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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
stille, vom Mondschein überzitterte Bucht. Effi war
entzückt. "Ach, Geert, das ist ja Capri, das ist ja
Sorrent. Ja, hier bleiben wir. Aber natürlich nicht
im Hotel; die Kellner sind mir zu vornehm, und
man geniert sich, um eine Flasche Sodawasser zu
bitten ..."

"Ja, lauter Attaches. Es wird sich aber wohl
eine Privatwohnung finden lassen."

"Denk' ich auch. Und wir wollen gleich morgen
danach aussehen."

Schön wie der Abend war der Morgen, und
man nahm das Frühstück im Freien. Innstetten
empfing etliche Briefe, die schnell erledigt werden
mußten, und so beschloß Effi, die für sie frei ge¬
wordene Stunde sofort zur Wohnungssuche zu be¬
nutzen. Sie ging erst an einer eingepferchten Wiese,
dann an Häusergruppen und Haferfeldern vorüber
und bog zuletzt in einen Weg ein, der schluchtartig
auf das Meer zulief. Da, wo dieser Schluchtenweg
den Strand traf, stand ein von hohen Buchen über¬
schattetes Gasthaus, nicht so vornehm wie das Fahren¬
heit'sche, mehr ein bloßes Restaurant, in dem, der
frühen Stunde halber, noch alles leer war. Effi
nahm an einem Aussichtspunkte Platz, und kaum daß
sie von dem Sherry, den sie bestellt, genippt hatte,
so trat auch schon der Wirt an sie heran, um halb

Effi Brieſt
ſtille, vom Mondſchein überzitterte Bucht. Effi war
entzückt. „Ach, Geert, das iſt ja Capri, das iſt ja
Sorrent. Ja, hier bleiben wir. Aber natürlich nicht
im Hotel; die Kellner ſind mir zu vornehm, und
man geniert ſich, um eine Flaſche Sodawaſſer zu
bitten …“

„Ja, lauter Attachés. Es wird ſich aber wohl
eine Privatwohnung finden laſſen.“

„Denk' ich auch. Und wir wollen gleich morgen
danach ausſehen.“

Schön wie der Abend war der Morgen, und
man nahm das Frühſtück im Freien. Innſtetten
empfing etliche Briefe, die ſchnell erledigt werden
mußten, und ſo beſchloß Effi, die für ſie frei ge¬
wordene Stunde ſofort zur Wohnungsſuche zu be¬
nutzen. Sie ging erſt an einer eingepferchten Wieſe,
dann an Häuſergruppen und Haferfeldern vorüber
und bog zuletzt in einen Weg ein, der ſchluchtartig
auf das Meer zulief. Da, wo dieſer Schluchtenweg
den Strand traf, ſtand ein von hohen Buchen über¬
ſchattetes Gaſthaus, nicht ſo vornehm wie das Fahren¬
heit'ſche, mehr ein bloßes Reſtaurant, in dem, der
frühen Stunde halber, noch alles leer war. Effi
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[365/0374] Effi Brieſt ſtille, vom Mondſchein überzitterte Bucht. Effi war entzückt. „Ach, Geert, das iſt ja Capri, das iſt ja Sorrent. Ja, hier bleiben wir. Aber natürlich nicht im Hotel; die Kellner ſind mir zu vornehm, und man geniert ſich, um eine Flaſche Sodawaſſer zu bitten …“ „Ja, lauter Attachés. Es wird ſich aber wohl eine Privatwohnung finden laſſen.“ „Denk' ich auch. Und wir wollen gleich morgen danach ausſehen.“ Schön wie der Abend war der Morgen, und man nahm das Frühſtück im Freien. Innſtetten empfing etliche Briefe, die ſchnell erledigt werden mußten, und ſo beſchloß Effi, die für ſie frei ge¬ wordene Stunde ſofort zur Wohnungsſuche zu be¬ nutzen. Sie ging erſt an einer eingepferchten Wieſe, dann an Häuſergruppen und Haferfeldern vorüber und bog zuletzt in einen Weg ein, der ſchluchtartig auf das Meer zulief. Da, wo dieſer Schluchtenweg den Strand traf, ſtand ein von hohen Buchen über¬ ſchattetes Gaſthaus, nicht ſo vornehm wie das Fahren¬ heit'ſche, mehr ein bloßes Reſtaurant, in dem, der frühen Stunde halber, noch alles leer war. Effi nahm an einem Ausſichtspunkte Platz, und kaum daß ſie von dem Sherry, den ſie beſtellt, genippt hatte, ſo trat auch ſchon der Wirt an ſie heran, um halb

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/374>, abgerufen am 22.11.2024.