es steht Dir, Du gefällst mir sehr, Effi. Weißt Du was?"
"Nun?"
"Du hast 'was Verführerisches."
"Ach, mein einziger Geert, das ist ja herrlich, was Du da sagst; nun wird mir erst recht wohl ums Herz ... Gieb mir noch eine halbe Tasse ... Weißt Du denn, daß ich mir das immer gewünscht habe. Wir müssen verführerisch sein, sonst sind wir gar nichts ..."
"Hast Du das aus Dir?"
"Ich könnt' es wohl auch aus mir haben. Aber ich hab' es von Niemeyer ..."
"Von Niemeyer! O du himmlischer Vater, ist das ein Pastor. Nein, solche giebt es hier nicht. Aber wie kam denn der dazu? Das ist ja, als ob es irgend ein Don Juan oder Herzensbrecher ge¬ sprochen hätte."
"Ja, wer weiß," lachte Effi ... "Aber kommt da nicht Crampas? Und vom Strand her. Er wird doch nicht gebadet haben? Am 27. Sep¬ tember ..."
Derweilen war Crampas bis in nächste Nähe gekommen und grüßte.
14 *
Effi Brieſt
es ſteht Dir, Du gefällſt mir ſehr, Effi. Weißt Du was?“
„Nun?“
„Du haſt 'was Verführeriſches.“
„Ach, mein einziger Geert, das iſt ja herrlich, was Du da ſagſt; nun wird mir erſt recht wohl ums Herz … Gieb mir noch eine halbe Taſſe … Weißt Du denn, daß ich mir das immer gewünſcht habe. Wir müſſen verführeriſch ſein, ſonſt ſind wir gar nichts …“
„Haſt Du das aus Dir?“
„Ich könnt' es wohl auch aus mir haben. Aber ich hab' es von Niemeyer …“
„Von Niemeyer! O du himmliſcher Vater, iſt das ein Paſtor. Nein, ſolche giebt es hier nicht. Aber wie kam denn der dazu? Das iſt ja, als ob es irgend ein Don Juan oder Herzensbrecher ge¬ ſprochen hätte.“
„Ja, wer weiß,“ lachte Effi … „Aber kommt da nicht Crampas? Und vom Strand her. Er wird doch nicht gebadet haben? Am 27. Sep¬ tember …“
Derweilen war Crampas bis in nächſte Nähe gekommen und grüßte.
14 *
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0220"n="211"/><fwplace="top"type="header">Effi Brieſt<lb/></fw> es ſteht Dir, Du gefällſt mir ſehr, Effi. Weißt<lb/>
Du was?“</p><lb/><p>„Nun?“</p><lb/><p>„Du haſt 'was Verführeriſches.“</p><lb/><p>„Ach, mein einziger Geert, das iſt ja herrlich,<lb/>
was Du da ſagſt; nun wird mir erſt recht wohl<lb/>
ums Herz … Gieb mir noch eine halbe Taſſe …<lb/>
Weißt Du denn, daß ich mir das immer gewünſcht<lb/>
habe. Wir müſſen verführeriſch ſein, ſonſt ſind wir<lb/>
gar nichts …“</p><lb/><p>„Haſt Du das aus Dir?“</p><lb/><p>„Ich könnt' es wohl auch aus mir haben. Aber<lb/>
ich hab' es von Niemeyer …“</p><lb/><p>„Von Niemeyer! O du himmliſcher Vater, iſt<lb/><hirendition="#g">das</hi> ein Paſtor. Nein, ſolche giebt es hier nicht.<lb/>
Aber wie kam denn <hirendition="#g">der</hi> dazu? Das iſt ja, als ob<lb/>
es irgend ein Don Juan oder Herzensbrecher ge¬<lb/>ſprochen hätte.“</p><lb/><p>„Ja, wer weiß,“ lachte Effi …„Aber kommt<lb/>
da nicht Crampas? Und vom Strand her. Er<lb/>
wird doch nicht gebadet haben? Am 27. Sep¬<lb/>
tember …“</p><lb/><p>„Er macht öfter ſolche Sachen. Reine Renom¬<lb/>
miſterei.“</p><lb/><p>Derweilen war Crampas bis in nächſte Nähe<lb/>
gekommen und grüßte.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">14 *<lb/></fw></div></body></text></TEI>
[211/0220]
Effi Brieſt
es ſteht Dir, Du gefällſt mir ſehr, Effi. Weißt
Du was?“
„Nun?“
„Du haſt 'was Verführeriſches.“
„Ach, mein einziger Geert, das iſt ja herrlich,
was Du da ſagſt; nun wird mir erſt recht wohl
ums Herz … Gieb mir noch eine halbe Taſſe …
Weißt Du denn, daß ich mir das immer gewünſcht
habe. Wir müſſen verführeriſch ſein, ſonſt ſind wir
gar nichts …“
„Haſt Du das aus Dir?“
„Ich könnt' es wohl auch aus mir haben. Aber
ich hab' es von Niemeyer …“
„Von Niemeyer! O du himmliſcher Vater, iſt
das ein Paſtor. Nein, ſolche giebt es hier nicht.
Aber wie kam denn der dazu? Das iſt ja, als ob
es irgend ein Don Juan oder Herzensbrecher ge¬
ſprochen hätte.“
„Ja, wer weiß,“ lachte Effi … „Aber kommt
da nicht Crampas? Und vom Strand her. Er
wird doch nicht gebadet haben? Am 27. Sep¬
tember …“
„Er macht öfter ſolche Sachen. Reine Renom¬
miſterei.“
Derweilen war Crampas bis in nächſte Nähe
gekommen und grüßte.
14 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/220>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.