ist es doch so: was man empfängt, das hat man auch verdient."
Effi hörte scharf hin, und ihr schlechtes Gewissen ließ sie sich selber fragen, ob er das absichtlich in so zweideutiger Form gesagt habe.
Spät gegen Abend kam Pastor Lindequist, um zu gratulieren und noch wegen der Partie nach der Oberförsterrei Uvagla hin anzufragen, die natürlich eine Schlittenpartie werden müsse. Crampas habe ihm einen Platz in seinem Schlitten angeboten, aber weder der Major noch sein Bursche, der wie alles, auch das Kutschieren übernehmen solle, kenne den Weg, und so würde es sich vielleicht empfehlen, die Fahrt gemeinschaftlich zu machen, wobei dann der landrätliche Schlitten die Tete zu nehmen und der Crampas'sche zu folgen hätte. Wahrscheinlich auch der Gieshübler'sche. Denn mit der Wegkenntnis Mirambo's, dem sich unerklärlicherweise Freund Alonzo, der doch sonst so vorsichtig, anvertrauen wolle, stehe es wahrscheinlich noch schlechter als mit der des sommersprossigen Treptower Ulanen. Inn¬ stetten, den diese kleinen Verlegenheiten erheiterten, war mit Lindequist's Vorschlage durchaus einverstanden und ordnete die Sache dahin, daß er pünktlich um zwei Uhr über den Marktplatz fahren und ohne alles Säumen die Führung des Zuges in die Hand nehmen werde.
Th. Fontane, Effi Briest. 17
Effi Brieſt
iſt es doch ſo: was man empfängt, das hat man auch verdient.“
Effi hörte ſcharf hin, und ihr ſchlechtes Gewiſſen ließ ſie ſich ſelber fragen, ob er das abſichtlich in ſo zweideutiger Form geſagt habe.
Spät gegen Abend kam Paſtor Lindequiſt, um zu gratulieren und noch wegen der Partie nach der Oberförſterrei Uvagla hin anzufragen, die natürlich eine Schlittenpartie werden müſſe. Crampas habe ihm einen Platz in ſeinem Schlitten angeboten, aber weder der Major noch ſein Burſche, der wie alles, auch das Kutſchieren übernehmen ſolle, kenne den Weg, und ſo würde es ſich vielleicht empfehlen, die Fahrt gemeinſchaftlich zu machen, wobei dann der landrätliche Schlitten die Tête zu nehmen und der Crampas'ſche zu folgen hätte. Wahrſcheinlich auch der Gieshübler'ſche. Denn mit der Wegkenntnis Mirambo's, dem ſich unerklärlicherweiſe Freund Alonzo, der doch ſonſt ſo vorſichtig, anvertrauen wolle, ſtehe es wahrſcheinlich noch ſchlechter als mit der des ſommerſproſſigen Treptower Ulanen. Inn¬ ſtetten, den dieſe kleinen Verlegenheiten erheiterten, war mit Lindequiſt's Vorſchlage durchaus einverſtanden und ordnete die Sache dahin, daß er pünktlich um zwei Uhr über den Marktplatz fahren und ohne alles Säumen die Führung des Zuges in die Hand nehmen werde.
Th. Fontane, Effi Brieſt. 17
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0266"n="257"/><fwplace="top"type="header">Effi Brieſt<lb/></fw>iſt es doch ſo: was man empfängt, das hat man auch<lb/>
verdient.“</p><lb/><p>Effi hörte ſcharf hin, und ihr ſchlechtes Gewiſſen<lb/>
ließ ſie ſich ſelber fragen, ob er das abſichtlich in ſo<lb/>
zweideutiger Form geſagt habe.</p><lb/><p>Spät gegen Abend kam Paſtor Lindequiſt, um<lb/>
zu gratulieren und noch wegen der Partie nach der<lb/>
Oberförſterrei Uvagla hin anzufragen, die natürlich<lb/>
eine Schlittenpartie werden müſſe. Crampas habe<lb/>
ihm einen Platz in ſeinem Schlitten angeboten, aber<lb/>
weder der Major noch ſein Burſche, der wie alles,<lb/>
auch das Kutſchieren übernehmen ſolle, kenne den<lb/>
Weg, und ſo würde es ſich vielleicht empfehlen, die<lb/>
Fahrt gemeinſchaftlich zu machen, wobei dann der<lb/>
landrätliche Schlitten die T<hirendition="#aq">ê</hi>te zu nehmen und der<lb/>
Crampas'ſche zu folgen hätte. Wahrſcheinlich auch<lb/>
der Gieshübler'ſche. Denn mit der Wegkenntnis<lb/>
Mirambo's, dem ſich unerklärlicherweiſe Freund<lb/>
Alonzo, der doch ſonſt ſo vorſichtig, anvertrauen<lb/>
wolle, ſtehe es wahrſcheinlich noch ſchlechter als mit<lb/>
der des ſommerſproſſigen Treptower Ulanen. Inn¬<lb/>ſtetten, den dieſe kleinen Verlegenheiten erheiterten,<lb/>
war mit Lindequiſt's Vorſchlage durchaus einverſtanden<lb/>
und ordnete die Sache dahin, daß er pünktlich um zwei<lb/>
Uhr über den Marktplatz fahren und ohne alles Säumen<lb/>
die Führung des Zuges in die Hand nehmen werde.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Th</hi>. <hirendition="#g">Fontane</hi>, Effi Brieſt. 17<lb/></fw></div></body></text></TEI>
[257/0266]
Effi Brieſt
iſt es doch ſo: was man empfängt, das hat man auch
verdient.“
Effi hörte ſcharf hin, und ihr ſchlechtes Gewiſſen
ließ ſie ſich ſelber fragen, ob er das abſichtlich in ſo
zweideutiger Form geſagt habe.
Spät gegen Abend kam Paſtor Lindequiſt, um
zu gratulieren und noch wegen der Partie nach der
Oberförſterrei Uvagla hin anzufragen, die natürlich
eine Schlittenpartie werden müſſe. Crampas habe
ihm einen Platz in ſeinem Schlitten angeboten, aber
weder der Major noch ſein Burſche, der wie alles,
auch das Kutſchieren übernehmen ſolle, kenne den
Weg, und ſo würde es ſich vielleicht empfehlen, die
Fahrt gemeinſchaftlich zu machen, wobei dann der
landrätliche Schlitten die Tête zu nehmen und der
Crampas'ſche zu folgen hätte. Wahrſcheinlich auch
der Gieshübler'ſche. Denn mit der Wegkenntnis
Mirambo's, dem ſich unerklärlicherweiſe Freund
Alonzo, der doch ſonſt ſo vorſichtig, anvertrauen
wolle, ſtehe es wahrſcheinlich noch ſchlechter als mit
der des ſommerſproſſigen Treptower Ulanen. Inn¬
ſtetten, den dieſe kleinen Verlegenheiten erheiterten,
war mit Lindequiſt's Vorſchlage durchaus einverſtanden
und ordnete die Sache dahin, daß er pünktlich um zwei
Uhr über den Marktplatz fahren und ohne alles Säumen
die Führung des Zuges in die Hand nehmen werde.
Th. Fontane, Effi Brieſt. 17
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/266>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.