planken in Baders Zaun aufgerissen, da- durch ihre Schweine in des Baders Garten kommen; wie nun der Bader sich mit ihr gezanket und die Schweine mit einem Hopfstangen heraus ja- gen wollen, ist er so oft bei'm Zuschlagen auf das Gesicht niedergefallen und hat die Schweine gar nicht treffen können.
Und dieses alles nun ihr kann dargethan und bewiesen werden. Also ergehet hiermit an die Herrn Decane und Doktores etc. unser dienstfreund- liches Suchen und Bitten, uns hiernach Rechtens zu belehren, ob die be- meldete Ursula Heinrichs mit hartem Gefängniß anzugreifen und wie fer- ner mit ihr zu verfahren.
Freienwalde den 10. Mai 1644.
[Spaltenumbruch]
Erhardt Kühnemann Amtsschreiber. Baltzer Richter-Schöppe. [Spaltenumbruch]Justus Schorr (?) Richter. Noch zwei Schöppen. Johannes Heinrich Schöppe. [Spaltenumbruch]Andreas Fischer Schöppe. Joachim Heinrich Schöppe.
den, hat ſich auch wieder vernehmen laſſen, daß ſie, die Kramerin, kommen könne, und iſt hernach beſſer mit ihr worden. —
8) ohngefähr An. 1635 hat der Herr Amtsſchreiber alhier, Johannes Nebentiſch, ihr, der Kramerin, Flachs, den ſie in der heißen Stuben deſſel- bigen gehabt, nehmen und in die Amtſtube bringen laſſen; da ſpringet aus dem Flachs ein lang Gewürmb, wie eine Blindſchleiche, heraus, läuft in der Stuben herum und wie ſie danach ſchlagen, kriecht es wieder in den Flachs; darauf ihr der Amtſchreiber den Flachs wieder ins Haus bringen laſſen und nichts mit ihr wollen zu thun haben, weil das Gerücht zu der Zeit ſo groß von ihr geweſen, daß ſie des Sontags unter der Predigt einmahl einen ſchwarzen Bock vor dem Spinde geſpeiſet und eben auch ſehr unruhige Zeit geweſen.
9) ohngefähr An. 1638, der damahligen Frau Amtſchreiberin allhier, ſo noch lebet, eine Schüſſel voll Mohn gebracht. Wie ſie nun den Mohn, ſo in einem Reibenapf weggeſetzet worden, beſah, ſitzet eine große Kröte im Mohn, welche mit einem ſpitzigen Stock durchſtochen, aufgeſpießet und mit dem Stock hinter der Hütten aufgeſtecket worden. Nicht lange darnach wie ſie wieder zum Mohn kommen, ſitzet wieder eine große Kröte auf dem Mohn, darob ſie ſich verwundern und hingehn, zu ſehn ob die aufgeſteckte Kröte noch vorhanden. Und ſiehe, ſie finden zwar den Stock noch ſtecken, aber die Kröte iſt davon.
10) ohngefähr vor 4 Jahren des Nachts in ihrem Hauſe, da ſie ganz allein darin geweſen, in die Hände geklopfet und geſungen: domica dondei, domica dondei, ſo ſie etzliche Male wiederhohlet, und nicht anders von einer Magd und Weib (ſo hart an ihrer Schlafkammer, das nur ein klei- ner Gang dazwiſchen geweſen) angehöret worden, als wenn ſie geſprungen und getanzet hätte.
11) Vor etzlichen Jahren Planken in Baders Zaun aufgeriſſen, da- durch ihre Schweine in des Baders Garten kommen; wie nun der Bader ſich mit ihr gezanket und die Schweine mit einem Hopfſtangen heraus ja- gen wollen, iſt er ſo oft bei’m Zuſchlagen auf das Geſicht niedergefallen und hat die Schweine gar nicht treffen können.
Und dieſes alles nun ihr kann dargethan und bewieſen werden. Alſo ergehet hiermit an die Herrn Decane und Doktores ꝛc. unſer dienſtfreund- liches Suchen und Bitten, uns hiernach Rechtens zu belehren, ob die be- meldete Urſula Heinrichs mit hartem Gefängniß anzugreifen und wie fer- ner mit ihr zu verfahren.
Freienwalde den 10. Mai 1644.
