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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
und im Herbst kann ich einen Hasen hetzen. Und
der Rotwein schmeckt mir noch. Und wenn ich das
Kind erst wieder im Hause habe, dann schmeckt er
mir noch besser ... Und nun will ich das Telegramm
schicken."


Effi war nun schon über ein halbes Jahr in
Hohen-Cremmen; sie bewohnte die beiden Zimmer
im ersten Stock, die sie schon früher, wenn sie zu
Besuch da war, bewohnt hatte; das größere war für
sie persönlich hergerichtet, nebenan schlief Roswitha.
Was Rummschüttel von diesem Aufenthalt und all'
dem andern Guten erwartet hatte, das hatte sich auch
erfüllt, so weit sich's erfüllen konnte. Das Hüsteln
ließ nach, der herbe Zug, der das so gütige Gesicht
um ein gut Teil seines Liebreizes gebracht hatte,
schwand wieder hin, und es kamen Tage, wo sie
wieder lachen konnte. Von Kessin und allem, was
da zurück lag, wurde wenig gesprochen, mit alleiniger
Ausnahme von Frau von Padden und natürlich
von Gieshübler, für den der alte Briest eine lebhafte
Vorliebe hatte. "Dieser Alonzo, dieser Preciosa-
Spanier, der einen Mirambo beherbergt und eine
Trippelli großzieht, -- ja, das muß ein Genie sein,
das laß ich mir nicht ausreden." Und dann mußte
sich Effi bequemen, ihm den ganzen Gieshübler, mit

Effi Brieſt
und im Herbſt kann ich einen Haſen hetzen. Und
der Rotwein ſchmeckt mir noch. Und wenn ich das
Kind erſt wieder im Hauſe habe, dann ſchmeckt er
mir noch beſſer … Und nun will ich das Telegramm
ſchicken.“


Effi war nun ſchon über ein halbes Jahr in
Hohen-Cremmen; ſie bewohnte die beiden Zimmer
im erſten Stock, die ſie ſchon früher, wenn ſie zu
Beſuch da war, bewohnt hatte; das größere war für
ſie perſönlich hergerichtet, nebenan ſchlief Roswitha.
Was Rummſchüttel von dieſem Aufenthalt und all'
dem andern Guten erwartet hatte, das hatte ſich auch
erfüllt, ſo weit ſich's erfüllen konnte. Das Hüſteln
ließ nach, der herbe Zug, der das ſo gütige Geſicht
um ein gut Teil ſeines Liebreizes gebracht hatte,
ſchwand wieder hin, und es kamen Tage, wo ſie
wieder lachen konnte. Von Keſſin und allem, was
da zurück lag, wurde wenig geſprochen, mit alleiniger
Ausnahme von Frau von Padden und natürlich
von Gieshübler, für den der alte Brieſt eine lebhafte
Vorliebe hatte. „Dieſer Alonzo, dieſer Precioſa-
Spanier, der einen Mirambo beherbergt und eine
Trippelli großzieht, — ja, das muß ein Genie ſein,
das laß ich mir nicht ausreden.“ Und dann mußte
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[489/0498] Effi Brieſt und im Herbſt kann ich einen Haſen hetzen. Und der Rotwein ſchmeckt mir noch. Und wenn ich das Kind erſt wieder im Hauſe habe, dann ſchmeckt er mir noch beſſer … Und nun will ich das Telegramm ſchicken.“ Effi war nun ſchon über ein halbes Jahr in Hohen-Cremmen; ſie bewohnte die beiden Zimmer im erſten Stock, die ſie ſchon früher, wenn ſie zu Beſuch da war, bewohnt hatte; das größere war für ſie perſönlich hergerichtet, nebenan ſchlief Roswitha. Was Rummſchüttel von dieſem Aufenthalt und all' dem andern Guten erwartet hatte, das hatte ſich auch erfüllt, ſo weit ſich's erfüllen konnte. Das Hüſteln ließ nach, der herbe Zug, der das ſo gütige Geſicht um ein gut Teil ſeines Liebreizes gebracht hatte, ſchwand wieder hin, und es kamen Tage, wo ſie wieder lachen konnte. Von Keſſin und allem, was da zurück lag, wurde wenig geſprochen, mit alleiniger Ausnahme von Frau von Padden und natürlich von Gieshübler, für den der alte Brieſt eine lebhafte Vorliebe hatte. „Dieſer Alonzo, dieſer Precioſa- Spanier, der einen Mirambo beherbergt und eine Trippelli großzieht, — ja, das muß ein Genie ſein, das laß ich mir nicht ausreden.“ Und dann mußte ſich Effi bequemen, ihm den ganzen Gieshübler, mit

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/498>, abgerufen am 22.11.2024.