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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
und sich mit dem Durchblättern eines Albums be¬
schäftigte. Dann ging es nach dem Tiergarten und
bis in die Nähe des ,Zoologischen', um dort herum
nach einer Wohnung zu suchen. Es traf sich auch
wirklich so, daß man in der Keithstraße, worauf
sich ihre Wünsche von Anfang an gerichtet hatten,
etwas durchaus Passendes ausfindig machte, nur daß
es ein Neubau war, feucht und noch unfertig. "Es
wird nicht gehen, liebe Effi," sagte Frau von Briest,
"schon einfach Gesundheitsrücksichten werden es ver¬
bieten. Und dann ein Geheimrat ist kein Trocken¬
wohner."

Effi, so sehr ihr die Wohnung gefiel, war umso
einverstandener mit diesem Bedenken, als ihr an einer
raschen Erledigung überhaupt nicht lag, ganz im
Gegenteil: ,Zeit gewonnen, alles gewonnen', und so
war ihr denn ein Hinausschieben der ganzen An¬
gelegenheit eigentlich das liebste, was ihr begegnen
konnte. "Wir wollen diese Wohnung aber doch im
Auge behalten, Mama, sie liegt so schön und ist im
Wesentlichen das, was ich mir gewünscht habe." Dann
fuhren beide Damen in die Stadt zurück, aßen im
Restaurant, das man ihnen empfohlen, und waren
am Abend in der Oper, wozu der Arzt unter der
Bedingung, daß Frau von Briest mehr hören als
sehen wolle, die Erlaubnis gegeben hatte.

Effi Brieſt
und ſich mit dem Durchblättern eines Albums be¬
ſchäftigte. Dann ging es nach dem Tiergarten und
bis in die Nähe des ‚Zoologiſchen‘, um dort herum
nach einer Wohnung zu ſuchen. Es traf ſich auch
wirklich ſo, daß man in der Keithſtraße, worauf
ſich ihre Wünſche von Anfang an gerichtet hatten,
etwas durchaus Paſſendes ausfindig machte, nur daß
es ein Neubau war, feucht und noch unfertig. „Es
wird nicht gehen, liebe Effi,“ ſagte Frau von Brieſt,
„ſchon einfach Geſundheitsrückſichten werden es ver¬
bieten. Und dann ein Geheimrat iſt kein Trocken¬
wohner.“

Effi, ſo ſehr ihr die Wohnung gefiel, war umſo
einverſtandener mit dieſem Bedenken, als ihr an einer
raſchen Erledigung überhaupt nicht lag, ganz im
Gegenteil: ,Zeit gewonnen, alles gewonnen‘, und ſo
war ihr denn ein Hinausſchieben der ganzen An¬
gelegenheit eigentlich das liebſte, was ihr begegnen
konnte. „Wir wollen dieſe Wohnung aber doch im
Auge behalten, Mama, ſie liegt ſo ſchön und iſt im
Weſentlichen das, was ich mir gewünſcht habe.“ Dann
fuhren beide Damen in die Stadt zurück, aßen im
Reſtaurant, das man ihnen empfohlen, und waren
am Abend in der Oper, wozu der Arzt unter der
Bedingung, daß Frau von Brieſt mehr hören als
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[341/0350] Effi Brieſt und ſich mit dem Durchblättern eines Albums be¬ ſchäftigte. Dann ging es nach dem Tiergarten und bis in die Nähe des ‚Zoologiſchen‘, um dort herum nach einer Wohnung zu ſuchen. Es traf ſich auch wirklich ſo, daß man in der Keithſtraße, worauf ſich ihre Wünſche von Anfang an gerichtet hatten, etwas durchaus Paſſendes ausfindig machte, nur daß es ein Neubau war, feucht und noch unfertig. „Es wird nicht gehen, liebe Effi,“ ſagte Frau von Brieſt, „ſchon einfach Geſundheitsrückſichten werden es ver¬ bieten. Und dann ein Geheimrat iſt kein Trocken¬ wohner.“ Effi, ſo ſehr ihr die Wohnung gefiel, war umſo einverſtandener mit dieſem Bedenken, als ihr an einer raſchen Erledigung überhaupt nicht lag, ganz im Gegenteil: ,Zeit gewonnen, alles gewonnen‘, und ſo war ihr denn ein Hinausſchieben der ganzen An¬ gelegenheit eigentlich das liebſte, was ihr begegnen konnte. „Wir wollen dieſe Wohnung aber doch im Auge behalten, Mama, ſie liegt ſo ſchön und iſt im Weſentlichen das, was ich mir gewünſcht habe.“ Dann fuhren beide Damen in die Stadt zurück, aßen im Reſtaurant, das man ihnen empfohlen, und waren am Abend in der Oper, wozu der Arzt unter der Bedingung, daß Frau von Brieſt mehr hören als ſehen wolle, die Erlaubnis gegeben hatte.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/350>, abgerufen am 22.11.2024.