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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, in Besitz einer Neben-
linie kam: der Hake's von Flatow im Havellande, wodurch die
lebendige Tradition unterbrochen wurde.

Die Wassermühle. Ein schöner, massiver Bau, durch die
Gebrüder von Hake im Jahre 1856 neu aufgeführt. Eine In-
schriftstafel der alten Mühle hat man in die Frontwand des Neu-
baues wieder eingefügt. Die alte Inschrift lautet: "Anno 1695
hat Herr Ernst Ludwig v. Hake, Seiner churfürstlichen Durch-
laucht zu Brandenburg Friderici III Oberster bei der Garde zu
Fuß, diese adlige Freymühle hinwiederumb ganz neue aus dem
Grunde erbauet, weilen die alte gantz zerfallen." Dieser Mache-
now'schen oder Hake'schen Wassermühle wird in alten Urkunden oft
erwähnt, doch ist sie nicht mit der noch älteren Wassermühle bei
Potsdam, kurz vor'm Einfluß der Nuthe in die Havel zu ver-
wechseln, die eigens den Namen Hakemühle (früher Hackenmohle)
führt. Sie ist viel älter als die Hake's und wird schon 993 ge-
nannt, in welchem Jahre König Otto III. seiner Tante, der Aeb-
tissin Mathilde von Quedlinburg, den Ort Potsdam schenkte.

Die alte Kirche. Gegenüber der Einfahrt mit dem Medu-
senkopf liegt die Kirche. Eh wir sie erreichen, passiren wir ein
Steinkreuz, hart an der Straße, zum Andenken eines Schlabern-
dorf errichtet, der hier in einem Duell mit einem v. Hake auf
offener Dorfstraße getödtet wurde. Sporen und Degen des Ge-
fallenen sind in der Kirche aufgehängt. Nicht immer übrigens waren die
Hake's Sieger bei solchen Vorfällen. Auf einem anderen Familien-
Gute kam es zu einem Duell zwischen einem Hake und einem
v. Bornstaedt. Man schoß sich in der großen Halle des Hauses
und Hake fiel. Ursach war ein Stückchen niedergetretenes Erbsen-
feld. Man war damals rasch bei der Hand.

Wir sind nun an die Kirche herangetreten. Es ist ein über-
raschend gefälliger, beinah feinstilisirter Backsteinbau aus dem
16. Jahrhundert (vielleicht auch schon aus bem 15.) reizend zwischen
Bäumen und Epheugräbern gelegen und von einer Steinmauer
eingefaßt. Die eine Kirchenwand trägt zwar deutlich die Inschrift:
"Casparus Jacke, Maurermeister zu Potsdam 1597", doch hat
er die Kirche sehr wahrscheinlich nur restaurirt. Der Unterbau,
bis zum Beginn der Fenster, ist jedenfalls viel älter und die be-

um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, in Beſitz einer Neben-
linie kam: der Hake’s von Flatow im Havellande, wodurch die
lebendige Tradition unterbrochen wurde.

Die Waſſermühle. Ein ſchöner, maſſiver Bau, durch die
Gebrüder von Hake im Jahre 1856 neu aufgeführt. Eine In-
ſchriftstafel der alten Mühle hat man in die Frontwand des Neu-
baues wieder eingefügt. Die alte Inſchrift lautet: „Anno 1695
hat Herr Ernſt Ludwig v. Hake, Seiner churfürſtlichen Durch-
laucht zu Brandenburg Friderici III Oberſter bei der Garde zu
Fuß, dieſe adlige Freymühle hinwiederumb ganz neue aus dem
Grunde erbauet, weilen die alte gantz zerfallen.“ Dieſer Mache-
now’ſchen oder Hake’ſchen Waſſermühle wird in alten Urkunden oft
erwähnt, doch iſt ſie nicht mit der noch älteren Waſſermühle bei
Potsdam, kurz vor’m Einfluß der Nuthe in die Havel zu ver-
wechſeln, die eigens den Namen Hakemühle (früher Hackenmohle)
führt. Sie iſt viel älter als die Hake’s und wird ſchon 993 ge-
nannt, in welchem Jahre König Otto III. ſeiner Tante, der Aeb-
tiſſin Mathilde von Quedlinburg, den Ort Potsdam ſchenkte.

