und Schlacht bei Leuthen. Die einzelnen Tableaux sind von ver- schiedener Größe, namentlich die Bataille und Belagerung von Prag sehr ausgeführt und größer als die übrigen, aber alle ver- rathen dieselbe Meisterhand und tragen sämmtlich statt der üblichen Holzeinfassung einen künstlichen Lorbeerkranz als Umrahmung.
Es drängt sich dem Besucher Schloß Cöpenicks die Frage auf: was war die Bedeutung dieses Zimmers? Die Antwort ist nicht schwer. Es war die Stätte eines loyalen Cultus, ein Andachts- platz, an den sich in Zeitläuften, die jeden anderen Stempel eher als den des großen Königs trugen, die schwärmerische Verehrung für den Hingeschiedenen zurückzog, um einer großen Zeit zu ge- denken, die nicht mehr war.
In diesem Zimmer war es auch wohl, daß Graf Schmettau die letzten Augenblicke zubrachte, bevor ihn das Jahr 1806 aus der Stille von Schloß Cöpenick wieder in den Lärm des Krieges rief. Und was er an dieser Stelle gelobt hatte, das hielt er. Am Unglückstage von Auerstädt, unglücklich nicht durch seine Schuld, erstürmte er, an der Spitze seiner Bataillone, die Höhen von Hassenhausen, die der Feind unter'm Schutz eines herbstlichen Morgennebels schon vor ihm besetzt hatte. Zweimal nahm er sie und zweimal war er gezwungen, sie wieder aufzugeben. Als er sich zum dritten Angriff anschickte, um den entscheidenden Stoß zu thun und die mehr und mehr in Unordnung gerathenden Fran- zosen in das Saalethal hinabzudrängen, traf ihn eine Kartätschen- kugel und warf ihn tödtlich verwundet vom Pferde. Vier Tage nach der Schlacht verschied er, am 18. Oktober 1806. So starb Friedrich Wilhelm Karl Graf von Schmettau, nicht an Glück aber an jeglichen Gaben des Herzens und Verstandes jenen Schmettau's gleich, die unter Eugen und Marlborough zuerst die Schlachtfelder Europa's betraten und unter dem großen Könige siegreich kämpfend, den Ruhm ihrer Familie begründet hatten.
Schloß Cöpenick war wieder verwaist. Die Krone kaufte den Besitz zurück, aber Zimmer und Treppen blieben öde. Das Laub an Ulmen und Ahornplatanen kam und ging, ohne daß die Gänge
und Schlacht bei Leuthen. Die einzelnen Tableaux ſind von ver- ſchiedener Größe, namentlich die Bataille und Belagerung von Prag ſehr ausgeführt und größer als die übrigen, aber alle ver- rathen dieſelbe Meiſterhand und tragen ſämmtlich ſtatt der üblichen Holzeinfaſſung einen künſtlichen Lorbeerkranz als Umrahmung.
Es drängt ſich dem Beſucher Schloß Cöpenicks die Frage auf: was war die Bedeutung dieſes Zimmers? Die Antwort iſt nicht ſchwer. Es war die Stätte eines loyalen Cultus, ein Andachts- platz, an den ſich in Zeitläuften, die jeden anderen Stempel eher als den des großen Königs trugen, die ſchwärmeriſche Verehrung für den Hingeſchiedenen zurückzog, um einer großen Zeit zu ge- denken, die nicht mehr war.
