zu leben und einen convenablen Hofstaat mit einem zahlreichen Gefolge von Rittern und Edelknaben zu halten gewußt. Ebenso Koppeln und Meuten und einen wohlbesetzten Marstall. Ingleichen auch hab' er der Armen nicht vergessen und sie mit Bier und Brot allezeit reichlich versorgt."
So Lentz in seiner Stifts-Historie. Daß dieser Bischof aber speciell dem Hause zu Groeben entsprossen gewesen, dafür spricht mit großer Wahrscheinlichkeit ein noch jetzt in der Groebener Kirche befindliches Glasfenster, das in seinem Obertheile die Bischofs- mütze sammt zwei gekreuzten Bischofsstäben, darunter aber das Schlabrendorf'sche Wappen zeigt.
Aus dem Groebener Kirchenbuch.
Auf dieses Vorerzählte beschränkt sich Alles, was wir durch zwei Jahrhunderte hin einerseits von den Schlabrendorfs selbst, andrer- seits von den ihren Hauptbesitz bildenden Schwesterdörfern Groeben und Siethen wissen, und erst von 1604 ab, wo Pastor Johannes Thile I. in's Groeben-Siethener Pfarramt eintrat und das seit 1575 bestehende Kirchenbuch eifriger als seine Vorgänger zur Hand nahm, um Aufzeichnungen darin zu machen, erst von diesem Jahre 1604 an erfahren wir Eingehenderes aus dem Leben der beiden Dörfer.
Um eben dieser Aufzeichnungen willen, die -- mit Ausnahme der Schluß-Epoche des 30jährigen Krieges -- durch alle Nachfolger Johannes Thiles I. getreulich fortgesetzt wurden, ist denn auch das Groeben-Siethener Kirchenbuch ein wahrer historischer Schatz und für die Cultur- und Sittengeschichte der Mark von um so größerem Werth, als es im Ganzen genommen in unsrem Lande doch nur wenige Kirchenbücher giebt, die bis 1604 zurückgehen. Es ist ein vollkommner Mikrokosmus, dem wir in diesem alten, wurmstichigen und selbstverständlich in Schweinsleder gebundenen Bande begegnen, und alles was das Leben, und nicht blos das Leben einer kleinen Dorfgemeinde, zu bringen vermag, das bringt es auch: Krieg und Pest und Wasser- und Feuersnoth und Mißwachs und Mißgeburten. Und daneben Unglück über Unglück, heut auf dem Groebener und
zu leben und einen convenablen Hofſtaat mit einem zahlreichen Gefolge von Rittern und Edelknaben zu halten gewußt. Ebenſo Koppeln und Meuten und einen wohlbeſetzten Marſtall. Ingleichen auch hab’ er der Armen nicht vergeſſen und ſie mit Bier und Brot allezeit reichlich verſorgt.“
So Lentz in ſeiner Stifts-Hiſtorie. Daß dieſer Biſchof aber ſpeciell dem Hauſe zu Groeben entſproſſen geweſen, dafür ſpricht mit großer Wahrſcheinlichkeit ein noch jetzt in der Groebener Kirche befindliches Glasfenſter, das in ſeinem Obertheile die Biſchofs- mütze ſammt zwei gekreuzten Biſchofsſtäben, darunter aber das Schlabrendorf’ſche Wappen zeigt.
Aus dem Groebener Kirchenbuch.
Auf dieſes Vorerzählte beſchränkt ſich Alles, was wir durch zwei Jahrhunderte hin einerſeits von den Schlabrendorfs ſelbſt, andrer- ſeits von den ihren Hauptbeſitz bildenden Schweſterdörfern Groeben und Siethen wiſſen, und erſt von 1604 ab, wo Paſtor Johannes Thile I. in’s Groeben-Siethener Pfarramt eintrat und das ſeit 1575 beſtehende Kirchenbuch eifriger als ſeine Vorgänger zur Hand nahm, um Aufzeichnungen darin zu machen, erſt von dieſem Jahre 1604 an erfahren wir Eingehenderes aus dem Leben der beiden Dörfer.
