mit Scheele, den Du nicht kennst und der den Sauer¬ stoff entdeckte, was man aber nicht zu wissen braucht. Und dann von Stralsund nach Bergen und dem Rugard, von wo man, wie mir Wüllersdorf sagte, die ganze Insel übersehen kann, und dann zwischen dem Großen und Kleinen Jasmunder Bodden hin, bis nach Saßnitz. Denn nach Rügen reisen heißt nach Saßnitz reisen. Binz ginge vielleicht auch noch, aber da sind -- ich muß Wüllersdorf noch einmal zitieren -- so viele kleine Steinchen und Muschel¬ schalen am Strande, und wir wollen doch baden."
Effi war einverstanden mit allem, was von seiten Innstetten's geplant wurde, vor allem auch damit, daß der ganze Hausstand auf vier Wochen aufgelöst werden und Roswitha mit Annie nach Hohen-Cremmen, Johanna aber zu ihrem etwas jüngeren Halbbruder reisen sollte, der bei Pasewalk eine Schneidemühle hatte. So war alles gut unter¬ gebracht. Mit Beginn der nächsten Woche brach man denn auch wirklich auf, und am selben Abende noch war man in Saßnitz. Über dem Gasthause stand "Hotel Fahrenheit". "Die Preise hoffentlich nach Reaumur," setzte Innstetten, als er den Namen las, hinzu, und in bester Laune machten beide noch einen Abendspaziergang an dem Klippenstrande hin und sahen von einem Felsenvorsprung aus auf die
Effi Brieſt
mit Scheele, den Du nicht kennſt und der den Sauer¬ ſtoff entdeckte, was man aber nicht zu wiſſen braucht. Und dann von Stralſund nach Bergen und dem Rugard, von wo man, wie mir Wüllersdorf ſagte, die ganze Inſel überſehen kann, und dann zwiſchen dem Großen und Kleinen Jaſmunder Bodden hin, bis nach Saßnitz. Denn nach Rügen reiſen heißt nach Saßnitz reiſen. Binz ginge vielleicht auch noch, aber da ſind — ich muß Wüllersdorf noch einmal zitieren — ſo viele kleine Steinchen und Muſchel¬ ſchalen am Strande, und wir wollen doch baden.“
Effi war einverſtanden mit allem, was von ſeiten Innſtetten's geplant wurde, vor allem auch damit, daß der ganze Hausſtand auf vier Wochen aufgelöſt werden und Roswitha mit Annie nach Hohen-Cremmen, Johanna aber zu ihrem etwas jüngeren Halbbruder reiſen ſollte, der bei Paſewalk eine Schneidemühle hatte. So war alles gut unter¬ gebracht. Mit Beginn der nächſten Woche brach man denn auch wirklich auf, und am ſelben Abende noch war man in Saßnitz. Über dem Gaſthauſe ſtand „Hotel Fahrenheit“. „Die Preiſe hoffentlich nach Réaumur,“ ſetzte Innſtetten, als er den Namen las, hinzu, und in beſter Laune machten beide noch einen Abendſpaziergang an dem Klippenſtrande hin und ſahen von einem Felſenvorſprung aus auf die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0373"n="364"/><fwplace="top"type="header">Effi Brieſt<lb/></fw>mit Scheele, den Du nicht kennſt und der den Sauer¬<lb/>ſtoff entdeckte, was man aber nicht zu wiſſen braucht.<lb/>
Und dann von Stralſund nach Bergen und dem<lb/>
Rugard, von wo man, wie mir Wüllersdorf ſagte,<lb/>
die ganze Inſel überſehen kann, und dann zwiſchen<lb/>
dem Großen und Kleinen Jaſmunder Bodden hin,<lb/>
bis nach Saßnitz. Denn nach Rügen reiſen heißt<lb/>
nach Saßnitz reiſen. Binz ginge vielleicht auch noch,<lb/>
aber da ſind — ich muß Wüllersdorf noch einmal<lb/>
zitieren —ſo viele kleine Steinchen und Muſchel¬<lb/>ſchalen am Strande, und wir wollen doch baden.“</p><lb/><p>Effi war einverſtanden mit allem, was von<lb/>ſeiten Innſtetten's geplant wurde, vor allem auch<lb/>
damit, daß der ganze Hausſtand auf vier Wochen<lb/>
aufgelöſt werden und Roswitha mit Annie nach<lb/>
Hohen-Cremmen, Johanna aber zu ihrem etwas<lb/>
jüngeren Halbbruder reiſen ſollte, der bei Paſewalk<lb/>
eine Schneidemühle hatte. So war alles gut unter¬<lb/>
gebracht. Mit Beginn der nächſten Woche brach<lb/>
man denn auch wirklich auf, und am ſelben Abende<lb/>
noch war man in Saßnitz. Über dem Gaſthauſe<lb/>ſtand „Hotel Fahrenheit“. „Die Preiſe hoffentlich<lb/>
nach R<hirendition="#aq">é</hi>aumur,“ſetzte Innſtetten, als er den Namen<lb/>
las, hinzu, und in beſter Laune machten beide noch<lb/>
einen Abendſpaziergang an dem Klippenſtrande hin<lb/>
und ſahen von einem Felſenvorſprung aus auf die<lb/></p></div></body></text></TEI>
[364/0373]
Effi Brieſt
mit Scheele, den Du nicht kennſt und der den Sauer¬
ſtoff entdeckte, was man aber nicht zu wiſſen braucht.
Und dann von Stralſund nach Bergen und dem
Rugard, von wo man, wie mir Wüllersdorf ſagte,
die ganze Inſel überſehen kann, und dann zwiſchen
dem Großen und Kleinen Jaſmunder Bodden hin,
bis nach Saßnitz. Denn nach Rügen reiſen heißt
nach Saßnitz reiſen. Binz ginge vielleicht auch noch,
aber da ſind — ich muß Wüllersdorf noch einmal
zitieren — ſo viele kleine Steinchen und Muſchel¬
ſchalen am Strande, und wir wollen doch baden.“
Effi war einverſtanden mit allem, was von
ſeiten Innſtetten's geplant wurde, vor allem auch
damit, daß der ganze Hausſtand auf vier Wochen
aufgelöſt werden und Roswitha mit Annie nach
Hohen-Cremmen, Johanna aber zu ihrem etwas
jüngeren Halbbruder reiſen ſollte, der bei Paſewalk
eine Schneidemühle hatte. So war alles gut unter¬
gebracht. Mit Beginn der nächſten Woche brach
man denn auch wirklich auf, und am ſelben Abende
noch war man in Saßnitz. Über dem Gaſthauſe
ſtand „Hotel Fahrenheit“. „Die Preiſe hoffentlich
nach Réaumur,“ ſetzte Innſtetten, als er den Namen
las, hinzu, und in beſter Laune machten beide noch
einen Abendſpaziergang an dem Klippenſtrande hin
und ſahen von einem Felſenvorſprung aus auf die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/373>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.