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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
der Mama, einem kleinen Salon mit Kamin, drin
ein schwaches Feuer brannte; denn es war mildes, bei¬
nah warmes Wetter. Auf dem runden Tische mit
grüner Schirmlampe waren drei Kouverts gelegt,
und auf einem Nebentischchen stand das Theezeug.

"Du wohnst ja reizend, Mama," sagte Effi,
während sie dem Sofa gegenüber Platz nahm, aber
nur um sich gleich danach an dem Theetisch zu
schaffen zu machen. "Darf ich wieder die Rolle des
Theefräuleins übernehmen?"

"Gewiß, meine liebe Effi. Aber nur für Dago¬
bert und Dich selbst. Ich meinerseits muß verzichten,
was mir beinah schwer fällt."

"Ich versteh', Deiner Augen halber. Aber nun
sage mir, Mama, was ist es damit? In der
Droschke, die noch dazu so klapperte, haben wir immer
nur von Innstetten und unserer großen Karriere
gesprochen, viel zu viel, und das geht nicht so weiter;
glaube mir, Deine Augen sind mir wichtiger, und
in einem finde ich sie, Gott sei Dank, ganz unver¬
ändert, Du siehst mich immer noch so freundlich an
wie früher." Und sie eilte auf die Mama zu und
küßte ihr die Hand.

"Effi, Du bist so stürmisch. Ganz die alte."

"Ach nein, Mama. Nicht die alte. Ich wollte,
es wäre so. Man ändert sich in der Ehe."

Effi Brieſt
der Mama, einem kleinen Salon mit Kamin, drin
ein ſchwaches Feuer brannte; denn es war mildes, bei¬
nah warmes Wetter. Auf dem runden Tiſche mit
grüner Schirmlampe waren drei Kouverts gelegt,
und auf einem Nebentiſchchen ſtand das Theezeug.

„Du wohnſt ja reizend, Mama,“ ſagte Effi,
während ſie dem Sofa gegenüber Platz nahm, aber
nur um ſich gleich danach an dem Theetiſch zu
ſchaffen zu machen. „Darf ich wieder die Rolle des
Theefräuleins übernehmen?“

„Gewiß, meine liebe Effi. Aber nur für Dago¬
bert und Dich ſelbſt. Ich meinerſeits muß verzichten,
was mir beinah ſchwer fällt.“

„Ich verſteh', Deiner Augen halber. Aber nun
ſage mir, Mama, was iſt es damit? In der
Droſchke, die noch dazu ſo klapperte, haben wir immer
nur von Innſtetten und unſerer großen Karriere
geſprochen, viel zu viel, und das geht nicht ſo weiter;
glaube mir, Deine Augen ſind mir wichtiger, und
in einem finde ich ſie, Gott ſei Dank, ganz unver¬
ändert, Du ſiehſt mich immer noch ſo freundlich an
wie früher.“ Und ſie eilte auf die Mama zu und
küßte ihr die Hand.

„Effi, Du biſt ſo ſtürmiſch. Ganz die alte.“

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[335/0344] Effi Brieſt der Mama, einem kleinen Salon mit Kamin, drin ein ſchwaches Feuer brannte; denn es war mildes, bei¬ nah warmes Wetter. Auf dem runden Tiſche mit grüner Schirmlampe waren drei Kouverts gelegt, und auf einem Nebentiſchchen ſtand das Theezeug. „Du wohnſt ja reizend, Mama,“ ſagte Effi, während ſie dem Sofa gegenüber Platz nahm, aber nur um ſich gleich danach an dem Theetiſch zu ſchaffen zu machen. „Darf ich wieder die Rolle des Theefräuleins übernehmen?“ „Gewiß, meine liebe Effi. Aber nur für Dago¬ bert und Dich ſelbſt. Ich meinerſeits muß verzichten, was mir beinah ſchwer fällt.“ „Ich verſteh', Deiner Augen halber. Aber nun ſage mir, Mama, was iſt es damit? In der Droſchke, die noch dazu ſo klapperte, haben wir immer nur von Innſtetten und unſerer großen Karriere geſprochen, viel zu viel, und das geht nicht ſo weiter; glaube mir, Deine Augen ſind mir wichtiger, und in einem finde ich ſie, Gott ſei Dank, ganz unver¬ ändert, Du ſiehſt mich immer noch ſo freundlich an wie früher.“ Und ſie eilte auf die Mama zu und küßte ihr die Hand. „Effi, Du biſt ſo ſtürmiſch. Ganz die alte.“ „Ach nein, Mama. Nicht die alte. Ich wollte, es wäre ſo. Man ändert ſich in der Ehe.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/344>, abgerufen am 23.11.2024.