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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
schrieb. In seiner Wissenschaft soll er nicht gerade
glänzen, aber Mama sagt, das sei ein Vorzug. Und
sie wird wohl recht haben wie in allen Stücken.
Unser guter Dr. Hannemann war auch kein Licht
und traf es doch immer. Und nun sage, was macht
Gieshübler und die anderen alle?"

"Ja, wer sind die anderen alle? Crampas
läßt sich der gnäd'gen Frau empfehlen ..."'

"Ah, sehr artig."

"Und der Pastor will Dir desgleichen empfohlen
sein; nur die Herrschaften auf dem Lande waren
ziemlich nüchtern und schienen auch mich für Deinen
Abschied ohne Abschied verantwortlich machen zu
wollen. Unsere Freundin Sidonie war sogar spitz,
und nur die gute Frau von Padden, zu der ich eigens
vorgestern noch hinüberfuhr, freute sich aufrichtig über
Deinen Gruß und Deine Liebeserklärung an sie. ,Du
seist eine reizende Frau,' sagte sie, ,aber ich sollte Dich gut
hüten.' Und als ich ihr erwiderte: ,Du fändest schon, daß
ich mehr ein ,Erzieher' als ein Ehemann sei,' sagte sie
halblaut und beinahe wie abwesend: ,Ein junges
Lämmchen weiß wie Schnee.' Und dann brach sie ab."

Vetter Briest lachte. ",Ein junges Lämmchen
weiß wie Schnee ...' Da hörst Du's, Cousine."
Und er wollte sie zu necken fortfahren, gab es aber
auf, als er sah, daß sie sich verfärbte.

Effi Brieſt
ſchrieb. In ſeiner Wiſſenſchaft ſoll er nicht gerade
glänzen, aber Mama ſagt, das ſei ein Vorzug. Und
ſie wird wohl recht haben wie in allen Stücken.
Unſer guter Dr. Hannemann war auch kein Licht
und traf es doch immer. Und nun ſage, was macht
Gieshübler und die anderen alle?“

„Ja, wer ſind die anderen alle? Crampas
läßt ſich der gnäd'gen Frau empfehlen …“‛

„Ah, ſehr artig.“

„Und der Paſtor will Dir desgleichen empfohlen
ſein; nur die Herrſchaften auf dem Lande waren
ziemlich nüchtern und ſchienen auch mich für Deinen
Abſchied ohne Abſchied verantwortlich machen zu
wollen. Unſere Freundin Sidonie war ſogar ſpitz,
und nur die gute Frau von Padden, zu der ich eigens
vorgeſtern noch hinüberfuhr, freute ſich aufrichtig über
Deinen Gruß und Deine Liebeserklärung an ſie. ‚Du
ſeiſt eine reizende Frau,‘ ſagte ſie, ‚aber ich ſollte Dich gut
hüten.‘ Und als ich ihr erwiderte: ‚Du fändeſt ſchon, daß
ich mehr ein ‚Erzieher‘ als ein Ehemann ſei,‘ ſagte ſie
halblaut und beinahe wie abweſend: ‚Ein junges
Lämmchen weiß wie Schnee.‘ Und dann brach ſie ab.“

Vetter Brieſt lachte. „‚Ein junges Lämmchen
weiß wie Schnee …‘ Da hörſt Du's, Couſine.“
Und er wollte ſie zu necken fortfahren, gab es aber
auf, als er ſah, daß ſie ſich verfärbte.

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[356/0365] Effi Brieſt ſchrieb. In ſeiner Wiſſenſchaft ſoll er nicht gerade glänzen, aber Mama ſagt, das ſei ein Vorzug. Und ſie wird wohl recht haben wie in allen Stücken. Unſer guter Dr. Hannemann war auch kein Licht und traf es doch immer. Und nun ſage, was macht Gieshübler und die anderen alle?“ „Ja, wer ſind die anderen alle? Crampas läßt ſich der gnäd'gen Frau empfehlen …“‛ „Ah, ſehr artig.“ „Und der Paſtor will Dir desgleichen empfohlen ſein; nur die Herrſchaften auf dem Lande waren ziemlich nüchtern und ſchienen auch mich für Deinen Abſchied ohne Abſchied verantwortlich machen zu wollen. Unſere Freundin Sidonie war ſogar ſpitz, und nur die gute Frau von Padden, zu der ich eigens vorgeſtern noch hinüberfuhr, freute ſich aufrichtig über Deinen Gruß und Deine Liebeserklärung an ſie. ‚Du ſeiſt eine reizende Frau,‘ ſagte ſie, ‚aber ich ſollte Dich gut hüten.‘ Und als ich ihr erwiderte: ‚Du fändeſt ſchon, daß ich mehr ein ‚Erzieher‘ als ein Ehemann ſei,‘ ſagte ſie halblaut und beinahe wie abweſend: ‚Ein junges Lämmchen weiß wie Schnee.‘ Und dann brach ſie ab.“ Vetter Brieſt lachte. „‚Ein junges Lämmchen weiß wie Schnee …‘ Da hörſt Du's, Couſine.“ Und er wollte ſie zu necken fortfahren, gab es aber auf, als er ſah, daß ſie ſich verfärbte.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/365>, abgerufen am 22.11.2024.