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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Erlöschen gebracht. Unter diesen steht die Eibe (Taxus bac-
cata
) mit in erster Reihe. Einst in den Wäldern von ganz
Europa, Nord und Süd, so häufig wie der Auerochs, das
Elennthier, begegnet man ihr in unseren Tagen nur noch aus-
nahmsweise. In Hecken und Spalieren trifft man kleinere Exem-
plare allerdings noch häufig in Parkanlagen nach französischem
Geschmack, aber große, imponirende Exemplare sind selten. Vor
der waldvernichtenden Axt älterer Ansiedler und neuer Indu-
strieller haben sich nur einzelne knorrige Taxusbäume retten
können, die jetzt, wo wir ihnen begegnen, ein ähnliches Gefühl
wecken wie die Ruinen auf unseren Bergesgipfeln. Zeugen,
Ueberbleibsel einer längst geschwundenen Zeit.

In Mitteldeutschland ist dieser Baum jetzt schon recht selten,
obwohl es bekannt ist, daß er hier, wie in ganz Europa, noch
vor einem halben Jahrtausend allgemein vorkam. Zu Cäsar's
Zeiten war er, wie uns dieser gelehrte Feldherr selbst erzählt,
sowohl in Gallien als in Germanien in großer Menge überall
anzutreffen. Man findet in Thüringen nur mehr einzelne ver-
krüppelte und verstümmelte Bäume. An einem einzigen Orte
hat sich der Taxus hier noch zahlreicher erhalten, nämlich am
Veronikaberge bei Martinroda unweit Ilmenau, wo noch 20
bis 30 Fuß hohe Individuen mit einem Stammdurchmesser von
1 bis 11/4 Fuß stehen. Daß die Eibe in Thüringen einstens
einen wesentlichen Bestandtheil der Wälder ausgemacht habe,
ergiebt sich aus den Ortsnamen "Ibenhain", "Taxberg", "Eiba"
und anderen.

Die ältesten und schönsten Exemplare dieses einst auch in
Griechenland und Italien häufig gewesenen Nadelbaumes trifft
man heutzutage noch in England an, besonders auf Fried-
höfen, wo einzelne auf mehr als 2000 Jahre geschätzte Stücke
von prachtvollem Ansehen sich finden.*) Der Taxus ist in Eng-

*) England, wie bekannt, ist überhaupt das Land schöner alter
Bäume und einer entsprechenden sorglichen Cultur. So befindet sich bei-
spielsweise in der Nähe von Cumberlandlodge im Windsor-Parke ein

Erlöſchen gebracht. Unter dieſen ſteht die Eibe (Taxus bac-
cata
) mit in erſter Reihe. Einſt in den Wäldern von ganz
Europa, Nord und Süd, ſo häufig wie der Auerochs, das
Elennthier, begegnet man ihr in unſeren Tagen nur noch aus-
nahmsweiſe. In Hecken und Spalieren trifft man kleinere Exem-
plare allerdings noch häufig in Parkanlagen nach franzöſiſchem
Geſchmack, aber große, imponirende Exemplare ſind ſelten. Vor
der waldvernichtenden Axt älterer Anſiedler und neuer Indu-
ſtrieller haben ſich nur einzelne knorrige Taxusbäume retten
können, die jetzt, wo wir ihnen begegnen, ein ähnliches Gefühl
wecken wie die Ruinen auf unſeren Bergesgipfeln. Zeugen,
Ueberbleibſel einer längſt geſchwundenen Zeit.

