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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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1.
Finkenkrug.
Es sauset und brauset
Das Tamburin,
Es rasseln und prasseln
Die Schellen darin.

Clemens Brentano.

In Tagen sommerlicher Lust:
Mai, Juni, Juli und August

vergeht kein Sonntag, wo nicht Schaaren von Besuchern den
Brieselang umschwärmten. Aber die Tausende, die kommen und
gehn, begnügen sich damit, den Zipfel seines Gewandes zu fassen,
die Parole lautet nicht "Brieselang", sondern "Finkenkrug."
Und doch ist der Finkenkrug, an der südlichsten Stelle der Süd-
hälfte gelegen, ein bloßes Portal, durch das man hindurch
muß, um in die eigentliche Schönheit des Waldes einzutreten;
nicht diesseits liegt die Herrlichkeit, sondern jenseits, und alles,
was den Brieselang ausmacht, seinen Charakter, seine Erinnerungen,
seine Schätze, alles liegt drüber hinaus. Der Finkenkrug ist nur
erste Etappe; wer den Brieselang kennen will, der muß auch, rüstigen
Fußes, die beiden andern Staffeln zu erreichen wissen: die För-
sterei
und die Eiche. Nur erst wer bei der "Königs-Eiche"
steht, der hat den Brieselang hinter sich und kann mitsprechen.

Wir thun's. Der geneigte Leser wolle uns folgen.

Es ist Sonntag vor Pfingsten; wir haben den 11 Uhr-
Zug benutzt und die Sonne steht bereits in Mittag, als wir
landen. Wir sind zu drei; mein Reisegefährte, ein pommersch
Blut; ich selbst; der dritte (unser Führer) ein Autochthone
dieser Gegenden. Das Dreieck Spandau-Nauen-Cremmen

1.
Finkenkrug.
Es ſauſet und brauſet
Das Tamburin,
Es raſſeln und praſſeln
Die Schellen darin.

Clemens Brentano.

In Tagen ſommerlicher Luſt:
Mai, Juni, Juli und Auguſt

vergeht kein Sonntag, wo nicht Schaaren von Beſuchern den
Brieſelang umſchwärmten. Aber die Tauſende, die kommen und
gehn, begnügen ſich damit, den Zipfel ſeines Gewandes zu faſſen,
die Parole lautet nicht „Brieſelang“, ſondern „Finkenkrug.“
Und doch iſt der Finkenkrug, an der ſüdlichſten Stelle der Süd-
hälfte gelegen, ein bloßes Portal, durch das man hindurch
muß, um in die eigentliche Schönheit des Waldes einzutreten;
nicht dieſſeits liegt die Herrlichkeit, ſondern jenſeits, und alles,
was den Brieſelang ausmacht, ſeinen Charakter, ſeine Erinnerungen,
ſeine Schätze, alles liegt drüber hinaus. Der Finkenkrug iſt nur
erſte Etappe; wer den Brieſelang kennen will, der muß auch, rüſtigen
Fußes, die beiden andern Staffeln zu erreichen wiſſen: die För-
ſterei
und die Eiche. Nur erſt wer bei der „Königs-Eiche“
ſteht, der hat den Brieſelang hinter ſich und kann mitſprechen.

Wir thun’s. Der geneigte Leſer wolle uns folgen.

Es iſt Sonntag vor Pfingſten; wir haben den 11 Uhr-
Zug benutzt und die Sonne ſteht bereits in Mittag, als wir
landen. Wir ſind zu drei; mein Reiſegefährte, ein pommerſch
Blut; ich ſelbſt; der dritte (unſer Führer) ein Autochthone
dieſer Gegenden. Das Dreieck Spandau-Nauen-Cremmen

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[[37]/0055] 1. Finkenkrug. Es ſauſet und brauſet Das Tamburin, Es raſſeln und praſſeln Die Schellen darin. Clemens Brentano. In Tagen ſommerlicher Luſt: Mai, Juni, Juli und Auguſt vergeht kein Sonntag, wo nicht Schaaren von Beſuchern den Brieſelang umſchwärmten. Aber die Tauſende, die kommen und gehn, begnügen ſich damit, den Zipfel ſeines Gewandes zu faſſen, die Parole lautet nicht „Brieſelang“, ſondern „Finkenkrug.“ Und doch iſt der Finkenkrug, an der ſüdlichſten Stelle der Süd- hälfte gelegen, ein bloßes Portal, durch das man hindurch muß, um in die eigentliche Schönheit des Waldes einzutreten; nicht dieſſeits liegt die Herrlichkeit, ſondern jenſeits, und alles, was den Brieſelang ausmacht, ſeinen Charakter, ſeine Erinnerungen, ſeine Schätze, alles liegt drüber hinaus. Der Finkenkrug iſt nur erſte Etappe; wer den Brieſelang kennen will, der muß auch, rüſtigen Fußes, die beiden andern Staffeln zu erreichen wiſſen: die För- ſterei und die Eiche. Nur erſt wer bei der „Königs-Eiche“ ſteht, der hat den Brieſelang hinter ſich und kann mitſprechen. Wir thun’s. Der geneigte Leſer wolle uns folgen. Es iſt Sonntag vor Pfingſten; wir haben den 11 Uhr- Zug benutzt und die Sonne ſteht bereits in Mittag, als wir landen. Wir ſind zu drei; mein Reiſegefährte, ein pommerſch Blut; ich ſelbſt; der dritte (unſer Führer) ein Autochthone dieſer Gegenden. Das Dreieck Spandau-Nauen-Cremmen

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. [37]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/55>, abgerufen am 09.11.2024.