In dieſem Zimmer war es auch wohl, daß Graf Schmettau die letzten Augenblicke zubrachte, bevor ihn das Jahr 1806 aus der Stille von Schloß Cöpenick wieder in den Lärm des Krieges rief. Und was er an dieſer Stelle gelobt hatte, das hielt er. Am Unglückstage von Auerſtädt, unglücklich nicht durch ſeine Schuld, erſtürmte er, an der Spitze ſeiner Bataillone, die Höhen von Haſſenhauſen, die der Feind unter’m Schutz eines herbſtlichen Morgennebels ſchon vor ihm beſetzt hatte. Zweimal nahm er ſie und zweimal war er gezwungen, ſie wieder aufzugeben. Als er ſich zum dritten Angriff anſchickte, um den entſcheidenden Stoß zu thun und die mehr und mehr in Unordnung gerathenden Fran- zoſen in das Saalethal hinabzudrängen, traf ihn eine Kartätſchen- kugel und warf ihn tödtlich verwundet vom Pferde. Vier Tage nach der Schlacht verſchied er, am 18. Oktober 1806. So ſtarb Friedrich Wilhelm Karl Graf von Schmettau, nicht an Glück aber an jeglichen Gaben des Herzens und Verſtandes jenen Schmettau’s gleich, die unter Eugen und Marlborough zuerſt die Schlachtfelder Europa’s betraten und unter dem großen Könige ſiegreich kämpfend, den Ruhm ihrer Familie begründet hatten.
Schloß Cöpenick war wieder verwaiſt. Die Krone kaufte den Beſitz zurück, aber Zimmer und Treppen blieben öde. Das Laub an Ulmen und Ahornplatanen kam und ging, ohne daß die Gänge
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und Schlacht bei Leuthen. Die einzelnen Tableaux ſind von ver-
ſchiedener Größe, namentlich die Bataille und Belagerung von
Prag ſehr ausgeführt und größer als die übrigen, aber alle ver-
rathen dieſelbe Meiſterhand und tragen ſämmtlich ſtatt der üblichen
Holzeinfaſſung einen künſtlichen Lorbeerkranz als Umrahmung.
Es drängt ſich dem Beſucher Schloß Cöpenicks die Frage auf:
was war die Bedeutung dieſes Zimmers? Die Antwort iſt nicht
ſchwer. Es war die Stätte eines loyalen Cultus, ein Andachts-
platz, an den ſich in Zeitläuften, die jeden anderen Stempel eher
als den des großen Königs trugen, die ſchwärmeriſche Verehrung
für den Hingeſchiedenen zurückzog, um einer großen Zeit zu ge-
denken, die nicht mehr war.
In dieſem Zimmer war es auch wohl, daß Graf Schmettau
die letzten Augenblicke zubrachte, bevor ihn das Jahr 1806 aus
der Stille von Schloß Cöpenick wieder in den Lärm des Krieges
rief. Und was er an dieſer Stelle gelobt hatte, das hielt er. Am
Unglückstage von Auerſtädt, unglücklich nicht durch ſeine Schuld,
erſtürmte er, an der Spitze ſeiner Bataillone, die Höhen von
Haſſenhauſen, die der Feind unter’m Schutz eines herbſtlichen
Morgennebels ſchon vor ihm beſetzt hatte. Zweimal nahm er ſie
und zweimal war er gezwungen, ſie wieder aufzugeben. Als er
ſich zum dritten Angriff anſchickte, um den entſcheidenden Stoß zu
thun und die mehr und mehr in Unordnung gerathenden Fran-
zoſen in das Saalethal hinabzudrängen, traf ihn eine Kartätſchen-
kugel und warf ihn tödtlich verwundet vom Pferde. Vier Tage
nach der Schlacht verſchied er, am 18. Oktober 1806. So ſtarb
Friedrich Wilhelm Karl Graf von Schmettau, nicht an
Glück aber an jeglichen Gaben des Herzens und Verſtandes jenen
Schmettau’s gleich, die unter Eugen und Marlborough zuerſt
die Schlachtfelder Europa’s betraten und unter dem großen Könige
ſiegreich kämpfend, den Ruhm ihrer Familie begründet hatten.
Schloß Cöpenick war wieder verwaiſt. Die Krone kaufte den
Beſitz zurück, aber Zimmer und Treppen blieben öde. Das Laub
an Ulmen und Ahornplatanen kam und ging, ohne daß die Gänge
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/120>, abgerufen am 24.11.2024.
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