[Spaltenumbruch]
Erhardt Kühnemann Amtsſchreiber. Baltzer Richter-Schöppe. [Spaltenumbruch]Justus Schorr (?) Richter. Noch zwei Schöppen. Johannes Heinrich Schöppe. [Spaltenumbruch]Andreas Fischer Schöppe. Joachim Heinrich Schöppe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0548"n="536"/>
den, hat ſich auch wieder vernehmen laſſen, daß ſie, die Kramerin, kommen<lb/>
könne, und iſt hernach beſſer mit ihr worden. —</p><lb/><p>8) ohngefähr <hirendition="#aq">An.</hi> 1635 hat der Herr Amtsſchreiber alhier, Johannes<lb/>
Nebentiſch, ihr, der Kramerin, Flachs, den ſie in der heißen Stuben deſſel-<lb/>
bigen gehabt, nehmen und in die Amtſtube bringen laſſen; da ſpringet aus<lb/>
dem Flachs ein lang Gewürmb, wie eine Blindſchleiche, heraus, läuft in<lb/>
der Stuben herum und wie ſie danach ſchlagen, kriecht es wieder in den<lb/>
Flachs; darauf ihr der Amtſchreiber den Flachs wieder ins Haus bringen<lb/>
laſſen und nichts mit ihr wollen zu thun haben, weil das Gerücht zu der<lb/>
Zeit ſo groß von ihr geweſen, daß ſie des Sontags unter der Predigt<lb/>
einmahl einen ſchwarzen Bock vor dem Spinde geſpeiſet und eben auch ſehr<lb/>
unruhige Zeit geweſen.</p><lb/><p>9) ohngefähr <hirendition="#aq">An.</hi> 1638, der damahligen Frau Amtſchreiberin allhier,<lb/>ſo noch lebet, eine Schüſſel voll Mohn gebracht. Wie ſie nun den Mohn,<lb/>ſo in einem Reibenapf weggeſetzet worden, beſah, ſitzet eine große Kröte<lb/>
im Mohn, welche mit einem ſpitzigen Stock durchſtochen, aufgeſpießet und<lb/>
mit dem Stock hinter der Hütten aufgeſtecket worden. Nicht lange darnach<lb/>
wie ſie wieder zum Mohn kommen, ſitzet wieder eine große Kröte auf dem<lb/>
Mohn, darob ſie ſich verwundern und hingehn, zu ſehn ob die aufgeſteckte<lb/>
Kröte noch vorhanden. Und ſiehe, ſie finden zwar den Stock noch ſtecken,<lb/>
aber die Kröte iſt davon.</p><lb/><p>10) ohngefähr vor 4 Jahren des Nachts in ihrem Hauſe, da ſie ganz<lb/>
allein darin geweſen, in die Hände geklopfet und geſungen: <hirendition="#aq">domica dondei,<lb/>
domica dondei,</hi>ſo ſie etzliche Male wiederhohlet, und nicht anders von<lb/>
einer Magd und Weib (ſo hart an ihrer Schlafkammer, das nur ein klei-<lb/>
ner Gang dazwiſchen geweſen) angehöret worden, als wenn ſie geſprungen<lb/>
und getanzet hätte.</p><lb/><p>11) Vor etzlichen Jahren Planken in Baders Zaun aufgeriſſen, da-<lb/>
durch ihre Schweine in des Baders Garten kommen; wie nun der Bader<lb/>ſich mit ihr gezanket und die Schweine mit einem Hopfſtangen heraus ja-<lb/>
gen wollen, iſt er ſo oft bei’m Zuſchlagen auf das Geſicht niedergefallen<lb/>
und hat die Schweine gar nicht treffen können.</p><lb/><p>Und dieſes alles nun ihr kann dargethan und bewieſen werden. Alſo<lb/>
ergehet hiermit an die Herrn Decane und Doktores ꝛc. unſer dienſtfreund-<lb/>
liches Suchen und Bitten, uns hiernach Rechtens zu belehren, ob die be-<lb/>
meldete Urſula Heinrichs mit hartem Gefängniß anzugreifen und wie fer-<lb/>
ner mit ihr zu verfahren.</p><lb/><p><hirendition="#g">Freienwalde</hi> den 10. Mai 1644.</p><lb/><cb/><p><hirendition="#aq">Erhardt Kühnemann</hi><lb/>
