daß wir von diesem Jahre 1609 an zwei Schlabrendorf'sche Linien haben: eine Groeben'sche und eine Siethen'sche.
1620 am 18. October hat der an der Nuthe wohnende Vogt Hans Blume seinen Stiefvater Hans Möller mit einer Büchse erschossen. Nachschrift aus dem Jahre 1622. Selbiger Hans Blume wurde von den Obrigkeiten zu keiner Strafe gezogen, viel- mehr heimlich über die Grenze geschafft. Er ging nun in den Krieg nach Böhmen. Eh er aber nach Prag kam, ward er, nach gerechter göttlicher Wiedervergeltung, auch erschossen. Hat also in seinen Sünden hinsterben müssen. Ach, weh der armen Seele.
1621 am 28. October ist in unsrer Nachbarschaft (auf Schloß Beuthen) ein Sohn geboren worden. Dieses Kind hat, salva venia, keinen podicem gehabt, so daß es seiner natürlichen Functionen unfähig gewesen ist. Wonach Meister Hans Meißner, Bader zu Trebbin, mit dem Messer den podicem hat öffnen müssen. Und ist durch Gottes Segen gut geworden und hat einen podicem gehabt. Wie wunderbar handelt Gott mit uns Menschen!"
1629 hat Ihre Churfürstliche Hoheit Dero Küchenmeister in Königsberg in Preußen aufhenken lassen.
1631 starben in Groeben und Siethen 126 Menschen an der Pest.
1632. Bis zu diesem Jahre bin ich, Johannes Thile, 300 Mal zu Gevatter gebeten worden.
1633 wurde das 1598 gestiftete Uhrwerk reparirt.
1634 den 25. März sind Wiprecht Erdmanns Tochter Ursula, Martin Schmidts Tochter Ursula und Hans Bethekes Stieftochter Ursula in einem Kahn spazieren gefahren und als der Wind kam, auf den See getrieben worden. Wobei die zwei ersten ertrunken und zu Groeben Beide in ein Grab gelegt worden sind.
Nach diesem Jahre (1634) hören die Mittheilungen, wie schon angedeutet, auf ganze Jahrzehnte hin auf und werden erst in den siebziger Jahren wieder aufgenommen.
daß wir von dieſem Jahre 1609 an zwei Schlabrendorf’ſche Linien haben: eine Groeben’ſche und eine Siethen’ſche.
1620 am 18. October hat der an der Nuthe wohnende Vogt Hans Blume ſeinen Stiefvater Hans Möller mit einer Büchſe erſchoſſen. Nachſchrift aus dem Jahre 1622. Selbiger Hans Blume wurde von den Obrigkeiten zu keiner Strafe gezogen, viel- mehr heimlich über die Grenze geſchafft. Er ging nun in den Krieg nach Böhmen. Eh er aber nach Prag kam, ward er, nach gerechter göttlicher Wiedervergeltung, auch erſchoſſen. Hat alſo in ſeinen Sünden hinſterben müſſen. Ach, weh der armen Seele.
1621 am 28. October iſt in unſrer Nachbarſchaft (auf Schloß Beuthen) ein Sohn geboren worden. Dieſes Kind hat, salva venia, keinen podicem gehabt, ſo daß es ſeiner natürlichen Functionen unfähig geweſen iſt. Wonach Meiſter Hans Meißner, Bader zu Trebbin, mit dem Meſſer den podicem hat öffnen müſſen. Und iſt durch Gottes Segen gut geworden und hat einen podicem gehabt. Wie wunderbar handelt Gott mit uns Menſchen!“
1629 hat Ihre Churfürſtliche Hoheit Dero Küchenmeiſter in Königsberg in Preußen aufhenken laſſen.
1631 ſtarben in Groeben und Siethen 126 Menſchen an der Peſt.
1632. Bis zu dieſem Jahre bin ich, Johannes Thile, 300 Mal zu Gevatter gebeten worden.
1633 wurde das 1598 geſtiftete Uhrwerk reparirt.
1634 den 25. März ſind Wiprecht Erdmanns Tochter Urſula, Martin Schmidts Tochter Urſula und Hans Bethekes Stieftochter Urſula in einem Kahn ſpazieren gefahren und als der Wind kam, auf den See getrieben worden. Wobei die zwei erſten ertrunken und zu Groeben Beide in ein Grab gelegt worden ſind.
