Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Effi Briest
und Jahnke und 'mal die Schwantikower. Und von
den Rathenowern ist niemand gekommen, als ob sie
sich vor mir gefürchtet hätten oder als ob ich zu alt
geworden sei."

"Ach, Effi, wie Du nur sprichst. Weißt Du,
daß Du eine kleine Kokette bist?"

"Gott sei Dank, daß Du das sagst. Das ist
für Euch das beste, was man sein kann. Und Du
bist nichts anderes als die anderen, wenn Du auch
so feierlich und ehrsam thust. Ich weiß es recht gut,
Geert ... Eigentlich bist Du ..."

"Nun, was?"

"Nun, ich will es lieber nicht sagen. Aber ich
kenne Dich recht gut; Du bist eigentlich, wie der
Schwantikower Onkel 'mal sagte, ein Zärtlichkeits¬
mensch und unterm Liebesstern geboren, und Onkel
Belling hatte ganz recht, als er das sagte. Du willst
es bloß nicht zeigen und denkst, es schickt sich nicht
und verdirbt einem die Karriere. Hab' ich's ge¬
troffen?"

Innstetten lachte. "Ein bißchen getroffen hast
Du's. Weißt Du was, Effi, Du kommst mir ganz
anders vor. Bis Anniechen da war, warst Du ein
Kind. Aber mit einemmal ..."

"Nun?"

Mit einemmal bist Du wie vertauscht. Aber

Effi Brieſt
und Jahnke und 'mal die Schwantikower. Und von
den Rathenowern iſt niemand gekommen, als ob ſie
ſich vor mir gefürchtet hätten oder als ob ich zu alt
geworden ſei.“

„Ach, Effi, wie Du nur ſprichſt. Weißt Du,
daß Du eine kleine Kokette biſt?“

„Gott ſei Dank, daß Du das ſagſt. Das iſt
für Euch das beſte, was man ſein kann. Und Du
biſt nichts anderes als die anderen, wenn Du auch
ſo feierlich und ehrſam thuſt. Ich weiß es recht gut,
Geert … Eigentlich biſt Du …“

„Nun, was?“

„Nun, ich will es lieber nicht ſagen. Aber ich
kenne Dich recht gut; Du biſt eigentlich, wie der
Schwantikower Onkel 'mal ſagte, ein Zärtlichkeits¬
menſch und unterm Liebesſtern geboren, und Onkel
Belling hatte ganz recht, als er das ſagte. Du willſt
es bloß nicht zeigen und denkſt, es ſchickt ſich nicht
und verdirbt einem die Karriere. Hab' ich's ge¬
troffen?“

Innſtetten lachte. „Ein bißchen getroffen haſt
Du's. Weißt Du was, Effi, Du kommſt mir ganz
anders vor. Bis Anniechen da war, warſt Du ein
Kind. Aber mit einemmal …“

„Nun?“

Mit einemmal biſt Du wie vertauſcht. Aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0219" n="210"/><fw place="top" type="header">Effi Brie&#x017F;t<lb/></fw> und Jahnke und 'mal die Schwantikower. Und von<lb/>
den Rathenowern i&#x017F;t niemand gekommen, als ob &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich vor mir gefürchtet hätten oder als ob ich zu alt<lb/>
geworden &#x017F;ei.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ach, Effi, wie Du nur &#x017F;prich&#x017F;t. Weißt Du,<lb/>
daß Du eine kleine Kokette bi&#x017F;t?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Gott &#x017F;ei Dank, daß Du das &#x017F;ag&#x017F;t. Das i&#x017F;t<lb/>
für Euch das be&#x017F;te, was man &#x017F;ein kann. Und Du<lb/>
bi&#x017F;t nichts anderes als die anderen, wenn Du auch<lb/>
&#x017F;o feierlich und ehr&#x017F;am thu&#x017F;t. Ich weiß es recht gut,<lb/>
Geert &#x2026; Eigentlich bi&#x017F;t Du &#x2026;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun, was?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun, ich will es lieber nicht &#x017F;agen. Aber ich<lb/>
kenne Dich recht gut; Du bi&#x017F;t eigentlich, wie der<lb/>
Schwantikower Onkel 'mal &#x017F;agte, ein Zärtlichkeits¬<lb/>
men&#x017F;ch und unterm Liebes&#x017F;tern geboren, und Onkel<lb/>
Belling hatte ganz recht, als er das &#x017F;agte. Du will&#x017F;t<lb/>
es bloß nicht zeigen und denk&#x017F;t, es &#x017F;chickt &#x017F;ich nicht<lb/>
und verdirbt einem die Karriere. Hab' ich's ge¬<lb/>
troffen?&#x201C;</p><lb/>
        <p>Inn&#x017F;tetten lachte. &#x201E;Ein bißchen getroffen ha&#x017F;t<lb/>
Du's. Weißt Du was, Effi, Du komm&#x017F;t mir ganz<lb/>
anders vor. Bis Anniechen da war, war&#x017F;t Du ein<lb/>
Kind. Aber mit einemmal &#x2026;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun?&#x201C;</p><lb/>
        <p>Mit einemmal bi&#x017F;t Du wie vertau&#x017F;cht. Aber<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0219] Effi Brieſt und Jahnke und 'mal die Schwantikower. Und von den Rathenowern iſt niemand gekommen, als ob ſie ſich vor mir gefürchtet hätten oder als ob ich zu alt geworden ſei.“ „Ach, Effi, wie Du nur ſprichſt. Weißt Du, daß Du eine kleine Kokette biſt?“ „Gott ſei Dank, daß Du das ſagſt. Das iſt für Euch das beſte, was man ſein kann. Und Du biſt nichts anderes als die anderen, wenn Du auch ſo feierlich und ehrſam thuſt. Ich weiß es recht gut, Geert … Eigentlich biſt Du …“ „Nun, was?“ „Nun, ich will es lieber nicht ſagen. Aber ich kenne Dich recht gut; Du biſt eigentlich, wie der Schwantikower Onkel 'mal ſagte, ein Zärtlichkeits¬ menſch und unterm Liebesſtern geboren, und Onkel Belling hatte ganz recht, als er das ſagte. Du willſt es bloß nicht zeigen und denkſt, es ſchickt ſich nicht und verdirbt einem die Karriere. Hab' ich's ge¬ troffen?“ Innſtetten lachte. „Ein bißchen getroffen haſt Du's. Weißt Du was, Effi, Du kommſt mir ganz anders vor. Bis Anniechen da war, warſt Du ein Kind. Aber mit einemmal …“ „Nun?“ Mit einemmal biſt Du wie vertauſcht. Aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/219
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/219>, abgerufen am 14.05.2024.