schien sich im Profil etwas rechts zu bewegen, und würde ohne den dicken Rauch, wie ein Schattenspiel ohne Farben, oder wie eine ver- größerte, jedoch weiße ombre chinoise geschienen haben. Es verschwand, nachdem, der mitleidige Zauberer durch klägliche Beschwörungen und fast epileptische Verdrehungen, die Bestrafung der ungläubigen Zuschauer glücklich abgewandt hatte.
Der Geisterbeschwörer brachte hierauf Friedrich den Großen in Vorschlag, der auch sofort genehmigt wurde. Er erschien denn auch alsbald in Uniform, mit einem Federhut und völlig en face.
Nach kurzem Verweilen hieß es wie im Hamlet: "Exit ghost" und Herr Philidor zeigte sich nunmehr bereit, den schon am Abend vorher verabredeten Geist des Vaters eines in der Gesellschaft befind- lichen Engländers erscheinen zu lassen. Der Geist erschien auch wirklich, in englischer Offiziers-Uniform, etwas unter Lebensgröße und mit sehr irdischen Fehlern im Bau und in der Proportion des Körpers ausge- stattet. Da der Magier die Person des Verstorbenen nie gesehen, auch sein Bildniß weder vor den Oeuvres de Voltaire noch vor den Oeuvres posthumes de Frederic II. gefunden hatte, so waren, wie sich denken läßt, die Gesichtszüge völlig unkennbar. Auch verrieth es wenig Fein- heit, daß er nicht einmal den Vornamen des Verstorbenen vorher erforscht hatte, so daß man sich nicht hätte verwundern dürfen, wenn beim Aufrufen des Familien-Namens, das ganze Geschlecht mit allen Vettern und Namensverwandten erschienen wäre.
Das Augenscheinliche der Täuschung und die unangenehme Wirkung des immer dicker werdenden Rauches auf die Nerven, hatten der Gesellschaft die Lust benommen länger auszuhalten; einige forderten noch den Teufel zu sehn, worauf Herr Philidor jedoch aufs bestimm- teste erklärte, daß seine Macht sich blos auf gute Geister beschränke.
Es war ein totales Fiasco. Wahrscheinlich hatte er die Bilder aus der Laterna Magica auf die Wand fallen lassen, welche wohl aus Pergament oder aus einem in Oel getränkten starken Papier bestand. Man fand nachher große Schnitzel von schwarzgefärbtem Papiere, woraus vermuthlich die Hauptfiguren geschnitten waren. Das schwarze Tuch hatte zu besserer Zurückwerfung der Lichtstrahlen gedient; und zur Anbringung des optischen Werkzeuges war eine Thüre ausgehoben, welche in eine an das Zimmer stoßende Kammer führte, wo ein Licht war. Bei einem bequemeren Lokal, bei genauerer Beobachtung des Rituals und bei Hiwegräumung alles dessen, was Verdacht erwecken mußte, würde die Täuschung erträglicher gewesen sein."
Einen sehr ähnlichen Bericht über die "Vorstellung" faßte Freiherr v. d. Reck, Kammerherr und damals Generaldirector der K. Schau- spiele ab.
ſchien ſich im Profil etwas rechts zu bewegen, und würde ohne den dicken Rauch, wie ein Schattenſpiel ohne Farben, oder wie eine ver- größerte, jedoch weiße ombre chinoise geſchienen haben. Es verſchwand, nachdem, der mitleidige Zauberer durch klägliche Beſchwörungen und faſt epileptiſche Verdrehungen, die Beſtrafung der ungläubigen Zuſchauer glücklich abgewandt hatte.
Der Geiſterbeſchwörer brachte hierauf Friedrich den Großen in Vorſchlag, der auch ſofort genehmigt wurde. Er erſchien denn auch alsbald in Uniform, mit einem Federhut und völlig en face.
Nach kurzem Verweilen hieß es wie im Hamlet: „Exit ghost“ und Herr Philidor zeigte ſich nunmehr bereit, den ſchon am Abend vorher verabredeten Geiſt des Vaters eines in der Geſellſchaft befind- lichen Engländers erſcheinen zu laſſen. Der Geiſt erſchien auch wirklich, in engliſcher Offiziers-Uniform, etwas unter Lebensgröße und mit ſehr irdiſchen Fehlern im Bau und in der Proportion des Körpers ausge- ſtattet. Da der Magier die Perſon des Verſtorbenen nie geſehen, auch ſein Bildniß weder vor den Oeuvres de Voltaire noch vor den Oeuvres posthumes de Fredéric II. gefunden hatte, ſo waren, wie ſich denken läßt, die Geſichtszüge völlig unkennbar. Auch verrieth es wenig Fein- heit, daß er nicht einmal den Vornamen des Verſtorbenen vorher erforſcht hatte, ſo daß man ſich nicht hätte verwundern dürfen, wenn beim Aufrufen des Familien-Namens, das ganze Geſchlecht mit allen Vettern und Namensverwandten erſchienen wäre.
