Schloß blickt uns an, wie verwunschen; seine Läden sind geschlossen. Nur der Vorgarten, mit kleinen gezirkelten Beeten, hier mit Aurikeln, dort mit Reseda eingefaßt, liegt offen da. Wir treten ein. Der seltene Besuch hat Neugierige herbeigelockt, der Schloßdiener kommt, zuletzt er, der diesen stillen Platz zu hüten hat, -- der Hofgärtner. Er begrüßt uns. Erhitzt vom Marsch, sprechen wir den Wunsch aus, uns erst wieder frisch machen zu dürfen, ehe wir in die dumpfe Kühle des Schlosses eintreten. So nehmen wir denn Platz auf einer Sommerbank und plaudern.
Paretz ist alt-wendisch. Die Nachrichten sind sehr lücken- haft. Es gehörte ursprünglich zur Kirche von Ketzin, kam dann in den Besitz der Arnims und Dirikes, welch' letztere es 1658 an die Familie Blumenthal veräußerten. Die Blumenthals, später freiherrlich und gräflich, saßen hier in drei Generationen, bis Obristlieutenant Hans August v. Blumenthal es 1795 an den damaligen Kronprinzen (spätren König Friedrich Wilhelm III.) verkaufte. Es entsprach ganz den gestellten Bedingungen und Wünschen.
Paretz von 1796 -- 1806.
Diese Wünsche gingen vor Allem auf Stille, Abgeschieden- heit. Sehr bald nach seiner Vermählung hatte sich der Kron- prinz Schloß Oranienburg zum Aufenthalt ausersehen, dessen landschaftlicher Charakter, beiläufig bemerkt, eine große Ver- wandtschaft mit dem von Paretz zeigt. Aber das Schloß daselbst -- damals noch viel von der Pracht aufweisend, die ihm Kur- fürst Friedrich III. gegeben hatte -- war ihm viel zu groß und glänzend, und so kam ihm die Nachricht überaus erwünscht, daß das stille Paretz, das er zufällig aus seinen Kindertagen her kannte (Obristlieutenant v. Blumenthal war damals Prin- zen-Gouverneur gewesen), zu verkaufen sei. General v. Bischofs- werder, von dem benachbarten Marquardt aus, machte den Vermittler, das Geschäftliche wurde schnell erledigt, und unter des Hofmarschalls v. Massow Aufsicht begann der Abbruch des
Schloß blickt uns an, wie verwunſchen; ſeine Läden ſind geſchloſſen. Nur der Vorgarten, mit kleinen gezirkelten Beeten, hier mit Aurikeln, dort mit Reſeda eingefaßt, liegt offen da. Wir treten ein. Der ſeltene Beſuch hat Neugierige herbeigelockt, der Schloßdiener kommt, zuletzt er, der dieſen ſtillen Platz zu hüten hat, — der Hofgärtner. Er begrüßt uns. Erhitzt vom Marſch, ſprechen wir den Wunſch aus, uns erſt wieder friſch machen zu dürfen, ehe wir in die dumpfe Kühle des Schloſſes eintreten. So nehmen wir denn Platz auf einer Sommerbank und plaudern.
Paretz iſt alt-wendiſch. Die Nachrichten ſind ſehr lücken- haft. Es gehörte urſprünglich zur Kirche von Ketzin, kam dann in den Beſitz der Arnims und Dirikes, welch’ letztere es 1658 an die Familie Blumenthal veräußerten. Die Blumenthals, ſpäter freiherrlich und gräflich, ſaßen hier in drei Generationen, bis Obriſtlieutenant Hans Auguſt v. Blumenthal es 1795 an den damaligen Kronprinzen (ſpätren König Friedrich Wilhelm III.) verkaufte. Es entſprach ganz den geſtellten Bedingungen und Wünſchen.
Paretz von 1796 — 1806.
Dieſe Wünſche gingen vor Allem auf Stille, Abgeſchieden- heit. Sehr bald nach ſeiner Vermählung hatte ſich der Kron- prinz Schloß Oranienburg zum Aufenthalt auserſehen, deſſen landſchaftlicher Charakter, beiläufig bemerkt, eine große Ver- wandtſchaft mit dem von Paretz zeigt. Aber das Schloß daſelbſt — damals noch viel von der Pracht aufweiſend, die ihm Kur- fürſt Friedrich III. gegeben hatte — war ihm viel zu groß und glänzend, und ſo kam ihm die Nachricht überaus erwünſcht, daß das ſtille Paretz, das er zufällig aus ſeinen Kindertagen her kannte (Obriſtlieutenant v. Blumenthal war damals Prin- zen-Gouverneur geweſen), zu verkaufen ſei. General v. Biſchofs- werder, von dem benachbarten Marquardt aus, machte den Vermittler, das Geſchäftliche wurde ſchnell erledigt, und unter des Hofmarſchalls v. Maſſow Aufſicht begann der Abbruch des
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Schloß blickt uns an, wie verwunſchen; ſeine Läden ſind
geſchloſſen. Nur der Vorgarten, mit kleinen gezirkelten Beeten,
hier mit Aurikeln, dort mit Reſeda eingefaßt, liegt offen da.
Wir treten ein. Der ſeltene Beſuch hat Neugierige herbeigelockt,
der Schloßdiener kommt, zuletzt er, der dieſen ſtillen Platz zu
hüten hat, — der Hofgärtner. Er begrüßt uns. Erhitzt vom
Marſch, ſprechen wir den Wunſch aus, uns erſt wieder friſch
machen zu dürfen, ehe wir in die dumpfe Kühle des Schloſſes
eintreten. So nehmen wir denn Platz auf einer Sommerbank
und plaudern.
Paretz iſt alt-wendiſch. Die Nachrichten ſind ſehr lücken-
haft. Es gehörte urſprünglich zur Kirche von Ketzin, kam dann
in den Beſitz der Arnims und Dirikes, welch’ letztere es 1658
an die Familie Blumenthal veräußerten. Die Blumenthals,
ſpäter freiherrlich und gräflich, ſaßen hier in drei Generationen,
bis Obriſtlieutenant Hans Auguſt v. Blumenthal es 1795 an
den damaligen Kronprinzen (ſpätren König Friedrich Wilhelm III.)
verkaufte. Es entſprach ganz den geſtellten Bedingungen und
Wünſchen.
Paretz von 1796 — 1806.
Dieſe Wünſche gingen vor Allem auf Stille, Abgeſchieden-
heit. Sehr bald nach ſeiner Vermählung hatte ſich der Kron-
prinz Schloß Oranienburg zum Aufenthalt auserſehen, deſſen
landſchaftlicher Charakter, beiläufig bemerkt, eine große Ver-
wandtſchaft mit dem von Paretz zeigt. Aber das Schloß daſelbſt
— damals noch viel von der Pracht aufweiſend, die ihm Kur-
fürſt Friedrich III. gegeben hatte — war ihm viel zu groß und
glänzend, und ſo kam ihm die Nachricht überaus erwünſcht,
daß das ſtille Paretz, das er zufällig aus ſeinen Kindertagen
her kannte (Obriſtlieutenant v. Blumenthal war damals Prin-
zen-Gouverneur geweſen), zu verkaufen ſei. General v. Biſchofs-
werder, von dem benachbarten Marquardt aus, machte den
Vermittler, das Geſchäftliche wurde ſchnell erledigt, und unter
des Hofmarſchalls v. Maſſow Aufſicht begann der Abbruch des
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/342>, abgerufen am 24.11.2024.
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