Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Effi Briest
nicht gleich bei seiner ersten Einladung einen Korb
geben."

"Einverstanden. Also Friedrich, sagen Sie
Mirambo, der doch wohl das Billet gebracht haben
wird, wir würden die Ehre haben."

Friedrich ging. Als er fort war, fragte Effi:
"Wer ist Mirambo?"

"Der echte Mirambo ist Räuberhauptmann in
Afrika ... Tanganika-See, wenn Deine Geographie
so weit reicht ... unserer aber ist bloß Gieshübler's
Kohlenprovisor und Faktotum und wird heute abend
in Frack und baumwollenen Handschuhen sehr wahr¬
scheinlich aufwarten."

Es war ganz ersichtlich, daß der kleine Zwischen¬
fall auf Effi günstig eingewirkt und ihr ein gut
Teil ihrer Leichtlebigkeit zurückgegeben hatte, Inn¬
stetten aber wollte das Seine thun, diese Rekonvales¬
zenz zu steigern. "Ich freue mich, daß Du ja ge¬
sagt hast und so rasch und ohne Besinnen, und nun
möcht' ich Dir noch einen Vorschlag machen, um
Dich ganz wieder in Ordnung zu bringen. Ich sehe
wohl, es schleicht Dir noch von der Nacht her etwas
nach, das zu meiner Effi nicht paßt, das durchaus
wieder fort muß, und dazu giebt es nichts besseres
als frische Luft. Das Wetter ist prachtvoll, frisch
und milde zugleich, kaum daß ein Lüftchen geht;

Effi Brieſt
nicht gleich bei ſeiner erſten Einladung einen Korb
geben.“

„Einverſtanden. Alſo Friedrich, ſagen Sie
Mirambo, der doch wohl das Billet gebracht haben
wird, wir würden die Ehre haben.“

Friedrich ging. Als er fort war, fragte Effi:
„Wer iſt Mirambo?“

„Der echte Mirambo iſt Räuberhauptmann in
Afrika … Tanganika-See, wenn Deine Geographie
ſo weit reicht … unſerer aber iſt bloß Gieshübler's
Kohlenproviſor und Faktotum und wird heute abend
in Frack und baumwollenen Handſchuhen ſehr wahr¬
ſcheinlich aufwarten.“

Es war ganz erſichtlich, daß der kleine Zwiſchen¬
fall auf Effi günſtig eingewirkt und ihr ein gut
Teil ihrer Leichtlebigkeit zurückgegeben hatte, Inn¬
ſtetten aber wollte das Seine thun, dieſe Rekonvales¬
zenz zu ſteigern. „Ich freue mich, daß Du ja ge¬
ſagt haſt und ſo raſch und ohne Beſinnen, und nun
möcht' ich Dir noch einen Vorſchlag machen, um
Dich ganz wieder in Ordnung zu bringen. Ich ſehe
wohl, es ſchleicht Dir noch von der Nacht her etwas
nach, das zu meiner Effi nicht paßt, das durchaus
wieder fort muß, und dazu giebt es nichts beſſeres
als friſche Luft. Das Wetter iſt prachtvoll, friſch
und milde zugleich, kaum daß ein Lüftchen geht;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="136"/><fw place="top" type="header">Effi Brie&#x017F;t<lb/></fw>nicht gleich bei &#x017F;einer er&#x017F;ten Einladung einen Korb<lb/>
geben.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Einver&#x017F;tanden. Al&#x017F;o Friedrich, &#x017F;agen Sie<lb/>
Mirambo, der doch wohl das Billet gebracht haben<lb/>
wird, wir würden die Ehre haben.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Friedrich ging. Als er fort war, fragte Effi:<lb/>
&#x201E;Wer i&#x017F;t Mirambo?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Der echte Mirambo i&#x017F;t Räuberhauptmann in<lb/>
Afrika &#x2026; Tanganika-See, wenn Deine Geographie<lb/>
&#x017F;o weit reicht &#x2026; un&#x017F;erer aber i&#x017F;t bloß Gieshübler's<lb/>
Kohlenprovi&#x017F;or und Faktotum und wird heute abend<lb/>
in Frack und baumwollenen Hand&#x017F;chuhen &#x017F;ehr wahr¬<lb/>
&#x017F;cheinlich aufwarten.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Es war ganz er&#x017F;ichtlich, daß der kleine Zwi&#x017F;chen¬<lb/>
fall auf Effi gün&#x017F;tig eingewirkt und ihr ein gut<lb/>
Teil ihrer Leichtlebigkeit zurückgegeben hatte, Inn¬<lb/>
&#x017F;tetten aber wollte das Seine thun, die&#x017F;e Rekonvales¬<lb/>
zenz zu &#x017F;teigern. &#x201E;Ich freue mich, daß Du ja ge¬<lb/>
&#x017F;agt ha&#x017F;t und &#x017F;o ra&#x017F;ch und ohne Be&#x017F;innen, und nun<lb/>
möcht' ich Dir noch einen Vor&#x017F;chlag machen, um<lb/>
Dich ganz wieder in Ordnung zu bringen. Ich &#x017F;ehe<lb/>
wohl, es &#x017F;chleicht Dir noch von der Nacht her etwas<lb/>
nach, das zu meiner Effi nicht paßt, das durchaus<lb/>
wieder fort muß, und dazu giebt es nichts be&#x017F;&#x017F;eres<lb/>
als fri&#x017F;che Luft. Das Wetter i&#x017F;t prachtvoll, fri&#x017F;ch<lb/>
und milde zugleich, kaum daß ein Lüftchen geht;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0145] Effi Brieſt nicht gleich bei ſeiner erſten Einladung einen Korb geben.“ „Einverſtanden. Alſo Friedrich, ſagen Sie Mirambo, der doch wohl das Billet gebracht haben wird, wir würden die Ehre haben.“ Friedrich ging. Als er fort war, fragte Effi: „Wer iſt Mirambo?“ „Der echte Mirambo iſt Räuberhauptmann in Afrika … Tanganika-See, wenn Deine Geographie ſo weit reicht … unſerer aber iſt bloß Gieshübler's Kohlenproviſor und Faktotum und wird heute abend in Frack und baumwollenen Handſchuhen ſehr wahr¬ ſcheinlich aufwarten.“ Es war ganz erſichtlich, daß der kleine Zwiſchen¬ fall auf Effi günſtig eingewirkt und ihr ein gut Teil ihrer Leichtlebigkeit zurückgegeben hatte, Inn¬ ſtetten aber wollte das Seine thun, dieſe Rekonvales¬ zenz zu ſteigern. „Ich freue mich, daß Du ja ge¬ ſagt haſt und ſo raſch und ohne Beſinnen, und nun möcht' ich Dir noch einen Vorſchlag machen, um Dich ganz wieder in Ordnung zu bringen. Ich ſehe wohl, es ſchleicht Dir noch von der Nacht her etwas nach, das zu meiner Effi nicht paßt, das durchaus wieder fort muß, und dazu giebt es nichts beſſeres als friſche Luft. Das Wetter iſt prachtvoll, friſch und milde zugleich, kaum daß ein Lüftchen geht;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/145
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/145>, abgerufen am 15.05.2024.