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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
mutmaßlich auf dem Aussterbeetat. Briest, der den
Fortbestand anderer Familien obenhin behandelte,
weil er eigentlich nur an die Briest's glaubte, scherzte
mitunter darüber und sagte: "Ja, Innstetten, wenn
das so weiter geht, so wird Annie seiner Zeit wohl
einen Bankier heiraten (hoffentlich einen christlichen,
wenn's deren dann noch giebt) und mit Rücksicht
auf das alte freiherrliche Geschlecht der Innstetten
wird dann Seine Majestät Annie's Haute finance-
Kinder unter dem Namen ,von der Innstetten' im
Gothaischen Kalender, oder was weniger wichtig ist,
in der preußischen Geschichte fortleben lassen" --
Ausführungen, die von Innstetten selbst immer mit
einer kleinen Verlegenheit, von Frau von Briest mit
Achselzucken, von Effi dagegen mit Heiterkeit auf¬
genommen wurden. Denn so adelsstolz sie war, so
war sie's doch nur für ihre Person, und ein eleganter
und welterfahrener und vor allem sehr, sehr reicher
Bankierschwiegersohn wäre durchaus nicht gegen ihre
Wünsche gewesen.

Ja, Effi nahm die Erbfolgefrage leicht, wie
junge, reizende Frauen das thun; als aber eine
lange, lange Zeit -- sie waren schon im siebenten
Jahre in ihrer neuen Stellung -- vergangen war,
wurde der alte Rummschüttel, der auf dem Gebiete
der Gynäkologie nicht ganz ohne Ruf war, durch

Effi Brieſt
mutmaßlich auf dem Ausſterbeetat. Brieſt, der den
Fortbeſtand anderer Familien obenhin behandelte,
weil er eigentlich nur an die Brieſt's glaubte, ſcherzte
mitunter darüber und ſagte: „Ja, Innſtetten, wenn
das ſo weiter geht, ſo wird Annie ſeiner Zeit wohl
einen Bankier heiraten (hoffentlich einen chriſtlichen,
wenn's deren dann noch giebt) und mit Rückſicht
auf das alte freiherrliche Geſchlecht der Innſtetten
wird dann Seine Majeſtät Annie's Haute finance-
Kinder unter dem Namen ‚von der Innſtetten‘ im
Gothaiſchen Kalender, oder was weniger wichtig iſt,
in der preußiſchen Geſchichte fortleben laſſen“ —
Ausführungen, die von Innſtetten ſelbſt immer mit
einer kleinen Verlegenheit, von Frau von Brieſt mit
Achſelzucken, von Effi dagegen mit Heiterkeit auf¬
genommen wurden. Denn ſo adelsſtolz ſie war, ſo
war ſie's doch nur für ihre Perſon, und ein eleganter
und welterfahrener und vor allem ſehr, ſehr reicher
Bankierſchwiegerſohn wäre durchaus nicht gegen ihre
Wünſche geweſen.

Ja, Effi nahm die Erbfolgefrage leicht, wie
junge, reizende Frauen das thun; als aber eine
lange, lange Zeit — ſie waren ſchon im ſiebenten
Jahre in ihrer neuen Stellung — vergangen war,
wurde der alte Rummſchüttel, der auf dem Gebiete
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[389/0398] Effi Brieſt mutmaßlich auf dem Ausſterbeetat. Brieſt, der den Fortbeſtand anderer Familien obenhin behandelte, weil er eigentlich nur an die Brieſt's glaubte, ſcherzte mitunter darüber und ſagte: „Ja, Innſtetten, wenn das ſo weiter geht, ſo wird Annie ſeiner Zeit wohl einen Bankier heiraten (hoffentlich einen chriſtlichen, wenn's deren dann noch giebt) und mit Rückſicht auf das alte freiherrliche Geſchlecht der Innſtetten wird dann Seine Majeſtät Annie's Haute finance- Kinder unter dem Namen ‚von der Innſtetten‘ im Gothaiſchen Kalender, oder was weniger wichtig iſt, in der preußiſchen Geſchichte fortleben laſſen“ — Ausführungen, die von Innſtetten ſelbſt immer mit einer kleinen Verlegenheit, von Frau von Brieſt mit Achſelzucken, von Effi dagegen mit Heiterkeit auf¬ genommen wurden. Denn ſo adelsſtolz ſie war, ſo war ſie's doch nur für ihre Perſon, und ein eleganter und welterfahrener und vor allem ſehr, ſehr reicher Bankierſchwiegerſohn wäre durchaus nicht gegen ihre Wünſche geweſen. Ja, Effi nahm die Erbfolgefrage leicht, wie junge, reizende Frauen das thun; als aber eine lange, lange Zeit — ſie waren ſchon im ſiebenten Jahre in ihrer neuen Stellung — vergangen war, wurde der alte Rummſchüttel, der auf dem Gebiete der Gynäkologie nicht ganz ohne Ruf war, durch

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/398>, abgerufen am 22.11.2024.