Das Augenſcheinliche der Täuſchung und die unangenehme Wirkung des immer dicker werdenden Rauches auf die Nerven, hatten der Geſellſchaft die Luſt benommen länger auszuhalten; einige forderten noch den Teufel zu ſehn, worauf Herr Philidor jedoch aufs beſtimm- teſte erklärte, daß ſeine Macht ſich blos auf gute Geiſter beſchränke.
Es war ein totales Fiasco. Wahrſcheinlich hatte er die Bilder aus der Laterna Magica auf die Wand fallen laſſen, welche wohl aus Pergament oder aus einem in Oel getränkten ſtarken Papier beſtand. Man fand nachher große Schnitzel von ſchwarzgefärbtem Papiere, woraus vermuthlich die Hauptfiguren geſchnitten waren. Das ſchwarze Tuch hatte zu beſſerer Zurückwerfung der Lichtſtrahlen gedient; und zur Anbringung des optiſchen Werkzeuges war eine Thüre ausgehoben, welche in eine an das Zimmer ſtoßende Kammer führte, wo ein Licht war. Bei einem bequemeren Lokal, bei genauerer Beobachtung des Rituals und bei Hiwegräumung alles deſſen, was Verdacht erwecken mußte, würde die Täuſchung erträglicher geweſen ſein.“
Einen ſehr ähnlichen Bericht über die „Vorſtellung“ faßte Freiherr v. d. Reck, Kammerherr und damals Generaldirector der K. Schau- ſpiele ab.
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ſchien ſich im Profil etwas rechts zu bewegen, und würde ohne den
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größerte, jedoch weiße ombre chinoise geſchienen haben. Es verſchwand,
nachdem, der mitleidige Zauberer durch klägliche Beſchwörungen und faſt
epileptiſche Verdrehungen, die Beſtrafung der ungläubigen Zuſchauer
glücklich abgewandt hatte.
Der Geiſterbeſchwörer brachte hierauf Friedrich den Großen in
Vorſchlag, der auch ſofort genehmigt wurde. Er erſchien denn auch
alsbald in Uniform, mit einem Federhut und völlig en face.
Nach kurzem Verweilen hieß es wie im Hamlet: „Exit ghost“
und Herr Philidor zeigte ſich nunmehr bereit, den ſchon am Abend
vorher verabredeten Geiſt des Vaters eines in der Geſellſchaft befind-
lichen Engländers erſcheinen zu laſſen. Der Geiſt erſchien auch wirklich,
in engliſcher Offiziers-Uniform, etwas unter Lebensgröße und mit ſehr
irdiſchen Fehlern im Bau und in der Proportion des Körpers ausge-
ſtattet. Da der Magier die Perſon des Verſtorbenen nie geſehen, auch
ſein Bildniß weder vor den Oeuvres de Voltaire noch vor den Oeuvres
posthumes de Fredéric II. gefunden hatte, ſo waren, wie ſich denken
läßt, die Geſichtszüge völlig unkennbar. Auch verrieth es wenig Fein-
heit, daß er nicht einmal den Vornamen des Verſtorbenen vorher
erforſcht hatte, ſo daß man ſich nicht hätte verwundern dürfen, wenn
beim Aufrufen des Familien-Namens, das ganze Geſchlecht mit
allen Vettern und Namensverwandten erſchienen wäre.
Das Augenſcheinliche der Täuſchung und die unangenehme Wirkung
des immer dicker werdenden Rauches auf die Nerven, hatten der
Geſellſchaft die Luſt benommen länger auszuhalten; einige forderten
noch den Teufel zu ſehn, worauf Herr Philidor jedoch aufs beſtimm-
teſte erklärte, daß ſeine Macht ſich blos auf gute Geiſter beſchränke.
Es war ein totales Fiasco. Wahrſcheinlich hatte er die Bilder
aus der Laterna Magica auf die Wand fallen laſſen, welche wohl aus
Pergament oder aus einem in Oel getränkten ſtarken Papier beſtand.
Man fand nachher große Schnitzel von ſchwarzgefärbtem Papiere,
woraus vermuthlich die Hauptfiguren geſchnitten waren. Das ſchwarze
Tuch hatte zu beſſerer Zurückwerfung der Lichtſtrahlen gedient; und
zur Anbringung des optiſchen Werkzeuges war eine Thüre ausgehoben,
welche in eine an das Zimmer ſtoßende Kammer führte, wo ein Licht
war. Bei einem bequemeren Lokal, bei genauerer Beobachtung des
Rituals und bei Hiwegräumung alles deſſen, was Verdacht erwecken
mußte, würde die Täuſchung erträglicher geweſen ſein.“
Einen ſehr ähnlichen Bericht über die „Vorſtellung“ faßte Freiherr
v. d. Reck, Kammerherr und damals Generaldirector der K. Schau-
ſpiele ab.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/461>, abgerufen am 25.11.2024.
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