Nach dieſem Jahre (1634) hören die Mittheilungen, wie ſchon angedeutet, auf ganze Jahrzehnte hin auf und werden erſt in den ſiebziger Jahren wieder aufgenommen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0375"n="359"/>
daß wir von dieſem Jahre 1609 an <hirendition="#g">zwei Schlabrendorf’ſche<lb/>
Linien haben: eine Groeben’ſche und eine Siethen’ſche</hi>.</p><lb/><p>1620 am 18. October hat der an der Nuthe wohnende Vogt<lb/>
Hans Blume ſeinen Stiefvater Hans Möller mit einer Büchſe<lb/>
erſchoſſen. <hirendition="#g">Nachſchrift</hi> aus dem Jahre 1622. Selbiger Hans<lb/>
Blume wurde von den Obrigkeiten zu keiner Strafe gezogen, viel-<lb/>
mehr heimlich über die Grenze geſchafft. Er ging nun in den<lb/>
Krieg nach Böhmen. Eh er aber nach Prag kam, ward er, nach<lb/>
gerechter göttlicher Wiedervergeltung, auch erſchoſſen. Hat alſo in<lb/>ſeinen Sünden hinſterben müſſen. Ach, weh der armen Seele.</p><lb/><p>1621 am 28. October iſt in unſrer Nachbarſchaft (auf Schloß<lb/>
Beuthen) ein Sohn geboren worden. Dieſes Kind hat, <hirendition="#aq">salva<lb/>
venia,</hi> keinen <hirendition="#aq">podicem</hi> gehabt, ſo daß es ſeiner natürlichen<lb/>
Functionen unfähig geweſen iſt. Wonach Meiſter Hans Meißner,<lb/>
Bader zu Trebbin, mit dem Meſſer den <hirendition="#aq">podicem</hi> hat öffnen<lb/>
müſſen. Und iſt durch Gottes Segen gut geworden und hat<lb/>
einen <hirendition="#aq">podicem</hi> gehabt. Wie wunderbar handelt Gott mit uns<lb/>
Menſchen!“</p><lb/><p>1629 hat Ihre Churfürſtliche Hoheit Dero Küchenmeiſter in<lb/>
Königsberg in Preußen aufhenken laſſen.</p><lb/><p>1631 ſtarben in Groeben und Siethen 126 Menſchen an<lb/>
der Peſt.</p><lb/><p>1632. Bis zu dieſem Jahre bin ich, Johannes Thile, 300<lb/>
Mal zu Gevatter gebeten worden.</p><lb/><p>1633 wurde das 1598 geſtiftete Uhrwerk reparirt.</p><lb/><p>1634 den 25. März ſind Wiprecht Erdmanns Tochter Urſula,<lb/>
Martin Schmidts Tochter Urſula und Hans Bethekes Stieftochter<lb/>
Urſula in einem Kahn ſpazieren gefahren und als der Wind kam,<lb/>
auf den See getrieben worden. Wobei die zwei erſten ertrunken<lb/>
und zu Groeben Beide in <hirendition="#g">ein</hi> Grab gelegt worden ſind.</p><lb/><p>Nach dieſem Jahre (1634) hören die Mittheilungen, wie ſchon<lb/>
angedeutet, auf ganze Jahrzehnte hin auf und werden erſt in den<lb/>ſiebziger Jahren wieder aufgenommen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></div></body></text></TEI>
[359/0375]
daß wir von dieſem Jahre 1609 an zwei Schlabrendorf’ſche
Linien haben: eine Groeben’ſche und eine Siethen’ſche.
1620 am 18. October hat der an der Nuthe wohnende Vogt
Hans Blume ſeinen Stiefvater Hans Möller mit einer Büchſe
erſchoſſen. Nachſchrift aus dem Jahre 1622. Selbiger Hans
Blume wurde von den Obrigkeiten zu keiner Strafe gezogen, viel-
mehr heimlich über die Grenze geſchafft. Er ging nun in den
Krieg nach Böhmen. Eh er aber nach Prag kam, ward er, nach
gerechter göttlicher Wiedervergeltung, auch erſchoſſen. Hat alſo in
ſeinen Sünden hinſterben müſſen. Ach, weh der armen Seele.
1621 am 28. October iſt in unſrer Nachbarſchaft (auf Schloß
Beuthen) ein Sohn geboren worden. Dieſes Kind hat, salva
venia, keinen podicem gehabt, ſo daß es ſeiner natürlichen
Functionen unfähig geweſen iſt. Wonach Meiſter Hans Meißner,
Bader zu Trebbin, mit dem Meſſer den podicem hat öffnen
müſſen. Und iſt durch Gottes Segen gut geworden und hat
einen podicem gehabt. Wie wunderbar handelt Gott mit uns
Menſchen!“
1629 hat Ihre Churfürſtliche Hoheit Dero Küchenmeiſter in
Königsberg in Preußen aufhenken laſſen.
1631 ſtarben in Groeben und Siethen 126 Menſchen an
der Peſt.
1632. Bis zu dieſem Jahre bin ich, Johannes Thile, 300
Mal zu Gevatter gebeten worden.
1633 wurde das 1598 geſtiftete Uhrwerk reparirt.
1634 den 25. März ſind Wiprecht Erdmanns Tochter Urſula,
Martin Schmidts Tochter Urſula und Hans Bethekes Stieftochter
Urſula in einem Kahn ſpazieren gefahren und als der Wind kam,
auf den See getrieben worden. Wobei die zwei erſten ertrunken
und zu Groeben Beide in ein Grab gelegt worden ſind.
Nach dieſem Jahre (1634) hören die Mittheilungen, wie ſchon
angedeutet, auf ganze Jahrzehnte hin auf und werden erſt in den
ſiebziger Jahren wieder aufgenommen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/375>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.