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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
einen Dänen oder Engländer denke, sehr sauber, mit
weißen Vatermördern und ganz weißer Wäsche ..."

"Ganz richtig. So soll er gewesen sein. Und
mit ihm war eine junge Person von etwa zwanzig,
von der einige sagen, sie sei seine Nichte gewesen,
aber die meisten sagen seine Enkelin, was übrigens
den Jahren nach kaum möglich. Und außer der
Enkelin oder der Nichte war da auch noch ein Chinese,
derselbe, der da zwischen den Dünen liegt und an
dessen Grab wir eben vorüber gekommen sind."

"Gut, gut."

"Also dieser Chinese war Diener bei Thomsen,
und Thomsen hielt so große Stücke auf ihn, daß
er eigentlich mehr Freund als Diener war. Und
das ging so Jahr und Tag. Da mit einemmal
hieß es, Thomsens Enkelin, die, glaub' ich, Nina hieß,
solle sich, nach des Alten Wunsche, verheiraten, auch
mit einem Kapitän. Und richtig, so war es auch. Es
gab eine große Hochzeit im Hause, der Berliner Pastor
that sie zusammen, und Müller Utpatel, der ein
Konventikler war, und Gieshübler, dem man in der
Stadt in kirchlichen Dingen auch nicht recht traute,
waren geladen, und vor allem viele Kapitäne mit
ihren Frauen und Töchtern. Und wie man sich
denken kann, es ging hoch her. Am Abend aber war
Tanz, und die Braut tanzte mit jedem und zuletzt

Effi Brieſt
einen Dänen oder Engländer denke, ſehr ſauber, mit
weißen Vatermördern und ganz weißer Wäſche …“

„Ganz richtig. So ſoll er geweſen ſein. Und
mit ihm war eine junge Perſon von etwa zwanzig,
von der einige ſagen, ſie ſei ſeine Nichte geweſen,
aber die meiſten ſagen ſeine Enkelin, was übrigens
den Jahren nach kaum möglich. Und außer der
Enkelin oder der Nichte war da auch noch ein Chineſe,
derſelbe, der da zwiſchen den Dünen liegt und an
deſſen Grab wir eben vorüber gekommen ſind.“

„Gut, gut.“

„Alſo dieſer Chineſe war Diener bei Thomſen,
und Thomſen hielt ſo große Stücke auf ihn, daß
er eigentlich mehr Freund als Diener war. Und
das ging ſo Jahr und Tag. Da mit einemmal
hieß es, Thomſens Enkelin, die, glaub' ich, Nina hieß,
ſolle ſich, nach des Alten Wunſche, verheiraten, auch
mit einem Kapitän. Und richtig, ſo war es auch. Es
gab eine große Hochzeit im Hauſe, der Berliner Paſtor
that ſie zuſammen, und Müller Utpatel, der ein
Konventikler war, und Gieshübler, dem man in der
Stadt in kirchlichen Dingen auch nicht recht traute,
waren geladen, und vor allem viele Kapitäne mit
ihren Frauen und Töchtern. Und wie man ſich
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[142/0151] Effi Brieſt einen Dänen oder Engländer denke, ſehr ſauber, mit weißen Vatermördern und ganz weißer Wäſche …“ „Ganz richtig. So ſoll er geweſen ſein. Und mit ihm war eine junge Perſon von etwa zwanzig, von der einige ſagen, ſie ſei ſeine Nichte geweſen, aber die meiſten ſagen ſeine Enkelin, was übrigens den Jahren nach kaum möglich. Und außer der Enkelin oder der Nichte war da auch noch ein Chineſe, derſelbe, der da zwiſchen den Dünen liegt und an deſſen Grab wir eben vorüber gekommen ſind.“ „Gut, gut.“ „Alſo dieſer Chineſe war Diener bei Thomſen, und Thomſen hielt ſo große Stücke auf ihn, daß er eigentlich mehr Freund als Diener war. Und das ging ſo Jahr und Tag. Da mit einemmal hieß es, Thomſens Enkelin, die, glaub' ich, Nina hieß, ſolle ſich, nach des Alten Wunſche, verheiraten, auch mit einem Kapitän. Und richtig, ſo war es auch. Es gab eine große Hochzeit im Hauſe, der Berliner Paſtor that ſie zuſammen, und Müller Utpatel, der ein Konventikler war, und Gieshübler, dem man in der Stadt in kirchlichen Dingen auch nicht recht traute, waren geladen, und vor allem viele Kapitäne mit ihren Frauen und Töchtern. Und wie man ſich denken kann, es ging hoch her. Am Abend aber war Tanz, und die Braut tanzte mit jedem und zuletzt

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/151>, abgerufen am 24.11.2024.