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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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als die Aufstellung der Preußen, insonderheit ihrer Cavallerie
beendigt und geordnet war, und so wiederholte sich hier zu
Ungunsten der Preußen dieselbe Scene, die sie am entgegen-
gesetzten Flügel, ihrerseits siegreich durchgeführt hatten. Die
preußischen Dragoner wurden geworfen, die Infanterie-Colonnen,
zumal die in Front stehenden Bataillone Prinz Leopold mit in
den Wirrwarr hineingerissen und endlich alles in wildem Durch-
einander durch das brennende Dorf Chotusitz hindurch gejagt.
Reserven rückten vor und nahmen den Kampf wieder auf, aber
im selben Augenblick stoben, wie durch ein böses Ohngefähr,
vom entgegengesetzten Flügel her, die flüchtigen Reitermassen
heran, die dort dem Vordringen der Preußen hatten weichen
müssen, und nun eben rechtzeitig genug erschienen, um dem
ohnehin siegreichen Stoß der Ihrigen eine gesteigerte Wucht zu
geben. In diesem Augenblick äußerster Gefahr war es, wo
der kriegerische Geist in unserem Seegebart plötzlich lebendig
wurde und zunächst den Kampf wiederherstellend, endlich alles
zu Heil und Sieg hinaus führte. Seegebart selbst hat dies
sein Eingreifen in den Gang der Schlacht mit so viel Anschau-
lichkeit und Bescheidenheit geschildert, daß es wie geboten
erscheint, ihn an dieser Stelle mit seinen eigenen Worten ein-
zuführen:

"Als unser Regiment nun retirirte und zum Theil mit
feindlicher Cavallerie und Grenadiers vermischt war, jug ich
spohrenstreichs hin und wieder durch dasselbe und redete den
Burschen und Offiziers beweglich und N. B. recht ernstlich zu,
daß sie sich widersetzen und fassen sollten. Einige schrieen mich
gleich an mit einem lauten: Ja! und waren bereit und willig,
wurden aber von der andringenden Macht verhindert, kamen
aber doch wieder zu stehen. Als ich dieses that, flogen mir die
Kugeln so dick um den Kopf als wenn man in einem Schwarm
sausender Mücken stehet, doch hat Gottlob mich keine, auch
nicht einmal den Roquelour verletzt. Ein Bursch hat mein
Pferd in diesem Lärm mit dem Bajonette erstechen wollen; aber
ein anderer hat es ihm weggeschlagen. Bis hierher hatte ich

als die Aufſtellung der Preußen, inſonderheit ihrer Cavallerie
beendigt und geordnet war, und ſo wiederholte ſich hier zu
Ungunſten der Preußen dieſelbe Scene, die ſie am entgegen-
geſetzten Flügel, ihrerſeits ſiegreich durchgeführt hatten. Die
preußiſchen Dragoner wurden geworfen, die Infanterie-Colonnen,
zumal die in Front ſtehenden Bataillone Prinz Leopold mit in
den Wirrwarr hineingeriſſen und endlich alles in wildem Durch-
einander durch das brennende Dorf Chotuſitz hindurch gejagt.
Reſerven rückten vor und nahmen den Kampf wieder auf, aber
im ſelben Augenblick ſtoben, wie durch ein böſes Ohngefähr,
vom entgegengeſetzten Flügel her, die flüchtigen Reitermaſſen
heran, die dort dem Vordringen der Preußen hatten weichen
müſſen, und nun eben rechtzeitig genug erſchienen, um dem
ohnehin ſiegreichen Stoß der Ihrigen eine geſteigerte Wucht zu
geben. In dieſem Augenblick äußerſter Gefahr war es, wo
der kriegeriſche Geiſt in unſerem Seegebart plötzlich lebendig
wurde und zunächſt den Kampf wiederherſtellend, endlich alles
zu Heil und Sieg hinaus führte. Seegebart ſelbſt hat dies
ſein Eingreifen in den Gang der Schlacht mit ſo viel Anſchau-
lichkeit und Beſcheidenheit geſchildert, daß es wie geboten
erſcheint, ihn an dieſer Stelle mit ſeinen eigenen Worten ein-
zuführen:

„Als unſer Regiment nun retirirte und zum Theil mit
feindlicher Cavallerie und Grenadiers vermiſcht war, jug ich
ſpohrenſtreichs hin und wieder durch daſſelbe und redete den
Burſchen und Offiziers beweglich und N. B. recht ernſtlich zu,
daß ſie ſich widerſetzen und faſſen ſollten. Einige ſchrieen mich
gleich an mit einem lauten: Ja! und waren bereit und willig,
wurden aber von der andringenden Macht verhindert, kamen
aber doch wieder zu ſtehen. Als ich dieſes that, flogen mir die
Kugeln ſo dick um den Kopf als wenn man in einem Schwarm
ſauſender Mücken ſtehet, doch hat Gottlob mich keine, auch
nicht einmal den Roquelour verletzt. Ein Burſch hat mein
Pferd in dieſem Lärm mit dem Bajonette erſtechen wollen; aber
ein anderer hat es ihm weggeſchlagen. Bis hierher hatte ich

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/366>, abgerufen am 24.11.2024.