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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Saarmund und die Nutheburgen.
Noch einmal hob er seinen Blick, dann sagt er dumpf: "die Spiegelung!
Ein Blendwerk, ärger als der Smum, bösartiger Geister Zeitvertreib;"
Er schwieg, das Meteor verschwand.

Freiligrath (Mirage).

Unser Ausflug nach Gütergotz hatte uns in den "Teltow"
geführt, wir kehren heute in das eigentliche Gebiet unserer
Wanderungen, in Havelland-Zauche zurück. Nach etwa halb-
stündiger Fahrt mündet der über ein Plateau führende Weg in
ein breites, von Nord nach Süd sich hinziehendes Thal ein,
und durchschneidet es quer, in der Richtung von Ost nach
West. Dies Thal ist das Nuthethal.

Der Wasserlauf (die Nuthe), der diesem Thal den Namen
giebt, entspringt auf dem hohen Vläming bei Jüterbog in Nähe
des historischen Dorfes Dennewitz, wendet sich nordwärts, bil-
det die Grenze zwischen Teltow und Zauche und fließt bei Pots-
dam in die Havel. Beinahe unbemerkt, unter Sumpf und
Wiesen versteckt. Wer tagelang an Rhin oder Finow, an
Stobber und Löcknitz, an Notte und Nieplitz entlang gezogen,
der blickt, wenn die Spree oder gar die Havel sich plötzlich wie-
der vor ihm aufthut, auf ihre blaue, seenreiche Fläche, als zöge
die Wolga an ihm vorüber. Der Maßstab ist Alles.

Zu diesen Kleinsten, denen die Aufgabe zufällt, die Klei-
nen zu heben oder groß zu machen, gehört also auch die Nuthe;
aber sie hat nebenher dies und das vor ihres Gleichen voraus,
manches, das sie, -- als genösse sie alle Vorzüge einer höheren
Geburt -- ohne Weiteres in die "Gesellschaft," in den Kreis

Saarmund und die Nutheburgen.
Noch einmal hob er ſeinen Blick, dann ſagt er dumpf: „die Spiegelung!
Ein Blendwerk, ärger als der Smum, bösartiger Geiſter Zeitvertreib;“
Er ſchwieg, das Meteor verſchwand.

Freiligrath (Mirage).

Unſer Ausflug nach Gütergotz hatte uns in den „Teltow“
geführt, wir kehren heute in das eigentliche Gebiet unſerer
Wanderungen, in Havelland-Zauche zurück. Nach etwa halb-
ſtündiger Fahrt mündet der über ein Plateau führende Weg in
ein breites, von Nord nach Süd ſich hinziehendes Thal ein,
und durchſchneidet es quer, in der Richtung von Oſt nach
Weſt. Dies Thal iſt das Nuthethal.

Der Waſſerlauf (die Nuthe), der dieſem Thal den Namen
giebt, entſpringt auf dem hohen Vläming bei Jüterbog in Nähe
des hiſtoriſchen Dorfes Dennewitz, wendet ſich nordwärts, bil-
det die Grenze zwiſchen Teltow und Zauche und fließt bei Pots-
dam in die Havel. Beinahe unbemerkt, unter Sumpf und
Wieſen verſteckt. Wer tagelang an Rhin oder Finow, an
Stobber und Löcknitz, an Notte und Nieplitz entlang gezogen,
der blickt, wenn die Spree oder gar die Havel ſich plötzlich wie-
der vor ihm aufthut, auf ihre blaue, ſeenreiche Fläche, als zöge
die Wolga an ihm vorüber. Der Maßſtab iſt Alles.

Zu dieſen Kleinſten, denen die Aufgabe zufällt, die Klei-
nen zu heben oder groß zu machen, gehört alſo auch die Nuthe;
aber ſie hat nebenher dies und das vor ihres Gleichen voraus,
manches, das ſie, — als genöſſe ſie alle Vorzüge einer höheren
Geburt — ohne Weiteres in die „Geſellſchaft,“ in den Kreis

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[[363]/0381] Saarmund und die Nutheburgen. Noch einmal hob er ſeinen Blick, dann ſagt er dumpf: „die Spiegelung! Ein Blendwerk, ärger als der Smum, bösartiger Geiſter Zeitvertreib;“ Er ſchwieg, das Meteor verſchwand. Freiligrath (Mirage). Unſer Ausflug nach Gütergotz hatte uns in den „Teltow“ geführt, wir kehren heute in das eigentliche Gebiet unſerer Wanderungen, in Havelland-Zauche zurück. Nach etwa halb- ſtündiger Fahrt mündet der über ein Plateau führende Weg in ein breites, von Nord nach Süd ſich hinziehendes Thal ein, und durchſchneidet es quer, in der Richtung von Oſt nach Weſt. Dies Thal iſt das Nuthethal. Der Waſſerlauf (die Nuthe), der dieſem Thal den Namen giebt, entſpringt auf dem hohen Vläming bei Jüterbog in Nähe des hiſtoriſchen Dorfes Dennewitz, wendet ſich nordwärts, bil- det die Grenze zwiſchen Teltow und Zauche und fließt bei Pots- dam in die Havel. Beinahe unbemerkt, unter Sumpf und Wieſen verſteckt. Wer tagelang an Rhin oder Finow, an Stobber und Löcknitz, an Notte und Nieplitz entlang gezogen, der blickt, wenn die Spree oder gar die Havel ſich plötzlich wie- der vor ihm aufthut, auf ihre blaue, ſeenreiche Fläche, als zöge die Wolga an ihm vorüber. Der Maßſtab iſt Alles. Zu dieſen Kleinſten, denen die Aufgabe zufällt, die Klei- nen zu heben oder groß zu machen, gehört alſo auch die Nuthe; aber ſie hat nebenher dies und das vor ihres Gleichen voraus, manches, das ſie, — als genöſſe ſie alle Vorzüge einer höheren Geburt — ohne Weiteres in die „Geſellſchaft,“ in den Kreis

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. [363]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/381>, abgerufen am 24.11.2024.