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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

Oben fehlte noch manches, aber für einen wohn¬
lichen Eindruck war doch gesorgt, und Innstetten
sprach seine Freude darüber aus. "Effi, Du bist doch
ein kleines Genie," aber diese lehnte das Lob ab und
zeigte auf die Mama, die habe das eigentliche Ver¬
dienst. "Hier muß es stehen," so hab' es unerbittlich
geheißen, und immer habe sie's getroffen, wodurch
natürlich viel Zeit gespart und die gute Laune nie
gestört worden sei. Zuletzt kam auch Roswitha, um
den Herrn zu begrüßen, bei welcher Gelegenheit sie
sagte: "Fräulein Annie ließe sich für heute ent¬
schuldigen" -- ein kleiner Witz, auf den sie stolz war
und mit dem sie auch ihren Zweck vollkommen er¬
reichte.

Und nun nahmen sie Platz um den schon ge¬
deckten Tisch, und als Innstetten sich ein Glas Wein
eingeschenkt und "auf glückliche Tage" mit allen an¬
gestoßen hatte, nahm er Effi's Hand und sagte:
"Aber Effi, nun erzähle mir, was war das mit
Deiner Krankheit?"

"Ach, lassen wir doch das, nicht der Rede wert;
ein bißchen schmerzhaft und eine rechte Störung,
weil es einen Strich durch unsere Pläne machte.
Aber mehr war es nicht, und nun ist es vorbei.
Rummschüttel hat sich bewährt, ein feiner, liebens¬
würdiger, alter Herr, wie ich Dir, glaub' ich, schon

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Effi Brieſt

Oben fehlte noch manches, aber für einen wohn¬
lichen Eindruck war doch geſorgt, und Innſtetten
ſprach ſeine Freude darüber aus. „Effi, Du biſt doch
ein kleines Genie,“ aber dieſe lehnte das Lob ab und
zeigte auf die Mama, die habe das eigentliche Ver¬
dienſt. „Hier muß es ſtehen,“ ſo hab' es unerbittlich
geheißen, und immer habe ſie's getroffen, wodurch
natürlich viel Zeit geſpart und die gute Laune nie
geſtört worden ſei. Zuletzt kam auch Roswitha, um
den Herrn zu begrüßen, bei welcher Gelegenheit ſie
ſagte: „Fräulein Annie ließe ſich für heute ent¬
ſchuldigen“ — ein kleiner Witz, auf den ſie ſtolz war
und mit dem ſie auch ihren Zweck vollkommen er¬
reichte.

Und nun nahmen ſie Platz um den ſchon ge¬
deckten Tiſch, und als Innſtetten ſich ein Glas Wein
eingeſchenkt und „auf glückliche Tage“ mit allen an¬
geſtoßen hatte, nahm er Effi's Hand und ſagte:
„Aber Effi, nun erzähle mir, was war das mit
Deiner Krankheit?“

„Ach, laſſen wir doch das, nicht der Rede wert;
ein bißchen ſchmerzhaft und eine rechte Störung,
weil es einen Strich durch unſere Pläne machte.
Aber mehr war es nicht, und nun iſt es vorbei.
Rummſchüttel hat ſich bewährt, ein feiner, liebens¬
würdiger, alter Herr, wie ich Dir, glaub' ich, ſchon

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[355/0364] Effi Brieſt Oben fehlte noch manches, aber für einen wohn¬ lichen Eindruck war doch geſorgt, und Innſtetten ſprach ſeine Freude darüber aus. „Effi, Du biſt doch ein kleines Genie,“ aber dieſe lehnte das Lob ab und zeigte auf die Mama, die habe das eigentliche Ver¬ dienſt. „Hier muß es ſtehen,“ ſo hab' es unerbittlich geheißen, und immer habe ſie's getroffen, wodurch natürlich viel Zeit geſpart und die gute Laune nie geſtört worden ſei. Zuletzt kam auch Roswitha, um den Herrn zu begrüßen, bei welcher Gelegenheit ſie ſagte: „Fräulein Annie ließe ſich für heute ent¬ ſchuldigen“ — ein kleiner Witz, auf den ſie ſtolz war und mit dem ſie auch ihren Zweck vollkommen er¬ reichte. Und nun nahmen ſie Platz um den ſchon ge¬ deckten Tiſch, und als Innſtetten ſich ein Glas Wein eingeſchenkt und „auf glückliche Tage“ mit allen an¬ geſtoßen hatte, nahm er Effi's Hand und ſagte: „Aber Effi, nun erzähle mir, was war das mit Deiner Krankheit?“ „Ach, laſſen wir doch das, nicht der Rede wert; ein bißchen ſchmerzhaft und eine rechte Störung, weil es einen Strich durch unſere Pläne machte. Aber mehr war es nicht, und nun iſt es vorbei. Rummſchüttel hat ſich bewährt, ein feiner, liebens¬ würdiger, alter Herr, wie ich Dir, glaub' ich, ſchon 23 *

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/364>, abgerufen am 22.11.2024.