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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Kienbaum.
Ich hatt als Kind eine Tanne lieb,
Die groß und einsam übrig blieb
An flachem Wiesensaume.

Laufkäfer hasten durchs Gesträuch
In ihren goldnen Panzerröckchen,
Die Bienen hängen Zweig um Zweig
Sich an der Edelhaide Glöckchen;
Die Kräuter blühn; der Haideduft
Steigt in die blaue Sommerluft.

Th. Storm.

Am Ausgange der Liebenberger Haide, zur Linken des Flüßchens
Loecknitz, das hier die Grenze zwischen dem Lande Lebus und dem
Nieder-Barnim zieht, liegt das Dorf Kienbaum.

Seinen Namen hat es, allgemeiner Annahme nach, von einem
Kienbaum, der ehedem inmitten des Dorfes stand und bis in
die früheste Zeit deutscher Colonisirung zurückreichte. Man ließ
ihn damals bei der Ausrodung der Waldstelle stehn und während
der Baum selber immer neue Jahresringe anlegte, legten sich neue
Häuser und Hütten um den ursprünglichen Ansiedlungs-Kern
herum. Jahrhunderte lang hielt man ihn als Pathen, der dem
Dorfe den Namen gegeben, in besonderen Ehren und kaum 40
Jahre mögen vergangen sein, daß er umgehauen wurde. Das
ganze Dorf sträubte sich dagegen, aber die selbstsüchtige Beharr-
lichkeit des Hofbesitzers, auf dessen Grundstück die "Kiehne" stand,
blieb doch Sieger und so fiel denn schließlich das Wahrzeichen des

Kienbaum.
Ich hatt als Kind eine Tanne lieb,
Die groß und einſam übrig blieb
An flachem Wieſenſaume.

Laufkäfer haſten durchs Geſträuch
In ihren goldnen Panzerröckchen,
Die Bienen hängen Zweig um Zweig
Sich an der Edelhaide Glöckchen;
Die Kräuter blühn; der Haideduft
Steigt in die blaue Sommerluft.

Th. Storm.

Am Ausgange der Liebenberger Haide, zur Linken des Flüßchens
Loecknitz, das hier die Grenze zwiſchen dem Lande Lebus und dem
Nieder-Barnim zieht, liegt das Dorf Kienbaum.

Seinen Namen hat es, allgemeiner Annahme nach, von einem
Kienbaum, der ehedem inmitten des Dorfes ſtand und bis in
die früheſte Zeit deutſcher Coloniſirung zurückreichte. Man ließ
ihn damals bei der Ausrodung der Waldſtelle ſtehn und während
der Baum ſelber immer neue Jahresringe anlegte, legten ſich neue
Häuſer und Hütten um den urſprünglichen Anſiedlungs-Kern
herum. Jahrhunderte lang hielt man ihn als Pathen, der dem
Dorfe den Namen gegeben, in beſonderen Ehren und kaum 40
Jahre mögen vergangen ſein, daß er umgehauen wurde. Das
ganze Dorf ſträubte ſich dagegen, aber die ſelbſtſüchtige Beharr-
lichkeit des Hofbeſitzers, auf deſſen Grundſtück die „Kiehne“ ſtand,
blieb doch Sieger und ſo fiel denn ſchließlich das Wahrzeichen des

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[[242]/0258] Kienbaum. Ich hatt als Kind eine Tanne lieb, Die groß und einſam übrig blieb An flachem Wieſenſaume. Laufkäfer haſten durchs Geſträuch In ihren goldnen Panzerröckchen, Die Bienen hängen Zweig um Zweig Sich an der Edelhaide Glöckchen; Die Kräuter blühn; der Haideduft Steigt in die blaue Sommerluft. Th. Storm. Am Ausgange der Liebenberger Haide, zur Linken des Flüßchens Loecknitz, das hier die Grenze zwiſchen dem Lande Lebus und dem Nieder-Barnim zieht, liegt das Dorf Kienbaum. Seinen Namen hat es, allgemeiner Annahme nach, von einem Kienbaum, der ehedem inmitten des Dorfes ſtand und bis in die früheſte Zeit deutſcher Coloniſirung zurückreichte. Man ließ ihn damals bei der Ausrodung der Waldſtelle ſtehn und während der Baum ſelber immer neue Jahresringe anlegte, legten ſich neue Häuſer und Hütten um den urſprünglichen Anſiedlungs-Kern herum. Jahrhunderte lang hielt man ihn als Pathen, der dem Dorfe den Namen gegeben, in beſonderen Ehren und kaum 40 Jahre mögen vergangen ſein, daß er umgehauen wurde. Das ganze Dorf ſträubte ſich dagegen, aber die ſelbſtſüchtige Beharr- lichkeit des Hofbeſitzers, auf deſſen Grundſtück die „Kiehne“ ſtand, blieb doch Sieger und ſo fiel denn ſchließlich das Wahrzeichen des

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. [242]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/258>, abgerufen am 22.11.2024.