Amtsſchreiber.<lb/><hirendition="#aq">Baltzer</hi><lb/>
Richter-Schöppe.<lb/><cb/><hirendition="#aq">Justus Schorr</hi> (?)<lb/>
Richter.<lb/>
Noch zwei Schöppen.<lb/><hirendition="#aq">Johannes Heinrich</hi><lb/>
Schöppe.<lb/><cb/><hirendition="#aq">Andreas Fischer</hi><lb/>
Schöppe.<lb/><hirendition="#aq">Joachim Heinrich</hi><lb/>
Schöppe.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[536/0548]
den, hat ſich auch wieder vernehmen laſſen, daß ſie, die Kramerin, kommen
könne, und iſt hernach beſſer mit ihr worden. —
8) ohngefähr An. 1635 hat der Herr Amtsſchreiber alhier, Johannes
Nebentiſch, ihr, der Kramerin, Flachs, den ſie in der heißen Stuben deſſel-
bigen gehabt, nehmen und in die Amtſtube bringen laſſen; da ſpringet aus
dem Flachs ein lang Gewürmb, wie eine Blindſchleiche, heraus, läuft in
der Stuben herum und wie ſie danach ſchlagen, kriecht es wieder in den
Flachs; darauf ihr der Amtſchreiber den Flachs wieder ins Haus bringen
laſſen und nichts mit ihr wollen zu thun haben, weil das Gerücht zu der
Zeit ſo groß von ihr geweſen, daß ſie des Sontags unter der Predigt
einmahl einen ſchwarzen Bock vor dem Spinde geſpeiſet und eben auch ſehr
unruhige Zeit geweſen.
9) ohngefähr An. 1638, der damahligen Frau Amtſchreiberin allhier,
ſo noch lebet, eine Schüſſel voll Mohn gebracht. Wie ſie nun den Mohn,
ſo in einem Reibenapf weggeſetzet worden, beſah, ſitzet eine große Kröte
im Mohn, welche mit einem ſpitzigen Stock durchſtochen, aufgeſpießet und
mit dem Stock hinter der Hütten aufgeſtecket worden. Nicht lange darnach
wie ſie wieder zum Mohn kommen, ſitzet wieder eine große Kröte auf dem
Mohn, darob ſie ſich verwundern und hingehn, zu ſehn ob die aufgeſteckte
Kröte noch vorhanden. Und ſiehe, ſie finden zwar den Stock noch ſtecken,
aber die Kröte iſt davon.
10) ohngefähr vor 4 Jahren des Nachts in ihrem Hauſe, da ſie ganz
allein darin geweſen, in die Hände geklopfet und geſungen: domica dondei,
domica dondei, ſo ſie etzliche Male wiederhohlet, und nicht anders von
einer Magd und Weib (ſo hart an ihrer Schlafkammer, das nur ein klei-
ner Gang dazwiſchen geweſen) angehöret worden, als wenn ſie geſprungen
und getanzet hätte.
11) Vor etzlichen Jahren Planken in Baders Zaun aufgeriſſen, da-
durch ihre Schweine in des Baders Garten kommen; wie nun der Bader
ſich mit ihr gezanket und die Schweine mit einem Hopfſtangen heraus ja-
gen wollen, iſt er ſo oft bei’m Zuſchlagen auf das Geſicht niedergefallen
und hat die Schweine gar nicht treffen können.
Und dieſes alles nun ihr kann dargethan und bewieſen werden. Alſo
ergehet hiermit an die Herrn Decane und Doktores ꝛc. unſer dienſtfreund-
liches Suchen und Bitten, uns hiernach Rechtens zu belehren, ob die be-
meldete Urſula Heinrichs mit hartem Gefängniß anzugreifen und wie fer-
ner mit ihr zu verfahren.
Freienwalde den 10. Mai 1644.
Erhardt Kühnemann
Amtsſchreiber.
Baltzer
Richter-Schöppe.
Justus Schorr (?)
Richter.
Noch zwei Schöppen.
Johannes Heinrich
Schöppe.
Andreas Fischer
Schöppe.
Joachim Heinrich
Schöppe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/548>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.