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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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1785. Es waren des großen Friedrich letzte Tage. Die
sanfte fürstliche Frau hatte den Beifall des Königs gewonnen;
er sandte ihr wiederholentlich niedliche Körbchen mit den fein-
sten und seltensten Früchten gefüllt, mit den erlesensten Blumen
geschmückt und jedesmal von einigen freundlichen Zeilen beglei-
tet. Bei Gelegenheit der ersten dieser Sendungen beklagt er
sich, daß seine Krankheit ihn des Vergnügens beraube, sie selbst
zu bewirthen; er müsse es seinem Neffen überlassen, ihren und
ihres Gemahls Aufenthalt in Potsdam und Berlin so ange-
nehm als möglich zu machen ... Im Herbst fanden Truppen-
versammlungen statt, Paraden und kriegerische Uebungen zu
Ehren des Fürstenpaares ... Auch von den übrigen Höfen
der königlichen Familie (Prinz Heinrich, Prinz Ferdinand)
wurde dem Herzog und seiner Gemahlin ein Empfang zu Theil,
der sich zu einer herzlichen Verbindung entwickelte. Mit der
Prinzessin Luise, der Tochter des Prinzen Ferdinand, knüpfte
die Herzogin eine Freundschaft an, die sich in einem ununter-
brochenen Briefwechsel durch das ganze Leben fortsetzte.

1786. Im Herbste, nach beinah halbjähriger Abwesenheit,
trafen der Herzog und seine Gemahlin wieder in Friedrichsfelde
ein. Der große König war inzwischen gestorben. Friedrich Wil-
helm II. erwies dem herzoglichen Paare eine besondere Aus-
zeichnung, so daß allgemein die Sage ging, es seien bereits
Verabredungen für die künftige Vermählung der Töchter des
Herzogs mit den Prinzen des königlichen Hauses getroffen.
Diese Tage waren kurz, schon im December trat die Herzogin
ihre Rückreise nach Kurland an.

1791. Während ihres Aufenhaltes in Warschau (wohin
sie sich im April begeben hatte) erhielt sie von der preußischen
Prinzessin Friederike eine schmeichelhafte Einladung zur Ver-
mählung dieser Prinzessin mit dem Herzog von York, wie auch
zu der ihrer Schwester mit dem ältesten Prinzen des Erbstatt-
halters in Holland, welche beide Vermählungen im September
gleichzeitig in Berlin vollzogen werden sollten. Sie nahm
die Einladung an ... Der Empfang von Seiten der könig-

1785. Es waren des großen Friedrich letzte Tage. Die
ſanfte fürſtliche Frau hatte den Beifall des Königs gewonnen;
er ſandte ihr wiederholentlich niedliche Körbchen mit den fein-
ſten und ſeltenſten Früchten gefüllt, mit den erleſenſten Blumen
geſchmückt und jedesmal von einigen freundlichen Zeilen beglei-
tet. Bei Gelegenheit der erſten dieſer Sendungen beklagt er
ſich, daß ſeine Krankheit ihn des Vergnügens beraube, ſie ſelbſt
zu bewirthen; er müſſe es ſeinem Neffen überlaſſen, ihren und
ihres Gemahls Aufenthalt in Potsdam und Berlin ſo ange-
nehm als möglich zu machen … Im Herbſt fanden Truppen-
verſammlungen ſtatt, Paraden und kriegeriſche Uebungen zu
Ehren des Fürſtenpaares … Auch von den übrigen Höfen
der königlichen Familie (Prinz Heinrich, Prinz Ferdinand)
wurde dem Herzog und ſeiner Gemahlin ein Empfang zu Theil,
der ſich zu einer herzlichen Verbindung entwickelte. Mit der
Prinzeſſin Luiſe, der Tochter des Prinzen Ferdinand, knüpfte
die Herzogin eine Freundſchaft an, die ſich in einem ununter-
brochenen Briefwechſel durch das ganze Leben fortſetzte.

