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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

"Glaub' ich nicht." sagte Hertha, während sie
den Stachelbeeren fleißig zusprach.

"Ich auch nicht," bestätigte Effi. "Denkt doch
'mal nach, ich falle jeden Tag wenigstens zwei-,
dreimal, und noch ist mir nichts gebrochen. Was
ein richtiges Bein ist, das bricht nicht so leicht,
meines gewiß nicht und Deines auch nicht, Hertha.
Was meinst Du, Hulda?"

"Man soll sein Schicksal nicht versuchen; Hoch¬
mut kommt vor dem Fall."

"Immer Gouvernante; Du bist doch die geborne
alte Jungfer."

"Und hoffe mich doch noch zu verheiraten.
Und vielleicht eher als Du."

"Meinetwegen. Denkst Du, daß ich darauf
warte? Das fehlte noch. Übrigens, ich kriege schon
einen, und vielleicht bald. Da ist mir nicht bange.
Neulich erst hat mir der kleine Ventivegni von drüben
gesagt: Fräulein Effi, was gilt die Wette, wir sind
hier noch in diesem Jahre zu Polterabend und
Hochzeit."

"Und was sagtest Du da?"

"Wohl möglich," sagt' ich, "wohl möglich; Hulda
ist die älteste und kann sich jeden Tag verheiraten."

Aber er wollte davon nichts wissen und sagte: "Nein,
bei einer anderen jungen Dame, die gerade so brünett

Effi Brieſt

„Glaub' ich nicht.“ ſagte Hertha, während ſie
den Stachelbeeren fleißig zuſprach.

„Ich auch nicht,“ beſtätigte Effi. „Denkt doch
'mal nach, ich falle jeden Tag wenigſtens zwei-,
dreimal, und noch iſt mir nichts gebrochen. Was
ein richtiges Bein iſt, das bricht nicht ſo leicht,
meines gewiß nicht und Deines auch nicht, Hertha.
Was meinſt Du, Hulda?“

„Man ſoll ſein Schickſal nicht verſuchen; Hoch¬
mut kommt vor dem Fall.“

„Immer Gouvernante; Du biſt doch die geborne
alte Jungfer.“

„Und hoffe mich doch noch zu verheiraten.
Und vielleicht eher als Du.“

„Meinetwegen. Denkſt Du, daß ich darauf
warte? Das fehlte noch. Übrigens, ich kriege ſchon
einen, und vielleicht bald. Da iſt mir nicht bange.
Neulich erſt hat mir der kleine Ventivegni von drüben
geſagt: Fräulein Effi, was gilt die Wette, wir ſind
hier noch in dieſem Jahre zu Polterabend und
Hochzeit.“

„Und was ſagteſt Du da?“

„Wohl möglich,“ ſagt' ich, „wohl möglich; Hulda
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bei einer anderen jungen Dame, die gerade ſo brünett

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[8/0017] Effi Brieſt „Glaub' ich nicht.“ ſagte Hertha, während ſie den Stachelbeeren fleißig zuſprach. „Ich auch nicht,“ beſtätigte Effi. „Denkt doch 'mal nach, ich falle jeden Tag wenigſtens zwei-, dreimal, und noch iſt mir nichts gebrochen. Was ein richtiges Bein iſt, das bricht nicht ſo leicht, meines gewiß nicht und Deines auch nicht, Hertha. Was meinſt Du, Hulda?“ „Man ſoll ſein Schickſal nicht verſuchen; Hoch¬ mut kommt vor dem Fall.“ „Immer Gouvernante; Du biſt doch die geborne alte Jungfer.“ „Und hoffe mich doch noch zu verheiraten. Und vielleicht eher als Du.“ „Meinetwegen. Denkſt Du, daß ich darauf warte? Das fehlte noch. Übrigens, ich kriege ſchon einen, und vielleicht bald. Da iſt mir nicht bange. Neulich erſt hat mir der kleine Ventivegni von drüben geſagt: Fräulein Effi, was gilt die Wette, wir ſind hier noch in dieſem Jahre zu Polterabend und Hochzeit.“ „Und was ſagteſt Du da?“ „Wohl möglich,“ ſagt' ich, „wohl möglich; Hulda iſt die älteſte und kann ſich jeden Tag verheiraten.“ Aber er wollte davon nichts wiſſen und ſagte: „Nein, bei einer anderen jungen Dame, die gerade ſo brünett

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/17>, abgerufen am 21.11.2024.