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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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putirens ist kein Ende. So geht's vor Allem den Herren Theo-
logen. Jeder hat da sein Glas."

Derselbe Erzähler, an anderer Stelle das paretzer Leben
während der 20er und 30er Jahre zusammenfassend, giebt fol-
gende Schilderung: "Die ruhigsten und glücklichsten Stunden,
die dem Könige noch beschieden waren, hat er in diesem stillen
Haveldorfe verlebt. Alle Singvögel schienen im paretzer Park
ihren Lieblingsaufenthalt zu haben; über der Landschaft lag ein
Duft, die Wiesen immer frisch, und über das Sumpfland hin
schritten die Störche. Der König hatte ein Auge für solche
Bilder. Wenn er allein sein wollte, hier fand er, was er
suchte. Viele wichtige Verfügungen sind von diesem abgelegenen
Punkte ausgegangen. Hier senkten sich tiefer und fester in sein
Gemüth die Lebensansichten und Grundsätze, die den innern
Frieden bewahren. Sein patriarchalischer Sinn, hier fand er
Genüge."

Wann er zuletzt an dieser Stelle war, ist nicht verzeichnet;
wahrscheinlich im Herbst 1839. Im Mai des folgenden Jah-
res, als mit dem Frühling draußen ein frisches Leben nicht
wiederkommen wollte, sprach er mehr als einmal: "Wenn ich
nur nach Paretz könnte!" Hoffte er Genesung, oder wollte er
Abschied nehmen von der Stätte stillen Glücks! Gingen seine
Gedanken zurück bis an den 20. Mai 1810?

Wer sagt es? Als das nächste Erntefest kam, war Alles
vorüber. Eine stillere Stätte hatte ihn aufgenommen, als selbst
Paretz.

Paretz seit 1840.

Am 7. Juni 1840 war Friedrich Wilhelm III. aus dieser
Zeitlichkeit geschieden; Paretz, sammt den zwei angrenzenden
Chatoulle-Gütern Uetz und Falkenrehde, fiel dem Thronfolger,
Friedrich Wilhelm IV., zu; 1862, nachdem auch dieser aus der
Unruhe in die Ruhe gegangen war, kam der schöne, erinne-
rungsreiche Besitz an den jetzigen Kronprinzen.

Die Glanztage von Paretz sind nicht wiedergekehrt und sie
werden kaum wiederkehren. Es bedurfte des eigenartig-scheuen

putirens iſt kein Ende. So geht’s vor Allem den Herren Theo-
logen. Jeder hat da ſein Glas.“

Derſelbe Erzähler, an anderer Stelle das paretzer Leben
während der 20er und 30er Jahre zuſammenfaſſend, giebt fol-
gende Schilderung: „Die ruhigſten und glücklichſten Stunden,
die dem Könige noch beſchieden waren, hat er in dieſem ſtillen
Haveldorfe verlebt. Alle Singvögel ſchienen im paretzer Park
ihren Lieblingsaufenthalt zu haben; über der Landſchaft lag ein
Duft, die Wieſen immer friſch, und über das Sumpfland hin
ſchritten die Störche. Der König hatte ein Auge für ſolche
Bilder. Wenn er allein ſein wollte, hier fand er, was er
ſuchte. Viele wichtige Verfügungen ſind von dieſem abgelegenen
Punkte ausgegangen. Hier ſenkten ſich tiefer und feſter in ſein
Gemüth die Lebensanſichten und Grundſätze, die den innern
Frieden bewahren. Sein patriarchaliſcher Sinn, hier fand er
Genüge.“

Wann er zuletzt an dieſer Stelle war, iſt nicht verzeichnet;
wahrſcheinlich im Herbſt 1839. Im Mai des folgenden Jah-
res, als mit dem Frühling draußen ein friſches Leben nicht
wiederkommen wollte, ſprach er mehr als einmal: „Wenn ich
nur nach Paretz könnte!“ Hoffte er Geneſung, oder wollte er
Abſchied nehmen von der Stätte ſtillen Glücks! Gingen ſeine
Gedanken zurück bis an den 20. Mai 1810?

Wer ſagt es? Als das nächſte Erntefeſt kam, war Alles
vorüber. Eine ſtillere Stätte hatte ihn aufgenommen, als ſelbſt
Paretz.

Paretz ſeit 1840.

Am 7. Juni 1840 war Friedrich Wilhelm III. aus dieſer
Zeitlichkeit geſchieden; Paretz, ſammt den zwei angrenzenden
Chatoulle-Gütern Uetz und Falkenrehde, fiel dem Thronfolger,
Friedrich Wilhelm IV., zu; 1862, nachdem auch dieſer aus der
Unruhe in die Ruhe gegangen war, kam der ſchöne, erinne-
rungsreiche Beſitz an den jetzigen Kronprinzen.

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werden kaum wiederkehren. Es bedurfte des eigenartig-ſcheuen

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[332/0350] putirens iſt kein Ende. So geht’s vor Allem den Herren Theo- logen. Jeder hat da ſein Glas.“ Derſelbe Erzähler, an anderer Stelle das paretzer Leben während der 20er und 30er Jahre zuſammenfaſſend, giebt fol- gende Schilderung: „Die ruhigſten und glücklichſten Stunden, die dem Könige noch beſchieden waren, hat er in dieſem ſtillen Haveldorfe verlebt. Alle Singvögel ſchienen im paretzer Park ihren Lieblingsaufenthalt zu haben; über der Landſchaft lag ein Duft, die Wieſen immer friſch, und über das Sumpfland hin ſchritten die Störche. Der König hatte ein Auge für ſolche Bilder. Wenn er allein ſein wollte, hier fand er, was er ſuchte. Viele wichtige Verfügungen ſind von dieſem abgelegenen Punkte ausgegangen. Hier ſenkten ſich tiefer und feſter in ſein Gemüth die Lebensanſichten und Grundſätze, die den innern Frieden bewahren. Sein patriarchaliſcher Sinn, hier fand er Genüge.“ Wann er zuletzt an dieſer Stelle war, iſt nicht verzeichnet; wahrſcheinlich im Herbſt 1839. Im Mai des folgenden Jah- res, als mit dem Frühling draußen ein friſches Leben nicht wiederkommen wollte, ſprach er mehr als einmal: „Wenn ich nur nach Paretz könnte!“ Hoffte er Geneſung, oder wollte er Abſchied nehmen von der Stätte ſtillen Glücks! Gingen ſeine Gedanken zurück bis an den 20. Mai 1810? Wer ſagt es? Als das nächſte Erntefeſt kam, war Alles vorüber. Eine ſtillere Stätte hatte ihn aufgenommen, als ſelbſt Paretz. Paretz ſeit 1840. Am 7. Juni 1840 war Friedrich Wilhelm III. aus dieſer Zeitlichkeit geſchieden; Paretz, ſammt den zwei angrenzenden Chatoulle-Gütern Uetz und Falkenrehde, fiel dem Thronfolger, Friedrich Wilhelm IV., zu; 1862, nachdem auch dieſer aus der Unruhe in die Ruhe gegangen war, kam der ſchöne, erinne- rungsreiche Beſitz an den jetzigen Kronprinzen. Die Glanztage von Paretz ſind nicht wiedergekehrt und ſie werden kaum wiederkehren. Es bedurfte des eigenartig-ſcheuen

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/350>, abgerufen am 24.11.2024.