Die alte Kirche. Gegenüber der Einfahrt mit dem Medu-
ſenkopf liegt die Kirche. Eh wir ſie erreichen, paſſiren wir ein
Steinkreuz, hart an der Straße, zum Andenken eines Schlabern-
dorf errichtet, der hier in einem Duell mit einem v. Hake auf
offener Dorfſtraße getödtet wurde. Sporen und Degen des Ge-
fallenen ſind in der Kirche aufgehängt. Nicht immer übrigens waren die
Hake’s Sieger bei ſolchen Vorfällen. Auf einem anderen Familien-
Gute kam es zu einem Duell zwiſchen einem Hake und einem
v. Bornſtaedt. Man ſchoß ſich in der großen Halle des Hauſes
und Hake fiel. Urſach war ein Stückchen niedergetretenes Erbſen-
feld. Man war damals raſch bei der Hand.

Wir ſind nun an die Kirche herangetreten. Es iſt ein über-
raſchend gefälliger, beinah feinſtiliſirter Backſteinbau aus dem
16. Jahrhundert (vielleicht auch ſchon aus bem 15.) reizend zwiſchen
Bäumen und Epheugräbern gelegen und von einer Steinmauer
eingefaßt. Die eine Kirchenwand trägt zwar deutlich die Inſchrift:
„Casparus Jacke, Maurermeiſter zu Potsdam 1597“, doch hat
er die Kirche ſehr wahrſcheinlich nur reſtaurirt. Der Unterbau,
bis zum Beginn der Fenſter, iſt jedenfalls viel älter und die be-

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[287/0303] um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, in Beſitz einer Neben- linie kam: der Hake’s von Flatow im Havellande, wodurch die lebendige Tradition unterbrochen wurde. Die Waſſermühle. Ein ſchöner, maſſiver Bau, durch die Gebrüder von Hake im Jahre 1856 neu aufgeführt. Eine In- ſchriftstafel der alten Mühle hat man in die Frontwand des Neu- baues wieder eingefügt. Die alte Inſchrift lautet: „Anno 1695 hat Herr Ernſt Ludwig v. Hake, Seiner churfürſtlichen Durch- laucht zu Brandenburg Friderici III Oberſter bei der Garde zu Fuß, dieſe adlige Freymühle hinwiederumb ganz neue aus dem Grunde erbauet, weilen die alte gantz zerfallen.“ Dieſer Mache- now’ſchen oder Hake’ſchen Waſſermühle wird in alten Urkunden oft erwähnt, doch iſt ſie nicht mit der noch älteren Waſſermühle bei Potsdam, kurz vor’m Einfluß der Nuthe in die Havel zu ver- wechſeln, die eigens den Namen Hakemühle (früher Hackenmohle) führt. Sie iſt viel älter als die Hake’s und wird ſchon 993 ge- nannt, in welchem Jahre König Otto III. ſeiner Tante, der Aeb- tiſſin Mathilde von Quedlinburg, den Ort Potsdam ſchenkte. Die alte Kirche. Gegenüber der Einfahrt mit dem Medu- ſenkopf liegt die Kirche. Eh wir ſie erreichen, paſſiren wir ein Steinkreuz, hart an der Straße, zum Andenken eines Schlabern- dorf errichtet, der hier in einem Duell mit einem v. Hake auf offener Dorfſtraße getödtet wurde. Sporen und Degen des Ge- fallenen ſind in der Kirche aufgehängt. Nicht immer übrigens waren die Hake’s Sieger bei ſolchen Vorfällen. Auf einem anderen Familien- Gute kam es zu einem Duell zwiſchen einem Hake und einem v. Bornſtaedt. Man ſchoß ſich in der großen Halle des Hauſes und Hake fiel. Urſach war ein Stückchen niedergetretenes Erbſen- feld. Man war damals raſch bei der Hand. Wir ſind nun an die Kirche herangetreten. Es iſt ein über- raſchend gefälliger, beinah feinſtiliſirter Backſteinbau aus dem 16. Jahrhundert (vielleicht auch ſchon aus bem 15.) reizend zwiſchen Bäumen und Epheugräbern gelegen und von einer Steinmauer eingefaßt. Die eine Kirchenwand trägt zwar deutlich die Inſchrift: „Casparus Jacke, Maurermeiſter zu Potsdam 1597“, doch hat er die Kirche ſehr wahrſcheinlich nur reſtaurirt. Der Unterbau, bis zum Beginn der Fenſter, iſt jedenfalls viel älter und die be-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/303>, abgerufen am 22.11.2024.