In Mitteldeutſchland iſt dieſer Baum jetzt ſchon recht ſelten,
obwohl es bekannt iſt, daß er hier, wie in ganz Europa, noch
vor einem halben Jahrtauſend allgemein vorkam. Zu Cäſar’s
Zeiten war er, wie uns dieſer gelehrte Feldherr ſelbſt erzählt,
ſowohl in Gallien als in Germanien in großer Menge überall
anzutreffen. Man findet in Thüringen nur mehr einzelne ver-
krüppelte und verſtümmelte Bäume. An einem einzigen Orte
hat ſich der Taxus hier noch zahlreicher erhalten, nämlich am
Veronikaberge bei Martinroda unweit Ilmenau, wo noch 20
bis 30 Fuß hohe Individuen mit einem Stammdurchmeſſer von
1 bis 1¼ Fuß ſtehen. Daß die Eibe in Thüringen einſtens
einen weſentlichen Beſtandtheil der Wälder ausgemacht habe,
ergiebt ſich aus den Ortsnamen „Ibenhain“, „Taxberg“, „Eiba“
und anderen.

Die älteſten und ſchönſten Exemplare dieſes einſt auch in
Griechenland und Italien häufig geweſenen Nadelbaumes trifft
man heutzutage noch in England an, beſonders auf Fried-
höfen, wo einzelne auf mehr als 2000 Jahre geſchätzte Stücke
von prachtvollem Anſehen ſich finden.*) Der Taxus iſt in Eng-

*) England, wie bekannt, iſt überhaupt das Land ſchöner alter
Bäume und einer entſprechenden ſorglichen Cultur. So befindet ſich bei-
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[60/0078] Erlöſchen gebracht. Unter dieſen ſteht die Eibe (Taxus bac- cata) mit in erſter Reihe. Einſt in den Wäldern von ganz Europa, Nord und Süd, ſo häufig wie der Auerochs, das Elennthier, begegnet man ihr in unſeren Tagen nur noch aus- nahmsweiſe. In Hecken und Spalieren trifft man kleinere Exem- plare allerdings noch häufig in Parkanlagen nach franzöſiſchem Geſchmack, aber große, imponirende Exemplare ſind ſelten. Vor der waldvernichtenden Axt älterer Anſiedler und neuer Indu- ſtrieller haben ſich nur einzelne knorrige Taxusbäume retten können, die jetzt, wo wir ihnen begegnen, ein ähnliches Gefühl wecken wie die Ruinen auf unſeren Bergesgipfeln. Zeugen, Ueberbleibſel einer längſt geſchwundenen Zeit. In Mitteldeutſchland iſt dieſer Baum jetzt ſchon recht ſelten, obwohl es bekannt iſt, daß er hier, wie in ganz Europa, noch vor einem halben Jahrtauſend allgemein vorkam. Zu Cäſar’s Zeiten war er, wie uns dieſer gelehrte Feldherr ſelbſt erzählt, ſowohl in Gallien als in Germanien in großer Menge überall anzutreffen. Man findet in Thüringen nur mehr einzelne ver- krüppelte und verſtümmelte Bäume. An einem einzigen Orte hat ſich der Taxus hier noch zahlreicher erhalten, nämlich am Veronikaberge bei Martinroda unweit Ilmenau, wo noch 20 bis 30 Fuß hohe Individuen mit einem Stammdurchmeſſer von 1 bis 1¼ Fuß ſtehen. Daß die Eibe in Thüringen einſtens einen weſentlichen Beſtandtheil der Wälder ausgemacht habe, ergiebt ſich aus den Ortsnamen „Ibenhain“, „Taxberg“, „Eiba“ und anderen. Die älteſten und ſchönſten Exemplare dieſes einſt auch in Griechenland und Italien häufig geweſenen Nadelbaumes trifft man heutzutage noch in England an, beſonders auf Fried- höfen, wo einzelne auf mehr als 2000 Jahre geſchätzte Stücke von prachtvollem Anſehen ſich finden. *) Der Taxus iſt in Eng- *) England, wie bekannt, iſt überhaupt das Land ſchöner alter Bäume und einer entſprechenden ſorglichen Cultur. So befindet ſich bei- ſpielsweiſe in der Nähe von Cumberlandlodge im Windſor-Parke ein

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/78>, abgerufen am 09.11.2024.