einer Seestadt wohnt, Kessin soll ja so 'was sein, nun, da muß ich ihm in diesem Matrosenkostüm eigentlich am besten gefallen und muß ihm beinah' wie eine große Aufmerksamkeit vorkommen. Fürsten, wenn sie wen empfangen, so viel weiß ich von meinem Papa her, legen auch immer die Uniform aus der Gegend des anderen an. Also nur nicht ängstlich ... rasch, rasch, ich fliege aus und neben der Bank hier ist frei."
Hulda wollte noch ein paar Einschränkungen machen, aber Effi war schon den nächsten Kiesweg hinauf, links hin, rechts hin, bis sie mit einemmale verschwunden war. "Effi, das gilt nicht; wo bist Du? Wir spielen nicht Versteck, wir spielen An¬ schlag," unter diesen und ähnlichen Vorwürfen eilten die Freundinnen ihr nach, weit über das Rondell und die beiden seitwärts stehenden Platanen hinaus, bis die Verschwundene mit einemmale aus ihrem Verstecke hervorbrach und mühelos, weil sie schon im Rücken ihrer Verfolger war, mit "eins, zwei, drei" den Freiplatz neben der Bank erreichte.
"Wo warst Du?"
"Hinter den Rhabarberstauden; die haben so große Blätter, noch größer als ein Feigenblatt ..."
"Pfui ..."
"Nein, Pfui für Euch, weil Ihr verspielt habt.
Th. Fontane, Effi Briest. 2
Effi Brieſt
einer Seeſtadt wohnt, Keſſin ſoll ja ſo 'was ſein, nun, da muß ich ihm in dieſem Matroſenkoſtüm eigentlich am beſten gefallen und muß ihm beinah' wie eine große Aufmerkſamkeit vorkommen. Fürſten, wenn ſie wen empfangen, ſo viel weiß ich von meinem Papa her, legen auch immer die Uniform aus der Gegend des anderen an. Alſo nur nicht ängſtlich … raſch, raſch, ich fliege aus und neben der Bank hier iſt frei.“
Hulda wollte noch ein paar Einſchränkungen machen, aber Effi war ſchon den nächſten Kiesweg hinauf, links hin, rechts hin, bis ſie mit einemmale verſchwunden war. „Effi, das gilt nicht; wo biſt Du? Wir ſpielen nicht Verſteck, wir ſpielen An¬ ſchlag,“ unter dieſen und ähnlichen Vorwürfen eilten die Freundinnen ihr nach, weit über das Rondell und die beiden ſeitwärts ſtehenden Platanen hinaus, bis die Verſchwundene mit einemmale aus ihrem Verſtecke hervorbrach und mühelos, weil ſie ſchon im Rücken ihrer Verfolger war, mit „eins, zwei, drei“ den Freiplatz neben der Bank erreichte.
„Wo warſt Du?“
„Hinter den Rhabarberſtauden; die haben ſo große Blätter, noch größer als ein Feigenblatt …“
„Pfui …“
„Nein, Pfui für Euch, weil Ihr verſpielt habt.
Th. Fontane, Effi Brieſt. 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0026"n="17"/><fwplace="top"type="header">Effi Brieſt<lb/></fw> einer Seeſtadt wohnt, Keſſin ſoll ja ſo 'was ſein,<lb/>
nun, da muß ich ihm in dieſem Matroſenkoſtüm<lb/>
eigentlich am beſten gefallen und muß ihm beinah'<lb/>
wie eine große Aufmerkſamkeit vorkommen. Fürſten,<lb/>
wenn ſie wen empfangen, ſo viel weiß ich von meinem<lb/>
Papa her, legen auch immer die Uniform aus der<lb/>
Gegend des anderen an. Alſo nur nicht ängſtlich<lb/>… raſch, raſch, ich fliege aus und neben der Bank<lb/>
hier iſt frei.“</p><lb/><p>Hulda wollte noch ein paar Einſchränkungen<lb/>
machen, aber Effi war ſchon den nächſten Kiesweg<lb/>
hinauf, links hin, rechts hin, bis ſie mit einemmale<lb/>
verſchwunden war. „Effi, das gilt nicht; wo biſt<lb/>
Du? Wir ſpielen nicht Verſteck, wir ſpielen An¬<lb/>ſchlag,“ unter dieſen und ähnlichen Vorwürfen eilten<lb/>
die Freundinnen ihr nach, weit über das Rondell<lb/>
und die beiden ſeitwärts ſtehenden Platanen hinaus,<lb/>
bis die Verſchwundene mit einemmale aus ihrem<lb/>
Verſtecke hervorbrach und mühelos, weil ſie ſchon im<lb/>
Rücken ihrer Verfolger war, mit „eins, zwei, drei“<lb/>
den Freiplatz neben der Bank erreichte.</p><lb/><p>„Wo warſt Du?“</p><lb/><p>„Hinter den Rhabarberſtauden; die haben ſo<lb/>
große Blätter, noch größer als ein Feigenblatt …“</p><lb/><p>„Pfui …“</p><lb/><p>„Nein, Pfui für Euch, weil Ihr verſpielt habt.<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Th</hi>. <hirendition="#g">Fontane</hi>, Effi Brieſt. 2<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[17/0026]
Effi Brieſt
einer Seeſtadt wohnt, Keſſin ſoll ja ſo 'was ſein,
nun, da muß ich ihm in dieſem Matroſenkoſtüm
eigentlich am beſten gefallen und muß ihm beinah'
wie eine große Aufmerkſamkeit vorkommen. Fürſten,
wenn ſie wen empfangen, ſo viel weiß ich von meinem
Papa her, legen auch immer die Uniform aus der
Gegend des anderen an. Alſo nur nicht ängſtlich
… raſch, raſch, ich fliege aus und neben der Bank
hier iſt frei.“
Hulda wollte noch ein paar Einſchränkungen
machen, aber Effi war ſchon den nächſten Kiesweg
hinauf, links hin, rechts hin, bis ſie mit einemmale
verſchwunden war. „Effi, das gilt nicht; wo biſt
Du? Wir ſpielen nicht Verſteck, wir ſpielen An¬
ſchlag,“ unter dieſen und ähnlichen Vorwürfen eilten
die Freundinnen ihr nach, weit über das Rondell
und die beiden ſeitwärts ſtehenden Platanen hinaus,
bis die Verſchwundene mit einemmale aus ihrem
Verſtecke hervorbrach und mühelos, weil ſie ſchon im
Rücken ihrer Verfolger war, mit „eins, zwei, drei“
den Freiplatz neben der Bank erreichte.
„Wo warſt Du?“
„Hinter den Rhabarberſtauden; die haben ſo
große Blätter, noch größer als ein Feigenblatt …“
„Pfui …“
„Nein, Pfui für Euch, weil Ihr verſpielt habt.
Th. Fontane, Effi Brieſt. 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/26>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.