waren, als alle anderen im Lande. Das ist nun anders geworden; in allen Theilen des alten Gebiets, zumal auch auf jener Strecke, die noch den alten Namen führt, haben sich die Elemente geschieden, aus weiten Sumpfstrecken, denen man die Elsen und Eichen nahm, sind weite Wiesenstrecken geworden, und aus anderen, denen man Elsen und Eichen hinzuthat, sind regelrechte Waldreviere geworden. Nur da, wo Wald und Wiese mit einander grenzen und der Wald aus seinem Heerlager einzelne Posten in die weite Wiese hinausstellt, nur an diesen Stellen zeigt der Brieselang noch seinen alten Charakter, zumal im Frühjahr, wenn das Sumpfwasser steigt und sich wieder in Lachen und Lanken um die Elsenbüsche sammelt.
Der Brieselang ist eine schwindende Macht, an Terrain verlierend wie an Charakter, aber auch noch im Schwinden ehrwürdig, voll Zeichen alter Berühmtheit und alten Glanzes. Er besteht zur Zeit noch aus zwei Hälften, aus dem eigent- lichen Brieselang und aus der Buten-Haide, von denen jener, mit dem Hauptpunkt "Finkenkrug", die südliche, diese, die Buten-Haide, mit dem Hauptpunkt "Königs-Eiche", die nörd- liche Hälfte bildet, da aber wo beide Hälften zusammentreffen, inmitten einer Lichtung, erhebt sich die "Försterei Brieselang", die als Centralpunkt mit Recht den Namen des ganzen Waldes trägt.
In den Brieselang also!
waren, als alle anderen im Lande. Das iſt nun anders geworden; in allen Theilen des alten Gebiets, zumal auch auf jener Strecke, die noch den alten Namen führt, haben ſich die Elemente geſchieden, aus weiten Sumpfſtrecken, denen man die Elſen und Eichen nahm, ſind weite Wieſenſtrecken geworden, und aus anderen, denen man Elſen und Eichen hinzuthat, ſind regelrechte Waldreviere geworden. Nur da, wo Wald und Wieſe mit einander grenzen und der Wald aus ſeinem Heerlager einzelne Poſten in die weite Wieſe hinausſtellt, nur an dieſen Stellen zeigt der Brieſelang noch ſeinen alten Charakter, zumal im Frühjahr, wenn das Sumpfwaſſer ſteigt und ſich wieder in Lachen und Lanken um die Elſenbüſche ſammelt.
Der Brieſelang iſt eine ſchwindende Macht, an Terrain verlierend wie an Charakter, aber auch noch im Schwinden ehrwürdig, voll Zeichen alter Berühmtheit und alten Glanzes. Er beſteht zur Zeit noch aus zwei Hälften, aus dem eigent- lichen Brieſelang und aus der Buten-Haide, von denen jener, mit dem Hauptpunkt „Finkenkrug“, die ſüdliche, dieſe, die Buten-Haide, mit dem Hauptpunkt „Königs-Eiche“, die nörd- liche Hälfte bildet, da aber wo beide Hälften zuſammentreffen, inmitten einer Lichtung, erhebt ſich die „Förſterei Brieſelang“, die als Centralpunkt mit Recht den Namen des ganzen Waldes trägt.
In den Brieſelang alſo!
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waren, als alle anderen im Lande. Das iſt nun anders
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jener Strecke, die noch den alten Namen führt, haben ſich die
Elemente geſchieden, aus weiten Sumpfſtrecken, denen man die
Elſen und Eichen nahm, ſind weite Wieſenſtrecken geworden,
und aus anderen, denen man Elſen und Eichen hinzuthat,
ſind regelrechte Waldreviere geworden. Nur da, wo Wald
und Wieſe mit einander grenzen und der Wald aus ſeinem
Heerlager einzelne Poſten in die weite Wieſe hinausſtellt, nur
an dieſen Stellen zeigt der Brieſelang noch ſeinen alten
Charakter, zumal im Frühjahr, wenn das Sumpfwaſſer ſteigt
und ſich wieder in Lachen und Lanken um die Elſenbüſche
ſammelt.
Der Brieſelang iſt eine ſchwindende Macht, an Terrain
verlierend wie an Charakter, aber auch noch im Schwinden
ehrwürdig, voll Zeichen alter Berühmtheit und alten Glanzes.
Er beſteht zur Zeit noch aus zwei Hälften, aus dem eigent-
lichen Brieſelang und aus der Buten-Haide, von denen jener,
mit dem Hauptpunkt „Finkenkrug“, die ſüdliche, dieſe, die
Buten-Haide, mit dem Hauptpunkt „Königs-Eiche“, die nörd-
liche Hälfte bildet, da aber wo beide Hälften zuſammentreffen,
inmitten einer Lichtung, erhebt ſich die „Förſterei Brieſelang“,
die als Centralpunkt mit Recht den Namen des ganzen Waldes
trägt.
In den Brieſelang alſo!
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/54>, abgerufen am 09.11.2024.
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