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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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nur zu den Leuten unsres Regiments gesprochen, ich sammelte
jetzt aber einige Escadrons Cavallerie, die in Confusionen
waren, vom linken Flügel, brachte sie in Ordnung, und sie
attaquirten in meiner Gegenwart die feindliche Cavallerie und
repoussirten sie. Ich war so dreist, daß ich mich an General
und Obristen machte, sie bei der Hand faßte, und im Namen
Gottes und des Königs bat, ihre Leute wieder zu sammeln.
Wenn dies geschehen, so jug ich hin und wieder durch und
trieb die Leute dahin, wo sie sich wieder zu setzen anfin-
gen. Ich brauchte allerley Beredsamkeit und man folgte mir
in allen Dingen. Ich wundere mich, daß die schweren Pferde
meinen kleinen Fuchs nicht zertreten haben, aber es schien, als
wenn alles vor mir auswiche und mir Platz machte. Ich that
und redete als ein Feldmarschall und bemerkte augenblicklich die
Impression von meinem Zureden und Vorstellungen an der
Leute Gebehrden und Gehorsam. Mein Gemüth war Gott
ergeben, und in einer guten Fassung, und ich habe in eigener
Erfahrung damahlß gelernet, daß das Christenthum resolut und
muthig macht auch in den verworrensten Begebenheiten. Auch
den Feind zu verfolgen war mir schließlich gestattet. Ich
sammelte noch einmahl einen großen Haufen fliehender Caval-
lerie, zum Theil von unsern linken und rechten Flügel, wohl
eine Viertel-Meile vom Champ de Bataille, welches mir wohl
große Mühe machte, aber doch endlich gelungen, und führte sie
zurück bis an den gedachten Champ, wo sie auch sogleich, weil
sich die Bataille indes geendet, dem Feinde nachging und ihn
verfolgte. Die Cavallerie so ich gesammelt und die sogleicht
auf meine Vorstellung wieder zu agiren anfing ist über 20 Es-
quadrons gewesen. Gott sei gelobet der mir Davids Muth
und Sinn gegeben."

Soweit die Darstellung Seegebart's selbst. Der Vorgang
machte Aufsehen bei Freund und Feind und wurde, ausgeschmückt,
und oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt, in Zeitungen und
fliegenden Blättern erzählt. Jordan schrieb schon, zehn Tage
nach der Schlacht, von Berlin aus an den König: "Hier

nur zu den Leuten unſres Regiments geſprochen, ich ſammelte
jetzt aber einige Escadrons Cavallerie, die in Confuſionen
waren, vom linken Flügel, brachte ſie in Ordnung, und ſie
attaquirten in meiner Gegenwart die feindliche Cavallerie und
repouſſirten ſie. Ich war ſo dreiſt, daß ich mich an General
und Obriſten machte, ſie bei der Hand faßte, und im Namen
Gottes und des Königs bat, ihre Leute wieder zu ſammeln.
Wenn dies geſchehen, ſo jug ich hin und wieder durch und
trieb die Leute dahin, wo ſie ſich wieder zu ſetzen anfin-
gen. Ich brauchte allerley Beredſamkeit und man folgte mir
in allen Dingen. Ich wundere mich, daß die ſchweren Pferde
meinen kleinen Fuchs nicht zertreten haben, aber es ſchien, als
wenn alles vor mir auswiche und mir Platz machte. Ich that
und redete als ein Feldmarſchall und bemerkte augenblicklich die
Impreſſion von meinem Zureden und Vorſtellungen an der
Leute Gebehrden und Gehorſam. Mein Gemüth war Gott
ergeben, und in einer guten Faſſung, und ich habe in eigener
Erfahrung damahlß gelernet, daß das Chriſtenthum reſolut und
muthig macht auch in den verworrenſten Begebenheiten. Auch
den Feind zu verfolgen war mir ſchließlich geſtattet. Ich
ſammelte noch einmahl einen großen Haufen fliehender Caval-
lerie, zum Theil von unſern linken und rechten Flügel, wohl
eine Viertel-Meile vom Champ de Bataille, welches mir wohl
große Mühe machte, aber doch endlich gelungen, und führte ſie
zurück bis an den gedachten Champ, wo ſie auch ſogleich, weil
ſich die Bataille indes geendet, dem Feinde nachging und ihn
verfolgte. Die Cavallerie ſo ich geſammelt und die ſogleicht
auf meine Vorſtellung wieder zu agiren anfing iſt über 20 Es-
quadrons geweſen. Gott ſei gelobet der mir Davids Muth
und Sinn gegeben.“

Soweit die Darſtellung Seegebart’s ſelbſt. Der Vorgang
machte Aufſehen bei Freund und Feind und wurde, ausgeſchmückt,
und oft bis zur Unkenntlichkeit entſtellt, in Zeitungen und
fliegenden Blättern erzählt. Jordan ſchrieb ſchon, zehn Tage
nach der Schlacht, von Berlin aus an den König: „Hier

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[349/0367] nur zu den Leuten unſres Regiments geſprochen, ich ſammelte jetzt aber einige Escadrons Cavallerie, die in Confuſionen waren, vom linken Flügel, brachte ſie in Ordnung, und ſie attaquirten in meiner Gegenwart die feindliche Cavallerie und repouſſirten ſie. Ich war ſo dreiſt, daß ich mich an General und Obriſten machte, ſie bei der Hand faßte, und im Namen Gottes und des Königs bat, ihre Leute wieder zu ſammeln. Wenn dies geſchehen, ſo jug ich hin und wieder durch und trieb die Leute dahin, wo ſie ſich wieder zu ſetzen anfin- gen. Ich brauchte allerley Beredſamkeit und man folgte mir in allen Dingen. Ich wundere mich, daß die ſchweren Pferde meinen kleinen Fuchs nicht zertreten haben, aber es ſchien, als wenn alles vor mir auswiche und mir Platz machte. Ich that und redete als ein Feldmarſchall und bemerkte augenblicklich die Impreſſion von meinem Zureden und Vorſtellungen an der Leute Gebehrden und Gehorſam. Mein Gemüth war Gott ergeben, und in einer guten Faſſung, und ich habe in eigener Erfahrung damahlß gelernet, daß das Chriſtenthum reſolut und muthig macht auch in den verworrenſten Begebenheiten. Auch den Feind zu verfolgen war mir ſchließlich geſtattet. Ich ſammelte noch einmahl einen großen Haufen fliehender Caval- lerie, zum Theil von unſern linken und rechten Flügel, wohl eine Viertel-Meile vom Champ de Bataille, welches mir wohl große Mühe machte, aber doch endlich gelungen, und führte ſie zurück bis an den gedachten Champ, wo ſie auch ſogleich, weil ſich die Bataille indes geendet, dem Feinde nachging und ihn verfolgte. Die Cavallerie ſo ich geſammelt und die ſogleicht auf meine Vorſtellung wieder zu agiren anfing iſt über 20 Es- quadrons geweſen. Gott ſei gelobet der mir Davids Muth und Sinn gegeben.“ Soweit die Darſtellung Seegebart’s ſelbſt. Der Vorgang machte Aufſehen bei Freund und Feind und wurde, ausgeſchmückt, und oft bis zur Unkenntlichkeit entſtellt, in Zeitungen und fliegenden Blättern erzählt. Jordan ſchrieb ſchon, zehn Tage nach der Schlacht, von Berlin aus an den König: „Hier

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/367>, abgerufen am 24.11.2024.