1786. Im Herbſte, nach beinah halbjähriger Abweſenheit,
trafen der Herzog und ſeine Gemahlin wieder in Friedrichsfelde
ein. Der große König war inzwiſchen geſtorben. Friedrich Wil-
helm II. erwies dem herzoglichen Paare eine beſondere Aus-
zeichnung, ſo daß allgemein die Sage ging, es ſeien bereits
Verabredungen für die künftige Vermählung der Töchter des
Herzogs mit den Prinzen des königlichen Hauſes getroffen.
Dieſe Tage waren kurz, ſchon im December trat die Herzogin
ihre Rückreiſe nach Kurland an.

1791. Während ihres Aufenhaltes in Warſchau (wohin
ſie ſich im April begeben hatte) erhielt ſie von der preußiſchen
Prinzeſſin Friederike eine ſchmeichelhafte Einladung zur Ver-
mählung dieſer Prinzeſſin mit dem Herzog von York, wie auch
zu der ihrer Schweſter mit dem älteſten Prinzen des Erbſtatt-
halters in Holland, welche beide Vermählungen im September
gleichzeitig in Berlin vollzogen werden ſollten. Sie nahm
die Einladung an … Der Empfang von Seiten der könig-

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[409/0427] 1785. Es waren des großen Friedrich letzte Tage. Die ſanfte fürſtliche Frau hatte den Beifall des Königs gewonnen; er ſandte ihr wiederholentlich niedliche Körbchen mit den fein- ſten und ſeltenſten Früchten gefüllt, mit den erleſenſten Blumen geſchmückt und jedesmal von einigen freundlichen Zeilen beglei- tet. Bei Gelegenheit der erſten dieſer Sendungen beklagt er ſich, daß ſeine Krankheit ihn des Vergnügens beraube, ſie ſelbſt zu bewirthen; er müſſe es ſeinem Neffen überlaſſen, ihren und ihres Gemahls Aufenthalt in Potsdam und Berlin ſo ange- nehm als möglich zu machen … Im Herbſt fanden Truppen- verſammlungen ſtatt, Paraden und kriegeriſche Uebungen zu Ehren des Fürſtenpaares … Auch von den übrigen Höfen der königlichen Familie (Prinz Heinrich, Prinz Ferdinand) wurde dem Herzog und ſeiner Gemahlin ein Empfang zu Theil, der ſich zu einer herzlichen Verbindung entwickelte. Mit der Prinzeſſin Luiſe, der Tochter des Prinzen Ferdinand, knüpfte die Herzogin eine Freundſchaft an, die ſich in einem ununter- brochenen Briefwechſel durch das ganze Leben fortſetzte. 1786. Im Herbſte, nach beinah halbjähriger Abweſenheit, trafen der Herzog und ſeine Gemahlin wieder in Friedrichsfelde ein. Der große König war inzwiſchen geſtorben. Friedrich Wil- helm II. erwies dem herzoglichen Paare eine beſondere Aus- zeichnung, ſo daß allgemein die Sage ging, es ſeien bereits Verabredungen für die künftige Vermählung der Töchter des Herzogs mit den Prinzen des königlichen Hauſes getroffen. Dieſe Tage waren kurz, ſchon im December trat die Herzogin ihre Rückreiſe nach Kurland an. 1791. Während ihres Aufenhaltes in Warſchau (wohin ſie ſich im April begeben hatte) erhielt ſie von der preußiſchen Prinzeſſin Friederike eine ſchmeichelhafte Einladung zur Ver- mählung dieſer Prinzeſſin mit dem Herzog von York, wie auch zu der ihrer Schweſter mit dem älteſten Prinzen des Erbſtatt- halters in Holland, welche beide Vermählungen im September gleichzeitig in Berlin vollzogen werden ſollten. Sie nahm die Einladung an … Der Empfang von Seiten der könig-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/427>, abgerufen am 10.06.2024.