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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Zweiunddreißigstes Kapitel.

Drei Jahre waren vergangen, und Effi be¬
wohnte seit fast eben so langer Zeit eine kleine
Wohnung in der Königgrätzerstraße, zwischen As¬
kanischem Platz und Halleschem Thor: ein Vorder-
und Hinterzimmer, und hinter diesem die Küche mit
Mädchengelaß, alles so durchschnittsmäßig und all¬
täglich wie nur möglich. Und doch war es eine
apart hübsche Wohnung, die jedem, der sie sah, an¬
genehm auffiel, am meisten vielleicht dem alten Ge¬
heimrat Rummschüttel, der, dann und wann vor¬
sprechend, der armen jungen Frau nicht bloß die nun
weit zurückliegende Rheumatismus- und Neuralgie-
Komödie, sondern auch alles, was seitdem sonst noch
vorgekommen war, längst verziehen hatte, wenn es
für ihn der Verzeihung überhaupt bedurfte. Denn
Rummschüttel kannte noch ganz anderes. Er war
jetzt ausgangs siebzig, aber wenn Effi, die seit einiger
Zeit ziemlich viel kränkelte, ihn brieflich um seinen
Besuch bat, so war er am anderen Vormittag auch

Zweiunddreißigſtes Kapitel.

Drei Jahre waren vergangen, und Effi be¬
wohnte ſeit faſt eben ſo langer Zeit eine kleine
Wohnung in der Königgrätzerſtraße, zwiſchen As¬
kaniſchem Platz und Halleſchem Thor: ein Vorder-
und Hinterzimmer, und hinter dieſem die Küche mit
Mädchengelaß, alles ſo durchſchnittsmäßig und all¬
täglich wie nur möglich. Und doch war es eine
apart hübſche Wohnung, die jedem, der ſie ſah, an¬
genehm auffiel, am meiſten vielleicht dem alten Ge¬
heimrat Rummſchüttel, der, dann und wann vor¬
ſprechend, der armen jungen Frau nicht bloß die nun
weit zurückliegende Rheumatismus- und Neuralgie-
Komödie, ſondern auch alles, was ſeitdem ſonſt noch
vorgekommen war, längſt verziehen hatte, wenn es
für ihn der Verzeihung überhaupt bedurfte. Denn
Rummſchüttel kannte noch ganz anderes. Er war
jetzt ausgangs ſiebzig, aber wenn Effi, die ſeit einiger
Zeit ziemlich viel kränkelte, ihn brieflich um ſeinen
Beſuch bat, ſo war er am anderen Vormittag auch

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[[454]/0463] Zweiunddreißigſtes Kapitel. Drei Jahre waren vergangen, und Effi be¬ wohnte ſeit faſt eben ſo langer Zeit eine kleine Wohnung in der Königgrätzerſtraße, zwiſchen As¬ kaniſchem Platz und Halleſchem Thor: ein Vorder- und Hinterzimmer, und hinter dieſem die Küche mit Mädchengelaß, alles ſo durchſchnittsmäßig und all¬ täglich wie nur möglich. Und doch war es eine apart hübſche Wohnung, die jedem, der ſie ſah, an¬ genehm auffiel, am meiſten vielleicht dem alten Ge¬ heimrat Rummſchüttel, der, dann und wann vor¬ ſprechend, der armen jungen Frau nicht bloß die nun weit zurückliegende Rheumatismus- und Neuralgie- Komödie, ſondern auch alles, was ſeitdem ſonſt noch vorgekommen war, längſt verziehen hatte, wenn es für ihn der Verzeihung überhaupt bedurfte. Denn Rummſchüttel kannte noch ganz anderes. Er war jetzt ausgangs ſiebzig, aber wenn Effi, die ſeit einiger Zeit ziemlich viel kränkelte, ihn brieflich um ſeinen Beſuch bat, ſo war er am anderen Vormittag auch

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. [454]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/463>, abgerufen am 22.11.2024.