noch ein Unterschied zwischen Gedanken und Wünschen. Gedanken sind in der Regel etwas, das noch im Hintergrunde liegt, Wünsche aber liegen meist schon auf der Lippe."
"Nur nicht gerade diesen Vergleich!"
"Ach, Crampas, Sie sind ... Sie sind ..."
"Ein Narr."
"Nein. Auch darin übertreiben Sie wieder. Aber Sie sind etwas anderes. In Hohen-Cremmen sagten wir immer, und ich mit, das Eitelste, was es gäbe, das sei ein Husarenfähnrich von achtzehn ..."
"Und jetzt?"
"Und jetzt sag' ich, das Eitelste, was es giebt, ist ein Landwehr-Bezirksmajor von zweiundvierzig."
" ... Wobei die zwei Jahre, die Sie mir gnädigst erlassen, alles wieder gut machen, -- küss' die Hand."
"Ja, küss' die Hand. Das ist so recht das Wort, das für Sie paßt. Das ist wienerisch. Und die Wiener, die hab' ich kennen gelernt, in Karlsbad, vor vier Jahren, wo sie mir vierzehnjährigem Dinge den Hof machten. Was ich da alles gehört habe!"
"Gewiß nicht mehr als recht war."
"Wenn das zuträfe, wäre das, was mir schmeicheln soll, ziemlich ungezogen ... Aber sehen Sie da die Bojen, wie die schwimmen und tanzen. Die kleinen
Effi Brieſt
noch ein Unterſchied zwiſchen Gedanken und Wünſchen. Gedanken ſind in der Regel etwas, das noch im Hintergrunde liegt, Wünſche aber liegen meiſt ſchon auf der Lippe.“
„Nur nicht gerade dieſen Vergleich!“
„Ach, Crampas, Sie ſind … Sie ſind …“
„Ein Narr.“
„Nein. Auch darin übertreiben Sie wieder. Aber Sie ſind etwas anderes. In Hohen-Cremmen ſagten wir immer, und ich mit, das Eitelſte, was es gäbe, das ſei ein Huſarenfähnrich von achtzehn …“
„Und jetzt?“
„Und jetzt ſag' ich, das Eitelſte, was es giebt, iſt ein Landwehr-Bezirksmajor von zweiundvierzig.“
„ … Wobei die zwei Jahre, die Sie mir gnädigſt erlaſſen, alles wieder gut machen, — küſſ' die Hand.“
„Ja, küſſ' die Hand. Das iſt ſo recht das Wort, das für Sie paßt. Das iſt wieneriſch. Und die Wiener, die hab' ich kennen gelernt, in Karlsbad, vor vier Jahren, wo ſie mir vierzehnjährigem Dinge den Hof machten. Was ich da alles gehört habe!“
„Gewiß nicht mehr als recht war.“
„Wenn das zuträfe, wäre das, was mir ſchmeicheln ſoll, ziemlich ungezogen … Aber ſehen Sie da die Bojen, wie die ſchwimmen und tanzen. Die kleinen
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Effi Brieſt
noch ein Unterſchied zwiſchen Gedanken und Wünſchen.
Gedanken ſind in der Regel etwas, das noch im
Hintergrunde liegt, Wünſche aber liegen meiſt ſchon
auf der Lippe.“
„Nur nicht gerade dieſen Vergleich!“
„Ach, Crampas, Sie ſind … Sie ſind …“
„Ein Narr.“
„Nein. Auch darin übertreiben Sie wieder.
Aber Sie ſind etwas anderes. In Hohen-Cremmen
ſagten wir immer, und ich mit, das Eitelſte, was es
gäbe, das ſei ein Huſarenfähnrich von achtzehn …“
„Und jetzt?“
„Und jetzt ſag' ich, das Eitelſte, was es giebt,
iſt ein Landwehr-Bezirksmajor von zweiundvierzig.“
„ … Wobei die zwei Jahre, die Sie mir
gnädigſt erlaſſen, alles wieder gut machen, — küſſ'
die Hand.“
„Ja, küſſ' die Hand. Das iſt ſo recht das
Wort, das für Sie paßt. Das iſt wieneriſch. Und
die Wiener, die hab' ich kennen gelernt, in Karlsbad,
vor vier Jahren, wo ſie mir vierzehnjährigem Dinge
den Hof machten. Was ich da alles gehört habe!“
„Gewiß nicht mehr als recht war.“
„Wenn das zuträfe, wäre das, was mir ſchmeicheln
ſoll, ziemlich ungezogen … Aber ſehen Sie da die
Bojen, wie die ſchwimmen und tanzen. Die kleinen
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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/244>, abgerufen am 23.11.2024.
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