Um eben dieſer Aufzeichnungen willen, die — mit Ausnahme der Schluß-Epoche des 30jährigen Krieges — durch alle Nachfolger Johannes Thiles I. getreulich fortgeſetzt wurden, iſt denn auch das Groeben-Siethener Kirchenbuch ein wahrer hiſtoriſcher Schatz und für die Cultur- und Sittengeſchichte der Mark von um ſo größerem Werth, als es im Ganzen genommen in unſrem Lande doch nur wenige Kirchenbücher giebt, die bis 1604 zurückgehen. Es iſt ein vollkommner Mikrokosmus, dem wir in dieſem alten, wurmſtichigen und ſelbſtverſtändlich in Schweinsleder gebundenen Bande begegnen, und alles was das Leben, und nicht blos das Leben einer kleinen Dorfgemeinde, zu bringen vermag, das bringt es auch: Krieg und Peſt und Waſſer- und Feuersnoth und Mißwachs und Mißgeburten. Und daneben Unglück über Unglück, heut auf dem Groebener und
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zu leben und einen convenablen Hofſtaat mit einem zahlreichen
Gefolge von Rittern und Edelknaben zu halten gewußt. Ebenſo
Koppeln und Meuten und einen wohlbeſetzten Marſtall. Ingleichen
auch hab’ er der Armen nicht vergeſſen und ſie mit Bier und Brot
allezeit reichlich verſorgt.“
So Lentz in ſeiner Stifts-Hiſtorie. Daß dieſer Biſchof aber
ſpeciell dem Hauſe zu Groeben entſproſſen geweſen, dafür ſpricht
mit großer Wahrſcheinlichkeit ein noch jetzt in der Groebener Kirche
befindliches Glasfenſter, das in ſeinem Obertheile die Biſchofs-
mütze ſammt zwei gekreuzten Biſchofsſtäben, darunter aber das
Schlabrendorf’ſche Wappen zeigt.
Aus dem Groebener Kirchenbuch.
Auf dieſes Vorerzählte beſchränkt ſich Alles, was wir durch zwei
Jahrhunderte hin einerſeits von den Schlabrendorfs ſelbſt, andrer-
ſeits von den ihren Hauptbeſitz bildenden Schweſterdörfern Groeben
und Siethen wiſſen, und erſt von 1604 ab, wo Paſtor Johannes
Thile I. in’s Groeben-Siethener Pfarramt eintrat und das ſeit
1575 beſtehende Kirchenbuch eifriger als ſeine Vorgänger zur Hand
nahm, um Aufzeichnungen darin zu machen, erſt von dieſem
Jahre 1604 an erfahren wir Eingehenderes aus dem Leben der
beiden Dörfer.
Um eben dieſer Aufzeichnungen willen, die — mit Ausnahme
der Schluß-Epoche des 30jährigen Krieges — durch alle Nachfolger
Johannes Thiles I. getreulich fortgeſetzt wurden, iſt denn auch das
Groeben-Siethener Kirchenbuch ein wahrer hiſtoriſcher Schatz und
für die Cultur- und Sittengeſchichte der Mark von um ſo größerem
Werth, als es im Ganzen genommen in unſrem Lande doch nur
wenige Kirchenbücher giebt, die bis 1604 zurückgehen. Es iſt ein
vollkommner Mikrokosmus, dem wir in dieſem alten, wurmſtichigen
und ſelbſtverſtändlich in Schweinsleder gebundenen Bande begegnen,
und alles was das Leben, und nicht blos das Leben einer kleinen
Dorfgemeinde, zu bringen vermag, das bringt es auch: Krieg und
Peſt und Waſſer- und Feuersnoth und Mißwachs und Mißgeburten.
Und daneben Unglück über Unglück, heut auf dem Groebener und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/373>, abgerufen am 22.11.2024.
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